Die Franzosen waren in den letzten Jahren das grosse Vorbild der Schweizer Langläufer – und die Nachbarn lieferten auch in Zhangjiakou mit der fast schon obligaten Bronze-Medaille wieder ab. Zur Erfüllung des stets offensiv ausgerufenen Ziels von Edelmetall hätte es für Dario Cologna und Co. aber bereits vor dem Rennen über 4 x 10 km nicht bloss eines Exploits, sondern eines Wunders bedurft.
Dennoch betonte der als Startläufer eingesetzte Cologna: «Es war richtig, die Staffel als Ziel auszugeben. Wir waren nicht so weit weg.» Der vierfache Olympiasieger meinte damit nicht den Sonntag, sondern die Jahre davor. Mit einem Ausnahmeläufer wie Cologna und drei soliden Athleten als Ergänzung glaubte man, mindestens auf Augenhöhe mit den Franzosen zu sein, die nun bei den dritten Olympischen Spielen in Folge und bei drei der letzten vier Weltmeisterschaften die Bronzemedaille gewannen.
Fehlende Breite
«Jeder wusste, dass für eine Medaille alles passen muss», betonte Jonas Baumann. Das war diesmal bereits vor dem Rennen illusorisch. Einerseits ist Cologna nicht mehr in der Lage, eine halbe Minute auf die Gegner herauszulaufen wie zu seinen besten Zeiten, anderseits kam ausser Baumann keiner der Schweizer Distanzläufer in dieser Saison auch nur ansatzweise auf Touren. «Da haben die Franzosen dann halt schon die grössere Breite.»
Mit dem Rücktritt Colognas Ende Saison endet damit das Zeitfenster für einen Medaillen-Coup ohne die erhoffte Krönung. Das Swiss-Ski-Quartett stellte mit den 31-jährigen Baumann und Candide Pralong, dem ein Jahr älteren Schlussläufer Roman Furger sowie dem bald 36-jährigen Cologna die älteste Staffel dieses Olympia-Rennens. Als Bilanz bleiben zwei Weltcup-Podestplätze (1 Sieg) sowie die WM-Ränge 4 (2017) und zweimal 5 (2015, 2021). Am nächsten am WM-Podest waren die Schweizer 2017 in Lahti, als der längst zurückgetretene Curdin Perl die Medaille im Sprint gegen den Schweden Calle Halfvarsson nur um zwei Zehntel verpasste.
Vor einer Durststrecke
«Die Staffel hat eigene Gesetze», hatte Cologna stets betont. Aber eben auch: «Es muss alles aufgehen.» Das tat es bei den Schweizern nie. Und die dürftige Bilanz dieser Saison dürfte ein Vorbote der nächsten Jahre sein. Auf der Distanz fehlen - im Gegensatz zum Sprint und zu den Frauen - die Nachwuchsleute. Oder wie es Roman Furger sagte: «Wir hatten keinen Druck von unten, auch hier stellte sich die Staffel fast von alleine auf.»
Für Langlauf-Chef Christian Flury, der die Spiele wegen zu hoher CT-Werte nach einer Covid-Infektion von zuhause verfolgen muss, war das Ziel einer Staffel-Medaille dennoch nicht zu hoch. «Angesichts unserer lange Zeit starken Distanzläufer musste das ein realistisches Ziel sein.» Er verweist auf die deutschen Frauen, die sensationell Silber holten. Für die Schweizer Männer ist eine Staffel-Medaille nun aber für einige Zeit sicher kein realistisches Ziel mehr.