Fernsehen, im W-Lan oder im mobilen Netz surfen, am Dienstagabend waren diese Services der Swisscom von einer Störung betroffen.
Wir bitten für die Unterbrüche in der gestrigen Nacht um Entschuldigung. Alle Services stehen seit 22:53 Uhr wieder zur Verfügung. Einige Kunden melden uns noch Probleme bei der Internetverbindung ihres Routers. Wir empfehlen daher, den Router neu zu starten. https://t.co/UGLyxLSUTp
— Swisscom (@Swisscom) May 4, 2022
Auf den sozialen Medien und der Störungsüberwachungsseite allestörungen.ch zeigten sich Kundinnen und Kunden wenig amüsiert über den Ausfall. Doch wieso fällt es uns so schwer, während einer halben Stunde ohne Internet auszukommen? Sind wir gar süchtig nach dem Internet?
Gemäss den Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017 sind 3,8 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren, umgerechnet also rund 270'000 Personen, von einer problematischen Internetnutzung betroffen. Die jüngste erfasste Kategorie (15-24 Jahre) ist mit 11,2 Prozent die am stärksten betroffene Altersgruppe.
Als problematisch gilt der der Konsum gemäss dem BAG, wenn sich Lebensmittelpunkt vom realen hin zum virtuellen Leben verschiebt und für alltägliche Aktivitäten plötzlich keine Zeit mehr bleibt. Bei einer problematischen Internetnutzung leiden zudem Beziehungen, die Arbeitsleistungen nehmen ab und es besteht das Risiko einer Verschuldung. Zudem werde auch die Gesundheit wird beeinträchtigt.
«Bester Freund und grösster Feind»
Daniel Süss, Leiter des Psychologischen Instituts an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, hat sich intensiv mit der Smartphone-Nutzung von Jugendlichen auseinandergesetzt. Wie er auf Anfrage von ZüriToday verrät, bezeichnen die Jugendlichen selbst das Smartphone oft als «besten Freund und grössten Feind» zugleich.
Um zu verhindern, dass man selbst in eine Internet-Abhängigkeit gerate, empfiehlt Süess den Jugendlichen, ihren Medienalltag immer wieder zu reflektieren und sich selbst fragen, welche Apps oder Nutzungsformen zum Wohlbefinden beitragen und wo es negative Erfahrungen gibt. Und: Auch mal aufs Handy verzichten zu können, wenn man Ruhe und Fokussierung braucht, so Süess weiter.
Warnzeichen nicht ignorieren
Wie aber erkennt man, dass der eigene Internetkonsum problematisch ist? Süess nennt als Warnzeichen alle Formen von Kontrollverlust. Wenn man also nicht mehr frei wählen kann, ob man online oder offline sein will, ständig Angst hat, online etwas zu verpassen oder Dinge zu vernachlässigen beginnt, die einem früher wichtig waren, sollte man sich Gedanken zum eigenen Verhalten machen.
Teil des Alltags
Was aber, wenn man zu der Gruppe Menschen gehört, sie sich gestern selbst über den Netzausfall und damit die halbe Stunde ohne Internet aufgeregt haben? In dem Fall gibt Süess Entwarnung: «Das allein ist noch kein Warnzeichen. Wir benötigen das Smartphone ja oft zur Alltagsorganisation, da kann man sich schon aufregen, wenn das plötzlich nicht mehr möglich ist. Es ist sicher gut, wenn man immer mal wieder ausprobiert, wie man zurecht kommt, wenn man mal ohne Smartphone unterwegs ist.»