«California Soul»

Zweideutige Texte und auf der Bühne mit Weltstars: Marlena Shaw ist tot

· Online seit 29.01.2024, 10:54 Uhr
Als Sängerin in Nachtclubs machte sich Marlena Shaw in den 1960er-Jahren einen Namen. Später trat sie mit Count Basie und Sammy Davis Jr. auf – doch auch ihre Solokarriere war äusserst erfolgreich. Jetzt ist Marlena Shaw im Alter von 84 Jahren gestorben.
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«Like a sound you hear that lingers in your ear...» So beginnt der Hit «California Soul» von Marlena Shaw. Ein Song, der noch heute regelmässig für Filme, Serien und Werbungen genutzt wird. Ein Song, den wohl alle kennen.

Doch die Frau, die da so schwungvoll singt, die ist wohl den wenigsten Leuten ein Begriff: Marlena Shaw.

Bereits als Teenagerin wollte Shaw mit ihrem Onkel, einem Trompeter, als Sängerin auf Tour gehen, doch ihre Mutter verbot es ihr. Zur Sängerin wurde sie trotzdem, wenn auch über Umwege.

Mehrere Angebote von Plattenfirmen

Als junge Frau war Shaw eines Abends in einem Bowlingcenter, als eine Freundin ihr vorschlug, die Band dort zu fragen, ob sie mitsingen dürfe. Nach zwei Bier war sie mutig genug – und bekam einen festen Job für 15 Dollar pro Nacht.

Darauf folgten Engagements in verschiedenen Nachtclubs, Shaw machte sich einen Namen. Gleich drei Plattenfirmen wollten sie unter Vertrag nehmen, schliesslich unterschrieb sie bei Cadet Records und brachte 1967 ihre erste Single raus. «Mercy, Mercy, Mercy» landete in den Charts und die Jazz-Legende Count Basie wurde auf sie aufmerksam. Er lud sie zu einem Vorsingen ein.

Dabei sah es zuerst gar nicht gut für sie aus. Mitten in einem Song verliess Basie das Studio. Shaw war am Boden zerstört und sich sicher, dass sie den Job nicht bekommt. Doch Basie kam zurück – mit zwei Gläsern Cognac in der Hand. In der Folge sang sie mehrere Jahre in seiner Band. In dieser Zeit tourte sie auch mit Sammy Davis Jr.

Von Jazz bis zu Disco

Anfangs der 1970er-Jahre konzentrierte sie sich auf ihre Solokarriere. Auf dem renommierten Jazz-Label «Blue Note» veröffentlichte sie 1975 das Album «Who Is This Bitch, Anyway?». Darauf sang sie mehrere zweideutige Songs, unter anderem aus der Sicht einer Prostituierten.

1979 wandte sich Shaw dem Disco-Genre zu und brachte «Take a Bite» raus. Bis 2004 veröffentlichte sie weitere Alben, der grosse Erfolg blieb jedoch aus. Die «Los Angeles Times» schrieb über sie: «Marlena Shaw ist ein Evergreen, ein sicherer Wert im Jazz, auch wenn sie nicht die Charts erobert.»

Revival mit Samples

Shaw blühte vor allem bei den Liveshows auf, wenn sie Geschichten aus ihrem Leben zu den Songs erzählte. Noch in den 2000er-Jahren gab sie weit über hundert Konzerten pro Jahr.

In den vergangenen Jahren erlebte sie ein Revival, viele ihrer Songs wurden neu aufgelegt und als Samples benutzt. So zum Beispiel von Mabel, Jorja Smith oder Fat Joe.

Laut ihrer Tochter, Marlena Shaw hatte fünf Kinder, ist die Sängerin bereits am 19. Januar im Alter von 84 Jahren gestorben. Bevor sie starb, wurde ihr Geburtsjahr übrigens meistens mit 1942 oder 1944 angegeben, in der Todesanzeige kam dann ihr richtiges Geburtsdatum, der 22. September 1939, zum Vorschein. Shaw selbst sagte mal in einem Interview über eine wichtige Lektion, die sie von Sammy Davis Jr. lernte: «Er sagte mir, dass ich auf der Bühne alles geben müsse. Halte nichts zurück – ausser dein Alter.»

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veröffentlicht: 29. Januar 2024 10:54
aktualisiert: 29. Januar 2024 10:54
Quelle: FM1Today

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