Popstar, Fashion-Icon und Pfarrer: Die bewegte Karriere des Rudolph Isley

«Shout» – mit einer Mischung aus Rock, Gospel und Pop landeten die Isley Brothers 1959 ihren ersten grossen Hit. Ein Song, der über eine Million mal verkauft wurde, zu einem Klassiker wurde und später von Bruce Springsteen, Garth Brooks und vielen weiteren gecovert worden ist.

Es war der Startschuss für eine riesige Karriere, die über mehrere Jahrzehnte andauern sollte. Geschrieben haben «Shout» die Brüder Rudolph, O'Kelly und Ronald – die Isley Brothers.

Mit «It's a Disco Night (Rock Don't Stop)», «Fight The Power», «It's Your Thing» oder «That Lady» landete die Gruppe Hit um Hit und eroberte weltweit die Charts. 13 Alben holten Gold-Status, neun weitere wurden mit Platin oder sogar Mehrfach-Platin ausgezeichnet.

Mit ihrem Cover von «Twist and Shout», geschrieben von Bert Berns und Phil Medley, gaben sie dem Song der Top Notes einen neuen Stil – einen Stil, den später die Beatles für ihr eigenes Cover übernahmen.

Einer riesigen Karriere stand nichts im Weg. Insbesondere als das Kult-Label Motown die Isley Brothers 1965 unter Vertrag nahm. In ihrer Zeit bei Motown landeten sie mit «This Old Heart of Mine» in den Hitparaden, trennten sich aber schon kurz danach vom Label, sie fühlten sich zu eingeengt.

Ein neuer Stil und noch mehr Erfolg

Die Trennung war die richtige Entscheidung. Die Isley Brothers gründeten ihr eigenes Label T-Neck Records, ein damals sehr aussergewöhnlicher Schritt für eine afro-amerikanische Band.

Damit widmeten sie sich auch einem neuen Stil: Mehr Funk, weniger harmonisch, härter. 1969 landete die Single «It's Your Thing» auf dem 2. Platz der Popcharts und auf dem Spitzenplatz der R&B-Charts.

1970 nahmen die Isley Brothers ihre beiden jüngsten Brüder Ernie und Marvin auf, ebenso stiess Rudolphs Schwager Chris Jasper dazu. Zusammen waren sie die Vorreiter für einen Rock'n'Roll, der Einflüsse von Funk und Soul drin hatte.

In dieser Zeit setzten sie auch in Sachen Mode neue Trends: Rudolph Isley trat mit auffälligen Hüten, Pelzmäntel und einem mit Juwelen geschmückten Stock auf – ein Stil, der bis weit in die Hip-Hop-Kultur Nachahmer fand.

Bis weit in die 1980er-Jahre reihten sie Hit an Hit und alle Alben wurden ausgezeichnet. 1986 standen sie mit «Between the Sheets» auf ihrem Zenit.

Der Aufstieg des Hip Hop und die Rolle der Isley Brothers

Doch ein neuer Stil wurde immer mehr Mainstream: Hip Hop. Auch hier spielen die Isley Brothers eine wichtige Rolle, wenn auch nicht so aktiv. Nur gerade James Brown und Parliament/Funkadelic von George Clinton wurden bis heute häufiger von den Rap-Stars gesamplet.

Mit dem Tod von O'Kelly Isley nach einem Herzinfarkt 1986 war auch die Zeit der Isley Brothers vorbei. Zwar gaben Ronald und Rudolph nochmals ein Album ihm zu Ehren raus, doch zwei Jahre später zog sich Rudolph aus dem Business zurück.

Er wollte sich seinem Traum widmen und Pfarrer werden. Dort sang er zwar noch immer und gab sogar einige Gospelsongs raus, er mied jedoch das Scheinwerferlicht.

Kurzes Comeback und ein Rechtsstreit

1992 wurden die Isley Brothers in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen. 1996 gaben sie sogar ein erfolgreiches Comeback mit «Mission to Please» – produziert und mitgeschrieben von R. Kelly. Einen letzten Auftritt hatten die Isley Brothers bei den BET Awards 2004, als sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden.

Marvin Isley starb 2010, zwischen Rudolph und Ronald kam es dieses Jahr zu einem erbitterten Rechtsstreit über die Namensrechte der Isley Brothers.

Am Mittwoch starb Rudolph Isley im Alter von 84 Jahren in seinem Schlaf. Er hinterlässt seine Frau Elaine, die er 1958 heiratete, vier Kinder und seine Brüder Ronald und Ernie.