15 Prozent der Frauen leiden nach der Geburt ihrer Kinder an einer postpartalen Depression. Besser bekannt als die Wochenbettdepression. Besserung verschafft bisher das Medikament Brexanolon. Es muss jedoch über eine Infusion und somit stationär verabreicht werden.
Das soll eine in den USA neu zugelassene Pille nun ändern, wie die «Limmattaler Zeitung» schreibt. Zuranolone ist das erste Medikament in Tablettenform gegen postpartale Depression.
Auch Väter betroffen
Daniel Surbek, Chefarzt Geburtshilfe und feto-maternale Medizin am Inselspital Bern, sagt gegenüber der «Limmattaler Zeitung», dass er ein grosses Potenzial bei Zuranolone sehe. «Voraussichtlich können viele stationäre Aufenthalte damit verhindert werden.»
Die neue Pille wurde an 200 Frauen getestet, die nach der Geburt unter starker Depression litten. Das Ergebnis: Nach drei Tagen ging es den Müttern bereits besser. Bis anhin wird die Wochenbettdepression zu Hause mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) behandelt. Sie gehören zu den Antidepressiva. Das Problem dabei: Es vergehen bis zu drei Wochen, bis die Wirkung einsetzt.
Dieser Zeitraum ist für 20 bis 30 Prozent der Betroffenen zu lange. Die Folge: Die Mutter muss stationär behandelt werden. Das kann Auswirkungen auf Kind und Vater haben. Zehn Prozent der Männer erkranken nach der Heilung der Frauen auch, wie Andrea Borzatta, Präsidentin des Vereins Postpartale Depression Schweiz, weiss: «Wenn es der Frau besser geht, sie stabiler ist, fällt er in ein Loch.»
Zuerst stabil werden
Borzatta kennt die Wochenbettdepression. Nach der ersten Geburt habe sie noch mit Antidepressiva gehadert und habe diese erst nach dem Abstillen genommen. Nach der zweiten Geburt kamen alle Ängste wieder – diesmal zögerte sie nicht.
«Ich musste von Grund auf aufarbeiten, warum ich immer das Gefühl hatte, das alles nicht zu schaffen», erzählt sie gegenüber der Zeitung. Nach 1,5 Jahren konnte sie die Medikamente absetzen. Seither geht es ihr gut. «Wenn man nicht eine gewisse Stabilität hat, kann man nicht mit der Therapie anfangen.»
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Deshalb hofft sie, dass ein in den USA neu zugelassenes Medikament bald in der Schweiz verfügbar wird. Surbeks Erwartung ist, dass die neue Pille bis spätestens in einem Jahr in der Schweiz zugelassen wird
(joe)