Verhütungsmittel

«Wir setzen mehr Spiralen ein»: Frauen wollen auf Hormone verzichten

19.02.2023, 21:32 Uhr
· Online seit 18.02.2023, 09:16 Uhr
Dass die Anti-Baby-Pille schnell aufs Gemüt schlägt, dem können viele Frauen zustimmen. Sie sehnen sich vermehrt nach einer hormonfreien Verhütungsmethode. Die Spirale gewinnt deshalb für viele an Attraktivität.
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Der Schrei nach einer hormonfreien Verhütungsmethode wird in der heutigen Zeit immer lauter. Viele haben Angst vor den Nebenwirkungen, haben schon selber schlechte Erfahrungen gemacht oder sehnen sich nach einem natürlichen und körperlichen Erleben. Kurze Recherchen im Netz ergeben bei den meisten dasselbe Ergebnis: die Spirale. Assoziiert wird die Verhütungsmethode meist mit Schmerz, negativen Erfahrungen und jede Menge Horrorgeschichten. Bemerkbar macht sich das auch bei den Gynäkologen.

Starke Nachfrage bestätigt sich

Im Sprechzimmer von Nik Hauser, Facharzt für Gynäkologie, erscheinen vermehrt Frauen, welche bereits eine klare Vorstellung von ihrem erwünschten Verhütungsmittel haben: «Die Patientinnen haben sich vor dem Besuch im Netz über das Thema informiert. Dabei bevorzugen sie meist die Verhütungsmethode, die so wenig Hormone wie möglich enthaltet.» Die Spirale ist eine davon, welche Hauser oft zu hören bekommt. «Es ist ganz klar zu beobachten, dass die Verschreibungen für die Pille abnehmen und die Spirale vermehrt eingesetzt wird.» Das ist laut dem Gynäkologen vor allem bei den jüngeren Patientinnen zu bemerken. Zudem werde die Spirale nicht nur zur Verhütung verwendet, sondern wirke, wie die Pille auch, gegen Menstruationsbeschwerden.

«Das Angebot ist riesig»

Zu unterscheiden gilt es zwischen der Spirale mit und ohne Hormone. Sie wirken alle zwischen drei und sechs Jahre. «Das Angebot auf dem Markt ist mittlerweile riesig.» Hier erfährst du mehr über das Angebot. Wie der Name bereits sagt, enthält die Hormonspirale einen geringen Anteil an Hormonen. «Dieser ist um einiges geringer als bei der Pille und wird lokal in der Gebärmutter ausgeschüttet. Die Hormone gehen somit – nicht wie bei der Pille – ins Blut, sondern wirken direkt an der Gebärmutterschleimhaut», so Hauser. Es kann vorkommen, dass die Periodenblutung ganz ausfällt oder sich abschwächt.

Die Spirale ohne Hormone, wie beispielsweise Kupfer oder Gold, enthält Metalle, welche über eine bestimmte Zeit in die Umgebung der Gebärmutter abgegeben werden. «Bei dieser Variante kann die Periodenblutung stärker und verlängert auftreten», erklärt Hauser. Eingesetzt werden beide Arten vorzugsweise während einer Periodenblutung. Dabei wichtig zu beachten ist, dass die Frau vor dem Einlegen ein Schmerzmittel einnehmen muss.

Horror-Stories und falsche Mythen

Wer sich im Netz mit dem Thema Spirale auseinandersetzt, stösst schnell auf Einträge, welche die Spirale unattraktiv machen. So soll es vorkommen, dass sie verrutscht, einwächst oder beim Einsetzen sowie Tragen starke Schmerzen verursacht. Der Experte klärt auf: «Das kann bei einigen tatsächlich der Fall sein, wenn die Spirale nicht korrekt eingesetzt wird oder sie sich nicht am richtigen Ort befindet.» Dies entspricht jedoch nicht der Norm: «Ausnahmefälle gibt es immer, das kann man nicht verhindern.» Weiter kann es sein, dass sich die Spirale nach einer Zeit mit der Gebärmutterwand verwächst. «Die Gebärmutter muss ihre Arbeit machen. Das beispielsweise während des Zyklus oder bei Krämpfen. Die Spirale ist ein Fremdkörper und gehört theoretisch nicht dort hin.» Der Fachexperte empfiehlt deshalb regelmässige Nachkontrollen, die erste bereits nach einer Woche. Abschrecken lassen sollte man sich auf keinen Fall von den «Horror-Geschichten».

Auch den Mythos, dass man sich eine Spirale nur einsetzen lassen darf, wenn man bereits schwanger war, bereinigt der Gynäkologe. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr der Fall. «Mittlerweile gibt es Spiralen, welche wesentlich kleiner sind. Diese kann man auch bei Frauen einsetzen, die noch nie schwanger waren», erklärt Hauser.

Dass es sich bei der Spirale um ein besseres Verhütungsmittel handelt als bei der Pille, dass kann Hauser nicht per se sagen. «Es handelt sich dabei um ein sehr individuelles Thema. Die Frau muss selbst bestimmen, was für sie am besten funktioniert.» Der Pearl-Index, also die Sicherheit der Verhütungsmethode, lieg mit einem Wert von 0,2 bis 1 in etwa auf demselben Wert wie die Anti-Baby-Pille.

veröffentlicht: 18. Februar 2023 09:16
aktualisiert: 19. Februar 2023 21:32
Quelle: ArgoviaToday

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