Unterhaltung

Rapper Besko: "Die Schweiz hat ihren besten Sozialarbeiter verloren", sagt der Regisseur der SRF-Doku, Ciril Tschelegi

Rapper Besko

«Die Schweiz hat ihren besten Sozialarbeiter verloren»

11.02.2022, 23:21 Uhr
· Online seit 11.02.2022, 19:42 Uhr
20 Jahre lang begleitete Regisseur Ciril Tschelegi den Rapper und verurteilten Kriminellen Besko. Entstanden ist eine Dokumentation, die betroffen macht – und die eine Fortsetzung erhält.
Anzeige

Besijan Kacorraj alias Besko ist ein Rapper, der mit Liedern wie «Ich wird kämpfe» oder «Free Besko» hierzulande enorme Erfolge verzeichnen konnte. Den meisten Schweizerinnen und Schweizern dürfte er aber nicht als Rapper bekannt sein. Zweiterer Songtitel lässt es erahnen: Besko war wegen Raubdelikten mehrere Jahre im Gefängnis. Ende letzten Jahres wurde er zudem des Landes verwiesen. Heute lebt der Kosovare, der 1985 als Kleinkind in die Schweiz kam, in Albanien.

Seine Lebensgeschichte – vom 16-jährigen Sekundarschüler aus dem Zürcher Kreis 4 bis hin zum Gefangenen in der Strafvollzugsanstalt Cazis Tignez – wurde am Donnerstagabend auf SRF ausgestrahlt. Regisseur Ciril Tscheligi hatte den heute 36-Jährigen während 20 Jahren mit der Kamera begleitet. Entstanden ist ein Dokumentarfilm, der nachdenklich macht. Zu Beginn des gleichnamigen Films sagt Besko, er wolle Hochbauzeichner werden. Seine Zukunft sollte anderes verlaufen.

Besko hat Workshops für Jugendliche geleitet

Wie Tscheligi, der selbst aus dem Kreis 4 stammt, gegenüber ZüriToday sagt, habe der Film ganz verschiedene Reaktionen hervorgerufen. «Viele sagen mir, er habe sie aufgewühlt und sehr berührt.» Auch Besko selbst sei es so ergangen, als er das fertige Produkt sah: «Für ihn war es krass, sich als 16-Jährigen wiederzusehen. Und dann der direkte Schnitt zur Szene im Gefängnis. Damit muss man sich erst auseinandersetzen.»

Dem Filmemacher selbst sei es ein grosses Anliegen gewesen, den Menschen Besijan Kacorraj genauer vorzustellen, den die meisten bloss als Straftäter Besko aus den Medien kennen. «Viele wissen nicht, dass er sehr viel für die Jugendlichen getan hat. Die Schweiz hat einen ihrer besten Sozialarbeiter verloren.» Mit seinen Workshops habe er die Jungen motiviert, in ihre Zukunft zu investieren und nicht dieselben Fehler zu machen wie er.

Letzten Endes wurde er ausgeschafft. Tscheligi kann das nur schwer nachvollziehen. Besko sei hier aufgewachsen und gross geworden, den Kosovo und Albanien kenne er kaum. «Er wuchs schweizerischer auf als ich, in einer Pflegefamilie in Uster. Da muss doch auch die Schweiz eine gewisse Verantwortung übernehmen, dass sein Leben so verlief.» Er wolle die Verbrechen nicht gutheissen, betont der Wahlberliner. «Doch man muss sich fragen: ‹Wie konnte es soweit kommen?›»

Die Zusammenarbeit geht weiter

Diese Frage sei äusserst wichtig. Wenn man sich nicht mit den Hintergründen auseinandersetzt, dann lerne man nie aus Geschichten wie jener von Besko. «Ich hoffe, dass der Film als eine Art Denkanstoss dienen kann», so der 41-jährige Tscheligi. Ihm sei bewusst, dass dies auch böse Kommentare provoziere. «Doch damit kann ich leben. Da schreibe ich gerne auch zurück, dann entsteht ein Dialog.»

Was ebenfalls entsteht, ist ein zweiter Teil der Dokumentation. Besko baut sich nun in Albanien eine neue Zukunft auf, seinen Abschiebungsflug dorthin hat Tscheligi bereits gefilmt. «Zudem plane ich eine fiktionale Verfilmung seines Lebens, vielleicht auch in Form einer Serie.» Der Regisseur kann sich vorstellen, dabei auf Laienschauspieler zu setzen. Wo genau sie spielen soll, könne er noch nicht sagen. «Spielt auch keine Rolle – Beskos Geschichte ist universell.»

veröffentlicht: 11. Februar 2022 19:42
aktualisiert: 11. Februar 2022 23:21
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch