Sprung in Bundesrat

Nachfolge von Berset: Sechs Kandidierende bewerben sich bei SP

29.10.2023, 14:10 Uhr
· Online seit 29.10.2023, 14:03 Uhr
Fünf Politiker und eine Politikerin wollen in den Bundesrat. Sie haben sich bei der SP für die Nachfolge von Alain Berset beworben. Am Sonntagmittag ist die Frist für die Einreichung der Bundesratskandidaturen abgelaufen.
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Es bleibt bei den sechs Kandidaturen, welche bereits öffentlich bekannt sind, sagte die SP am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Konkret sind das fünf SP-Politiker und eine SP-Politikerin: Der Basler Regierungspräsident und alt Nationalrat Beat Jans, der Bündner Nationalrat Jon Pult, der Berner Nationalrat Matthias Aebischer, der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, der Waadtländer Nationalrat Roger Nordmann und die Berner Regierungsrätin und frühere Nationalrätin Evi Allemann.

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Wie es weitergeht

Als nächstes prüft eine Kommission die Kandidaturen bis am 4. November. Anfang bis Mitte November finden vier öffentliche Hearings in verschiedenen Schweizer Städten statt. Diese sollen laut SP Parteimitgliedern und der Bevölkerung die Möglichkeit geben, die Kandidierenden kennenzulernen.

Am 25. November will die Fraktion dann ihr Ticket für die Bundesratswahl bestimmen. Die SP will für die Berset-Nachfolge eine Auswahl von mehreren Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren. Auf Kriterien verzichtet sie.

Die Nachfolgerin oder der Nachfolger für Alain Berset wird bei den Gesamterneuerungswahlen der Landesregierung am 13. Dezember während der Wintersession bestimmt.

Die Kandidierenden kurz vorgestellt

Evi Allemann: Die Berner SP-Regierungsrätin und frühere Nationalrätin (Jahrgang 1978) versucht zum zweiten Mal den Sprung in die Landesregierung. Die Direktorin für Inneres und Justiz bewarb sich bereits 2022 um die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, schaffte es aber nicht aufs Ticket der SP-Fraktion. Allemann ist die einzige Frau, die als mögliche Nachfolgerin von Bundesrat Alain Berset ins Rennen steigt. Beobachter räumen ihr eher geringe Chancen ein. Mit Albert Rösti sitzt bereits ein Berner im Bundesrat. Zudem sind amtierende Parlamentsmitglieder im Bundeshaus besser vernetzt. Allemann verfügt trotz ihres relativ jungen Alters über eine lange politische Karriere. Mit 19 Jahren wurde sie zur jüngsten Grossrätin des Kantons Bern gewählt. Sie war 15 Jahre lang Nationalrätin – zu Beginn ebenfalls die Ratsjüngste – und wechselte 2018 in die Berner Kantonsregierung. Zwischenzeitlich präsidierte sie den Verkehrs-Club der Schweiz (VCS).

Roger Nordmann: Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann (Jahrgang 1973) gilt als politisches Schwergewicht. Erst im Juni gab er überraschend das Präsidium der SP-Bundeshausfraktion ab, nach acht Jahren im Amt. Anfang Oktober gab er seine Absicht bekannt, für die Nachfolge von Alain Berset zu kandidieren. Nordmann ist der einzige Westschweizer im Rennen. Der Lausanner ist seit 2004 Nationalrat. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Energiepolitik. Nordmann sieht sich als Brückenbauer. Seine Kandidatur sei nicht die eines Romands, sondern eine sprachübergreifende und die eines Schweizers, sagt er. Angesichts der dramatischen Zeitenwende brauche es keinen Bundesrat mit regionalen Interessen. Ein dritter Westschweizer in der Landesregierung sei damit durchaus möglich.

Jon Pult: Der Bündner Nationalrat Jon Pult (Jahrgang 1984) ist von vielen für die Berset-Nachfolge ins Spiel gebracht worden und hat Anfang Oktober Interesse an Bersets Sitz angemeldet. Er, der sich selbst als dreisprachigen Bündner bezeichnet, ist seit vier Jahren im Nationalrat und gilt als eines der grössten Talente der SP und als guter Rhetoriker. Schon ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte ihn die SP zu einem ihrer Vizepräsidenten. Als Regierungsmitglied möchte der jüngste unter den Kandidierenden den Zusammenhalt der Schweiz stärken. Als grösste Herausforderungen nannte Pult bei der Ankündigung seiner Kandidatur die Reform des Gesundheitswesens, die Klima- und die Europapolitik. Ein Exekutivamt hatte Pult bisher noch nicht inne.

Beat Jans: Jans (Jahrgang 1964) hat am 22. September an einer Medienkonferenz bekanntgegeben, dass er Bundesrat werden will. Er bewerbe sich mit grosser Motivation und erachte es nicht als selbstverständlich, dass er kandidieren könne. Es wäre für ihn eine «unglaubliche Ehre», an der Geschichte der Schweiz weiterschreiben zu dürfen, sagte Jans. Politbeobachter sehen Jans als einen der Favoriten auf den Regierungsposten. Er amtet seit 2021 als Regierungspräsident und Vorsteher des Präsidialdepartements des Kantons Basel-Stadt. Von 2010 bis 2020 war er Nationalrat. Während seiner Zeit als Bundesparlamentarier war er fünf Jahre lang Vizepräsident der SP Schweiz.

Matthias Aebischer: Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer (Jahrgang 1967) sagte Mitte September vor den Medien, er sei nach einer Zeit des Nachdenkens im Sommer zum Schluss gekommen, dass er alle Voraussetzungen fürs Bundesratsamt mitbringe. Er habe einen klaren Gestaltungswillen, sei ein Teamplayer, habe eine gewinnende Art und wolle in wichtigen Fragen tragfähige Lösungen finden, etwa in der Energiepolitik. Aebischer politisiert seit bald zwölf Jahren im Nationalrat. Vor seiner Zeit im Bundeshaus war Aebischer unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit. Sollte Aebischer gewählt werden, wäre der Kanton Bern doppelt in der Landesregierung vertreten.

Daniel Jositsch: Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch (Jahrgang 1965) gab Anfang September seine Kandidatur bekannt. Er habe sich die erneute Kandidatur lange überlegt, sagte er damals vor den Medien. Er habe einen «Höllenrespekt» vor dem Amt des Bundesrats. Doch er sei in die Politik gegangen, um mit Willen und Lust die Probleme anzugehen und mitzugestalten. Im vergangenen Jahr schaffte es Jositsch nicht aufs offizielle Ticket seiner Fraktion, weil damals für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga Frauen-Kandidaturen im Vordergrund standen. Trotzdem erhielt Jositsch am Wahltag mehrere Dutzend Stimmen. Schliesslich machte die jurassische Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider das Rennen. Für Jositsch als Bundesrat spricht unter anderem seine Erfahrung in Bundesbern und seine urbane Herkunft. Jositsch gilt als Vertreter des rechten Flügels der SP.

(sda/sst)

veröffentlicht: 29. Oktober 2023 14:03
aktualisiert: 29. Oktober 2023 14:10
Quelle: BärnToday

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