Werden diesen Winter Strom und Gas knapp, wird es ungemütlich. Der Bundesrat könnte uns die Heizungen auf 19 Grad herunterdrehen, Spitäler müssten auf Notstromgeneratoren vertrauen und Städte wären gezwungen, ganzen Stadtteilen den Strom abzustellen, so jedenfalls die düstere Prognose der «Sonntagszeitung». Laut US-Forschern könnte das Wetter den Energiesektor im Winter aber deutlich entlasten.
Viel Strom fürs Heizen
Je kälter der Winter, desto höher wird der Stromverbrauch. Rund 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs wird in einem durchschnittlichen Winter dafür gebraucht, um Gebäude warmzuhalten. Umso erfreulicher ist es deshalb zu hören, dass die US-Wetterbehörde National Centers for Environmental Prediction (NCEP), die bereits im Frühling einen heissen und trockenen Sommer vorausgesagt hatte – und damit recht behielt, jetzt einen warmen Herbst und milden Winter prognostiziert.
Grosses Potenzial in Staudämmen
Doch schon vor dem Winter könnte ein regnerischer Herbst eine gute Ausgangslage für die nachfolgende Jahreszeit schaffen. Denn die Schweizer Stauseen sind nur zu 83 Prozent gefüllt. Wasser für 1,6 Terawattstunden zusätzlichen Strom könnten sie noch speichern. Laut der «Sonntagszeitung» könnte man damit 580'000 Haushalte ein Jahr lang versorgen.
Zahlen der letzten zehn Jahre zeigen, wie gross der Einfluss des Wetters im Winter auf den Stromverbrauch ist. Gerade die Monate Dezember, Januar und Februar, in denen es stets am kältesten wird, sind entscheidend. Im kältesten Winter 2012/2013 brauchte die Schweiz 1,9 Terawattstunden mehr Strom als im wärmsten 2019/2020. Anders gesagt: In einem sehr kalten Winter wird so viel mehr Strom verbraucht wie 690'000 Haushalte in einem ganzen Jahr benötigen.
Nachbarn könnten helfen
Dass auch für unsere Nachbarn Deutschland und Frankreich ein warmer Winter vorausgesagt wird, lässt laut der «Sonntagszeitung» hoffen. Müssen sie weniger heizen, werden Strom- und Gaslieferungen wahrscheinlicher. Die Nachbarländer helfen der Schweiz normalerweise in besonders kalten Wintern mit Strom aus AKW und Gaskraftwerken aus.
Weil aber Putin den Deutschen den Gashahn zugedreht hat und in Frankreich immer noch nicht sicher ist, ob die sanierten Atomkraftwerke rechtzeitig wieder in Betrieb sind, heisst es weiter hoffen. Hoffen auf den vorausgesagten warmen Winter und dass uns unsere Stauseen notfalls ohne kalte Zehen in den Frühling bringen.
(red.)