James Studie 2022

Jugendliche werden mehr sexuell belästigt und haben weniger Freunde

· Online seit 24.11.2022, 08:55 Uhr
Fast die Hälfte der Heranwachsenden wurde mindestens einmal online sexuell belästigt. 2014 waren es noch 19 Prozent. Abgenommen hat hingegen die Anzahl Freunde. Dies zeigt die neue James-Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
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Das Problem der sexuellen Belästigung im Internet hat sich bei Jugendlichen verschärft. Fast die Hälfte der Heranwachsenden wurde gemäss der Befragung 2022 bereits mindestens einmal online sexuell belästigt. 2014 waren es noch 19 Prozent. Dies zeigt die neue James-Studie, die alle zwei Jahre von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag der Swisscom durchgeführt wird.

Mit 60 Prozent sind Mädchen im Vergleich zu den Jungen (33 Prozent) deutlich häufiger von sexueller Belästigung betroffen. Knapp die Hälfte der Mädchen wurde schon einmal von einer fremden Person aufgefordert, erotische Fotos von sich selbst zu verschicken. Auch das Fertigmachen im Internet hat laut der Studie über die Jahre um fast zehn Prozentpunkte zugenommen.

Breites Angebot an Massnahmen gefordert

Die ZHAW-Forschenden sehen dringenden Handlungsbedarf. «Sexuelle Belästigung und Cybermobbing bei Jugendlichen sind Grenzüberschreitungen, die in einer sensiblen Phase der persönlichen und sexuellen Entwicklung passieren», sagt Co-Studienleiter Daniel Süss. Es brauche deshalb weiterhin ein breites und vertieftes Angebot an medienpädagogischen Massnahmen und Angeboten zur Stärkung der digitalen Selbstverteidigung.

Auch Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, findet klare Worte: «Solches Verhalten darf nicht toleriert werden. Wir geben diesem Thema an unseren Medienkursen an Schulen explizit mehr Raum, aber natürlich müssen sich auch Eltern verstärkt mit dem Problem auseinandersetzen und ihre Fürsorgepflicht wahrnehmen. Genauso wie sie ihre Kinder im Strassenverkehr begleiten, müssen sie es auch im Internet tun.»

«Freundschaften sind hochwertiger»

Abgenommen im Vergleich zu den Vorjahren hat die Zahl der Freunde. Zwar gehört Freundinnen und Freunde zu treffen für fast drei Viertel der Jugendlichen zum Alltag. Doch seit 2010 haben Jugendliche zunehmend weniger beständige Freundinnen und Freunde, die sie mindestens einmal pro Woche treffen. 2022 sind es durchschnittlich fünf Personen.

Für Gregor Waller, ZHAW-Forscher und Co-Studienleiter, setzt sich damit der Trend des «Social Cocooning» weiter fort. Dabei handelt es sich um den Trend, gemütlich zu Hause zu bleiben, statt auszugehen. Waller beurteilt die kleiner gewordenen Freundeskreise positiv: «Die Jugendlichen treffen weniger Freundinnen und Freunde als noch vor ein paar Jahren. Wenn die Heranwachsenden im Sinne von ‹Beziehungsminimalismus› vorgehen, also Qualität vor Quantität stellen, sind die Freundschaften aber insgesamt hochwertiger».

TikTok nimmt rasant zu, Facebook verliert

Die James-Studie bildet neben dem Freizeitverhalten der Jugendlichen in der Schweiz auch deren Medienverhalten ab. Die Studie kommt zum Schluss, dass soziale Netzwerke weiterhin zu den wichtigsten medialen Elementen des Alltags von Jugendlichen in der Schweiz gehören. Eine rasante Zunahme zeigt sich bei TikTok: 67 Prozent der Jugendlichen nutzen die Plattform regelmässig. 2018 waren es lediglich acht Prozent.

Von Facebook sind die Jugendlichen dagegen praktisch verschwunden: Nur noch fünf Prozent nutzen das Netzwerk täglich oder mehrmals pro Woche. Vor acht Jahren waren noch 79 Prozent auf Facebook unterwegs.

veröffentlicht: 24. November 2022 08:55
aktualisiert: 24. November 2022 08:55
Quelle: Today-Zentralredaktion

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