Kontaktverbote

Kanton Zürich überwacht kriminelle Jugendliche oft mit Fussfesseln

· Online seit 07.04.2024, 07:37 Uhr
Behörden ordnen das sogenannte Electronic Monitoring (EM) immer häufiger an. Zwischen 2018 und 2022 verzeichnete der Kanton Zürich 64 Fälle. Die Oberjugendanwaltschaft sieht darin auch einen psychologischen Effekt.
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Die Kriminalität bei Jugendlichen nimmt zu. Im Kanton Zürich stieg sie seit 2016 um rund 60 Prozent, in Basel in einem Jahr um fast 40 Prozent. Das sogenannte Electronic Monitoring (EM) wird laut «Sonntagsblick» immer häufiger angeordnet. Vor allem im Kanton Zürich tragen die Kriminellen Fussfesseln.

Zwischen 2018 und 2022 wurde EM im Kanton Zürich 64 Mal angeordnet. Die Zahl der Vollzugstage stieg von 2015 mit 204 auf 1737 im Jahr 2022. Laut der Zeitung trugen die Betroffenen die Fussfesseln durchschnittlich zwischen zwei bis sechs Monate.

Fussfesseln erinnerten spürbar an Auflagen

Mit den Fussfesseln können die Behörden überwachen, ob die Jugendlichen die erteilten Kontakt- und Rayonverbote einhalten. In Zürich kam es laut der Zeitung in «Einzelfällen» auch zu aktiven Überwachungen. Dies bedeutet, dass eine Zentrale die Daten 24 Stunden lang in Echtzeit auswertet. Im Falle von Meldungen wird sofort eingegriffen.

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Die Oberjugendanwaltschaft Zürich begründet den Einsatz von EM damit, den Vollzug von Kontakt- und Rayonverboten zu unterstützen. Auch sieht sie darin einen psychologischen Effekt auf die Jugendlichen, da die Fussfesseln sie spürbar an die Auflagen der Jugendanwaltschaft erinnere.

Aufwand sei erheblich

Der Kanton Aargau verzeichnet zwischen 2019 und 2023 total 40 angeordnete EM von Minderjährigen. Die Zahl der Einsätze sei stabil. Man setze EM jedoch eher zurückhaltend ein, schreibt Beatriz Gil, Leiterin der Jugendanwaltschaft. Sie begründet dies mit dem erheblichen Aufwand, der mit der Installation, vor allem aber der Überwachung der Fälle verbunden sei. Zudem sei der Personalaufwand gross und die Organisation anspruchsvoll.

Die Beschuldigten müssen den GPS-Sender rund um die Uhr auf sich tragen. Die Behörden wissen deshalb ständig, wo sie sich gerade aufhalten. Die Kantone Graubünden, St.Gallen und Waadt setzten in den letzten fünf Jahren nie Fussfesseln ein. In Bern und Basel kam es lediglich in Einzelfällen dazu.

Studie ortet Grenzen und Mängel

Die elektronische Überwachung ist in den letzten Jahren konstant ausgebaut worden. 2018 wurden in Zürich zwölf Erwachsene mit einer Fussfessel überwacht, 2022 waren es bereits 73. Seit 2022 ist es möglich, mutmassliche Täter im Zusammenhang mit Rayon- oder Kontaktverboten bei häuslicher Gewalt in zivilrechtlichen Fällen mit einer Fussfessel zu kontrollieren.

Eine Untersuchung der Universität Bern von 2020 hegt gegenüber den Fussfesseln jedoch Vorbehalte. Jede Anwendung bedürfe der Kooperation der überwachten Person. Dies nur schon deshalb, weil sie das Gerät, damit es überhaupt funktioniere, regelmässig aufladen müsse. Zudem wiesen die eingesetzten GPS-Geräte noch technische Grenzen und Mängel auf.

(bza)

veröffentlicht: 7. April 2024 07:37
aktualisiert: 7. April 2024 07:37
Quelle: ZüriToday

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