Ü-30 statt Ü-50

Jung und ready für den Bundesrat – mögliche Kandidaten sind keine 40

· Online seit 23.06.2023, 05:50 Uhr
50 plus ist im Bundesrat Standard. Als potenzielle Kandidaten für Bundesrat Bersets Nachfolge sind aber auffällig viele junge Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Gespräch. Laut einem Politologen liegt dies auch an den schnellen Karrieren.
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Wer eine ideale Bundesrätin oder ein idealer Bundesrat ist – darüber scheiden sich die Geister. Einen Erfolgsgaranten für die Wahl in die Landesregierung gibt es aber. Zumindest gilt dies für Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP), Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) und Verteidigungsministerin Viola Amherd (Mitte): Alle drei wurden im Alter von 56 Jahren in den Bundesrat gewählt.

Knapp daran vorbei schrammte SVP-Energieminister Albert Rösti, als er 2022 mit 55 Jahren den Sprung in den Bundesrat schaffte.

Grosse Altersunterschiede bestanden auch zwischen den Mitgliedern früherer Landesregierungen nicht. 50 plus war der Standard. Zu den wenigen Ausreissern zählt der zurücktretende SP-Innenminister Alain Berset. Er war 39 Jahre alt, als ihn das Parlament in den Bundesrat wählte.

Viele in den 30ern

Gut möglich ist, dass der Bundesrat bei den Neuwahlen im Dezember noch mehr junges Blut bekommt. Bei den möglichen Kandidaten für Alain Bersets Nachfolge kursieren zahlreiche Namen von Parlamentarierinnen und Parlamentariern, die noch keine 40 Jahre alt sind: Die 35-jährige SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer, der 37-jährige SP-Co-Präsident Cédric Wermuth und der 38-jährige Nationalrat Jon Pult. Noch unter 30 Jahre alt, aber bereits als potenzielle Kandidatin im Gespräch ist zudem die 29-jährige Nationalrätin Samira Marti.

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Neu erheben die Grünen einen Anspruch auf einen Bundesratssitz. Auch dort fallen rund um eine Bundesratskandidatur auffällig junge potenzielle Gesichter auf. Im Gespräch sind die 35-jährige Ständerätin Lisa Mazzone und der 39-jährige Ständerat Mathias Zopfi.

Jüngere blieben länger

Politanalyst Mark Balsiger führt die vielen jüngeren Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die für die Berset-Nachfolge gehandelt werden, auf die Zusammensetzung im Parlament zurück. «Bei den Wahlen 2019 wurden die Mitglieder beider Kammern nicht nur weiblicher, sondern auch jünger», erklärt er.

Einen weiteren Grund sieht Balsiger im Karriereverlauf. Noch bis vor einigen Jahren sei der Weg, um in eine Kantonsregierung oder in das Bundesparlament zu kommen, lang gewesen. «Heute sind in der Politik schnellere Karrieren möglich.»

Bei relativ jung gewählten Bundesrätinnen und Bundesräten besteht laut Balsiger allerdings das Risiko, dass sie lange im Amt blieben und so den Weg für Neue versperren. Moritz Leuenberger (SP) beispielsweise sei mit 48 Jahren in den Bundesrat gewählt worden, und dort 15 Jahre lang geblieben. «Das machte die Parteileute, die Ambitionen hatten, zunehmend nervös.» Bei älteren Bundesrätinnen und Bundesräten könne man davon ausgehen, dass sie nach acht oder zehn Jahren aufhören würden.

Alter sei kein zentrales Kriterium

Als jüngste Bundesrätin ging Ruth Metzler (CVP) in die neuere Geschichte der Landesregierung ein. Im Alter von 35 Jahren ergatterte sie für die CVP, die heute Die Mitte heisst, einen Sitz im Bundesrat. Ausser im Fall von Kandidatinnen und Kandidaten nahe dem Pensionsalter sei das Alter bei Bundesratswahlen kein zentrales Kriterium, sagt Mark Balsiger.

Laut dem Analysten spielen andere Kriterien als das Alter eine Rolle. Dazu zählten etwa der Bekanntheitsgrad der Kandidierenden und ihr Profil. Ein entscheidender «Soft Faktor» sei Empathie. «Wer es gut kann mit den Mitgliedern des Parlaments, ist im Vorteil.» Als jüngstes Beispiel dafür erwähnt Balsiger Elisabeth Baume-Schneider. «Sie holte deswegen im letzten Herbst viele Punkte und wurde schliesslich gewählt.»

veröffentlicht: 23. Juni 2023 05:50
aktualisiert: 23. Juni 2023 05:50
Quelle: Today-Zentralredaktion

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