Quelle: ArgoviaToday / Severin Mayer
Der Grossbrand im Industriegebiet in Spreitenbach AG am Sonntag hat einen Schaden von rund 20 Millionen Franken angerichtet. Mehr als 200 Feuerwehrleute aus insgesamt acht Feuerwehren standen im Einsatz. Eine davon ist Sophie Maurer, Feuerwehrfrau in Spreitenbach-Killwangen. Sie erzählt uns vom dreitägigen Einsatz.
«Wir glaubten, eine Person reicht»
Im Kopf ist der Einsatz noch nicht abgeschlossen: «Wir verarbeiten es selber noch. Es war recht intensiv. Am Sonntag kam der Alarm des Grossbrands um 16.30 Uhr und da ging zuerst einmal mein Mann hin – wir glaubten, es reicht, wenn eine Person hingeht», erzählt die Feuerwehrfrau. Sie und ihr Mann dachten, es müsse nicht unbedingt etwas Schlimmes sein. «Manchmal ist die Rede von einem Grossbrand, obwohl eher etwas Kleines brennt.»
«Nach zwei Tagen wird es schwierig»
Ihr Mann hätte dann zwei Minuten später ein Foto von der Rauchsäule geschickt. «Dann bin ich auch hingegangen. Seit diesem Zeitpunkt bis Mittwochabend war unsere Feuerwehr rund um die Uhr im Einsatz.» In der Feuerwehr Spreitenbach-Killwangen seien 90 Personen tätig, da könne man schon eine Einsatz-Weile abwechseln, erklärt Maurer. «Nach zwei Tagen wird es aber langsam schwierig.»
Maurers Feuerwehr ist eine Milizfeuerwehr, deshalb sind viele Einsatzkräfte tagsüber zur Arbeit gegangen und nachtsüber zum Feuerwehreinsatz. «Wer konnte, hat freigenommen, und war Tag und Nacht im Einsatz – dazwischen gab es zwei bis drei Stunden Schlaf.» Wer arbeiten musste, sei vor und nach dem Arbeitstag zur Hilfe geeilt.
Normalerweise dauere ein Brand nicht drei Tage, sondern sechs bis sieben Stunden. «Meine Kolleginnen und Kollegen haben da alles aus sich geholt, was an Energie noch übrig war», so Maurer.
«Du checkst nicht, dass dir was wehtut»
Auch wenn man in der Feuerwehr ist, geht man laut Maurer nicht davon aus, dass es zu solchen Grossbränden kommt. «Es war ein riesiges Ereignis für alle. Mein Nachbar war 40 Jahre in der Feuerwehr und er hatte nur einen Brand in diesem Ausmass miterlebt.»
Aber: «Trotz der Tragik war es mega interessant. Wir üben ja relativ häufig, und diese Übungen sind teils so theoretisch, dass man manchmal nicht sicher ist, ob man das überhaupt kann.» In der Tat bleiben solche grossen Einsätze bei einer Milizfeuerwehr im Vergleich zu den Übungen relativ selten.
«Wenn dann der Einsatz kommt, war das so faszinierend zu beobachten, weil jeder weiss, was zu tun ist, jeder hat seinen Job, jeder macht einfach. Wenn man in so einem Einsatz ist – das verarbeite ich grad – checkst du nicht, dass dir was wehtut, wie die Zeit vergeht, du merkst überhaupt nicht. Nur wenn du heimgehst, dich hinsetzt und dich ausruhst, dann ist es, als ob ein Schrank auf dich fällt.»
(jaw/hap)