Schweiz

Endometriose: "Deshalb wird die Erkrankung als Chamäleon der Gynäkologie gesehen"

Endometriose

Bettlägerig und arbeitsunfähig: «Es braucht mehr Unterstützung»

· Online seit 23.05.2022, 09:33 Uhr
Jede siebte Frau ist von Endometriose betroffen. Die Erkrankung kann höllische Schmerzen während und vor der Menstruation verursachen und ist nur schwer behandelbar. Eine medizinische Praxisassistentin, die selbst betroffen ist, kämpft für mehr Verständnis.
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Melanie Vogt hat bereits fünf Operationen hinter sich wegen der chronischen Erkrankung im Unterleib, der Endometriose. Ihre Arbeit als Pflegefachfrau kann sie zur Zeit nicht mehr ausüben, da sie nicht schwer heben solle. Ihre neue Berufung ist für Aufklärung und Hilfe von Betroffenen zu sorgen.

«Menstruationsschmerzen sollten das Leben nicht einschränken»

Man wisse noch nicht all zu viel über Endometriose und sei sich deshalb auch unsicher, ob es genetisch bedingt sein könne. «Mittlerweile scheint es familiär, beziehungsweise genetisch, öfters vorzukommen», sagt Melanie Vogt, medizinische Praxisassistentin (MPA) und Endometriose Nurse bei gynpoint.

Sie selbst hat die Diagnose im Jahr 2014 bekommen und obwohl sie Pflege studiert hat, war der Begriff Endometriose bei ihr und ihren Studienkolleginnen und -kollegen unbekannt. "Deshalb habe ich nebst meiner Arbeit eine Homepage erstellt und mein Ziel auf die Aufklärung für Betroffene gesetzt", so Vogt.

Linderung dank Ernährung und Bewegung

Die chronische Erkrankung könne man nicht vorbeugen, aber versuchen sie zu lindern. «Wenn frau den Verdacht auf Endometriose schöpft, dann sollte sie am besten frühzeitig zu einem Spezialisten gehen.»

Zudem gäbe es einige Menstruierende die sich mit veganer oder vegetarischer Ernährung relativ über Wasser halten und so die Schmerzen lindern konnten. «Da die Endometriose ein entzündlicher Prozess ist, werden vor allem entzündungshemmende Lebensmittel wie Spinat, Brokkoli oder Ingwer empfohlen», erklärt die selbst betroffene Zürcherin. Auch Akupunktur, Yoga und Bewegung seien mögliche „Hilfsmittel“ um Beschwerden zu lindern.

Nicht nur ein Problem für die Gebärmutter

Da Endometriose mittlerweile mehr im Fokus sei, häufe sich auch die Anzahl der Betroffenen. «Trotzdem fehlt noch ganz viel Aufklärung und Verständnis –  auch von Seiten der Versicherungen und von den vielen Ärzten, den Gynäkologen und Hausärzten.»

Es sei schwierig zu sagen, wann die Endometriose bei jemandem auftrete. Bei den einen schon früh, mit Einsetzen der ersten Menstruation, bei anderen wird sie erst entdeckt, weil sie jahrelang versuchen schwanger zu werden. «Weil sie so unterschiedlich sein kann, bezeichnet man die Endometriose als Chamäleon der Gynäkologie», sagt Vogt.

Endometriose sei ganzheitlich anzusehen, denn sie kann den ganzen Körper betreffen und Folgeschäden oder Folgeprobleme mit sich ziehen. «Zum Beispiel chronische Schmerzsymptomatik, Blasen- und Darmprobleme, Depressionen, Probleme in der Sexualität, Probleme Kinder zu kriegen, Magenprobleme, usw», sagt die 30-jährige MPA.

Kampf um mehr Aufmerksamkeit

Aus diesem Grund beharrt Melanie Vogt darauf, dass Endometriose mehr von seitens Versicherungen unterstützt werden solle, denn: «Ich kenne einige, die so sehr in ihrem Leben eingeschränkt sind wegen dieser chronischen Erkrankung, dass sie wieder zu den Eltern ziehen müssen und bettlägerig sind – somit auch finanziell abhängig von den Eltern. Das stösst mir unheimlich auf.».

Auch sie habe Mühe zu arbeiten und ständig Probleme mit einem nicht funktionierenden Darm durch Verwachsungen und einer Blase, welche sie letztes Jahr mehrfach katheterisieren musste. Sie kämpft mit allen Mitteln und hat deshalb kürzlich auch beim Zürcher Stadtrat angeklopft und eine Petition eingereicht.

Ihr Anliegen sei es, dass Endometriose-Betroffene mehr Unterstützung kriegen und mit Aufklärung zur Krankheit solle mehr Licht ins Dunkle gebracht werden.

veröffentlicht: 23. Mai 2022 09:33
aktualisiert: 23. Mai 2022 09:33
Quelle: ZüriToday

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