Stress

«Es ist möglich, aus dem dunklen Loch zu kommen»

· Online seit 26.02.2022, 06:55 Uhr
Der Schweizer Musiker Stress veröffentlicht sein neues Album «Libertad». Was der spanische Titel mit seinem Fahrrad aus der Kindheit zu tun hat, erzählt er im Interview.
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Stress, warum hast du unter anderem ein Kindheitsbild von dir auf dem aktuellen Album Cover von «Libertad»?

Es ist wichtig, dass man weiss, woher man kommt. Wenn du ungelöste Probleme hast, kommen die oft aus der Vergangenheit. Das war auch ein Prozess, den ich durchgemacht habe. Für mich ist das Cover ein Symbol, dass es für mich gut ist, woher ich komme und wo ich gelandet bin.

Wie die Psychologen zu sagen pflegen «das innere Kind…»

In unserer Gesellschaft ist alles sehr schnell und die Männer haben die Attitude zu sagen, dass es ihnen gut geht, alles tip top ist, obwohl es nicht so ist. Wir sind alle sensible Menschen und wir müssen uns um unseres innere Kind kümmern. Du musst im Klaren mit dir selbst sein, damit du mit anderen klar kommen kannst.

Warum hast du den spanischen Namen «Libertad» gewählt?

Eigentlich ist es mein Velo, das ich so nannte. Es ist eine Metapher dafür, wie wir während des Kommunismus in Estland gelebt haben, weil wir nicht machen und sagen konnten, was wir wollten. Wenn du als Kind in so einem Regime aufwächst, dann ist das nicht so cool. Egal wie schwer es war, ich habe einen Weg gefunden, mit meinen Freunden Freiheit zu haben – und zwar mit meinem Velo.

Was ist Freiheit für dich?

Manchmal bedeutet es für mich. einfach zu Hause zu sitzen und nichts zu tun. Jeder definiert das für sich selbst und es ist wichtig, dass wir den Mut haben, uns diese Freiheit zu nehmen. Auch ich musste lernen und akzeptieren, was ich brauche.

Mit dem Song «Bye» und «Enfants de la pluie» verarbeitest du dein altes Leben, richtig?

Es ist nicht einfach, Musik zu machen, wenn man in einer Depression ist, aber ich bin sehr stur und bin jetzt froh, dass ich es gemacht habe. Ich bekomme auf Social Media viele Nachrichten von Leuten, die auch eine Depression haben. Mit dem Lied «Bye» möchte ich ihnen Mut machen, weil das Licht am Tunnel real ist und es möglich ist, aus diesem dunklen Loch zu kommen - wie ich es geschafft habe. Es zeigt, dass wir Musiker nicht nur für Unterhaltung da sind, wir sind Menschen und wir teilen auch gemeinsame Erfahrungen.

Wie gehst du wieder mit dem vollen Terminkalender nach den Coronalockerungen um?

Ich brauche Zeit für mich und das ist auch gut so. Man muss manchmal akzeptieren, dass nicht immer etwas laufen muss. Manchmal ist es langweilig, aber ich brauche das. Ich boxe, gehe rennen und mache regelmässig Yoga.

Das neue Album bietet eine breite Palette an Musikstilen. Warum?

Das ist was ich bin. Ich liebe die Musik und ich will offen für alles sein. Die Zusammenarbeit mit den andere Musiker und Musikerinnen war toll. Für mich ist es wichtig, dass man die Energie des Songs spürt. Jedes Lied muss einen eigenen positiven Vibe haben. Es ist ein farbiges Album geworden. Das ist genau das, was ich wollte.

veröffentlicht: 26. Februar 2022 06:55
aktualisiert: 26. Februar 2022 06:55
Quelle: ZüriToday

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