Rima und Co.

Warum Massnahmenkritiker jetzt in die Politik wollen

· Online seit 08.06.2023, 13:04 Uhr
Neben Nicolas Rimoldi und Daniel Stricker gab auch Marco Rima seine Kandidatur für ein politisches Amt bekannt. Warum immer mehr Gesichter aus corona-kritischen Kreisen für Sitze im National- und Ständerat kandidieren, ordnen zwei Politologen ein.
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Nachdem bereits Massvoll-Gründer Nicolas Rimoldi und Youtuber Daniel Stricker ihre Kandidatur fürs Parlament bekannt gegeben hatten, meldete sich am Donnerstag auch Komiker Marco Rima zu Wort.

In einer Videobotschaft gab er bekannt, dass er als parteiloser Kandidat für die kleine Kammer (Ständerat) zur Wahl stehe.

Polit-Experten überrascht Kandidatur wenig

Die beiden Politologen Mark Balsiger und Louis Perron geben eine Einschätzung, warum sich immer mehr Personen aus den Kreisen der Massnahmenkritiker für politische Ämter zur Wahl stellen.

Balsiger meint, dass es natürlich verlockend sei, für ein solches Amt zu kandidieren, da es auch wieder für viel Aufmerksamkeit sorge. «Wer Aufmerksamkeit hat, gewinnt mutmasslich mehr Mitglieder», so Balsiger gegenüber CH Media Radionews. Überraschend sind die Kandidaturen nicht, sagt er.

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«Die unterschiedlich gelagerten Massnahmenkritiker suchen nach Möglichkeiten, um im Gespräch zu bleiben. Irgendwann wird diese Corona-Thematik vermutlich komplett vorbei sein, dann braucht man etwas Neues», so Balsiger. In der Vergangenheit habe es schon unterschiedliche Versuche gegeben, zum Beispiel in den Kantonen Bern, Zürich und Schwyz. Auf kantonaler Ebene waren diese aber nicht von Erfolg gezeichnet.

Suche nach medialer Aufmerksamkeit

Auch der Politikwissenschaftler Louis Perron sieht in den Kandidaturen klar eine Versuchung und eine Chance, die man wittert und auch etwas die mediale Aufmerksamkeit, die man aktuell vermisst. Damit spricht er explizit die Kandidatur Rimoldis an. Dieser habe mehrmals laut und deutlich klargemacht, dass Massvoll eine ausserparlamentarische Opposition sei und das auch bleiben werde. «Und siehe da, ein paar Monate später sieht alles ganz anders aus», so Perron.

Aber haben die Polit-Quereinsteiger auch Chancen auf nationaler Ebene? Balsiger meint, dass sehr viel zusammenkommen müsse, um den nötigen Prozentsatz zu erreichen. «In einem der beiden grossen Kantone, Bern und Zürich, müsste auf einer Liste von Massnahmenkritiker viel zusammenkommen, um die nötigen knapp 3 Prozent zu erreichen», erklärt der Polit-Experte.

Müssen sich in demokratischem Betrieb beweisen

«Man hat bei den Abstimmungen gesehen, dass die Massnahmenkritiker eine Minderheit sind. Zwar eine laute, aber immer noch eine Minderheit». Damit schätzt Louis Perron die Chancen bei den Nationalratswahlen, ebenso wie auch schon Mark Balsiger, als grösser ein als im Ständerat, wo man das absolute Mehr erreichen muss.

«Wenn sich mehrere zu einer Listenverbindung zusammenschliessen, ist die Chance auf einen Sitz relativ gross», schliesst Perron seine Einschätzung.

«Wenn das tatsächlich passiert, ist das gut, denn dann können sich die einzelnen Figuren tatsächlich in einem demokratischen Betrieb beweisen», findet Balsiger und fügt an: «Nur Lärm machen geht nicht. Man muss auch mit anpacken.»

veröffentlicht: 8. Juni 2023 13:04
aktualisiert: 8. Juni 2023 13:04
Quelle: Today-Zentralredaktion

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