Verlockende Angebote

So will die Credit Suisse jetzt verlorene Kunden zurückgewinnen

· Online seit 29.04.2023, 06:59 Uhr
Verlockende Angebote per Telefon: Die gescheiterte Bank lockt abtrünnige Kunden mit grossen Zinsversprechen zurück. Mit der UBS-Fusion soll das aber nichts zu tun haben.
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Irgendwann war das Vertrauen in die Credit Suisse, respektive in deren Überleben weg. Und so entschied sich die langjährige CS-Kundin, ihre Gelder von ihren diversen Konti bei der schlingernden Bank an andere Finanzinstitute transferieren zu lassen.

Ganz nach der Devise: «Sicher ist sicher.» Das war gut zwei Wochen vor der staatlich orchestrierten Rettung durch die UBS, wie sie im Gespräch mit der «Schweiz am Wochenende» erzählt.

Und sie ist kein Einzelfall – bei weitem nicht: Insgesamt haben CS-Kunden in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres Gelder im Wert von über 61 Milliarden Franken von der Krisenbank abgezogen.

Allein in der Schweiz beliefen sich die Netto-Mittelabflüsse auf 6,9 Milliarden Franken. Die Lage hat sich zwar gemäss Credit Suisse stabilisiert, eine «Trendumkehr» sei aber bis dato nicht zu beobachten.

Zwei Prozent Zins für Neugeld

Doch offensichtlich will die Credit Suisse nicht länger tatenlos zusehen, wie der Saldo der verwalteten Vermögen weiter schmilzt. Im Gegenteil: Sie versucht nun aktiv, verlorene Kundengelder zurückzugewinnen. Auch bei der besagten Kundin.

Vor kurzem und damit nach dem mit reichlich Staats- und Nationalbankgeldern alimentierten Zwangsverkauf an die UBS erhielt sie einen Anruf eines CS-Kundenberaters mit einem verlockenden Angebot: Sollte sie ihre Gelder – oder wenigstens einen Teil davon – nun zurücktransferieren auf ihre noch immer bestehenden CS-Konti, dann würden diese Neugelder bis Ende Jahr mit mindestens 2 Prozent verzinst.

Ein grosszügiges Angebot, angesichts der regulären Zinsversprechen der Credit Suisse für Erwachsene, die mehrheitlich bei null liegen. «Nie haben wir etwas von der CS erhalten und jetzt plötzlich kommt dieses Angebot», sagt die Kundin. Sie ist jedenfalls auch hier kein Einzelfall.

Angebot für ausgesuchte Kundinnen und Kunden

Ein Sprecher der Bank bestätigt auf Anfrage, «dass die Credit Suisse momentan ausgesuchten bestehenden und neuen Kundinnen und Kunden auf Neugeldeinlagen zeitlich beschränkt einen leicht besseren Zinssatz anbietet, als er im Moment für andere Produkte erhältlich ist». Die Zins-Charme-Offensive der CS beschränkt sich nicht auf ausgewählte Märkte und damit auch nicht auf die Schweiz, sondern gilt ganz generell.

Die CS will das nun ausgesprochene Zins-Geschenk für Neugelder nicht in den Kontext des UBS-CS-Deals stellen: Solche Angebote zur Gewinnung von Neugeldeinlagen seien in ähnlicher Form auch bei Mitbewerbern zu beobachten, betont der CS-Sprecher, und sie stünden bei der Credit Suisse «im Kontext eines traditionell kundenfreundlichen Umgangs mit Zinsen».

(Florence Vuichard/Schweiz am Wochenende)

veröffentlicht: 29. April 2023 06:59
aktualisiert: 29. April 2023 06:59
Quelle: Schweiz am Wochenende

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