«Die Frage ist nicht ob, sondern wann»
Wenn es nach den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Arbeitspapiers zur Klimakrise geht, dann wird Fleisch aus konventioneller Produktion «für unsere Enkelkinder dereinst das sein, was für uns heute die Audio-Kassette ist: ein aus der Zeit gefallenes Relikt».
Keine Subventionen für Fleischproduktion, mehr Geld in die Forschung
Wer Veränderung will, brauche eine Vision, lautet es im Abschnitt «Fleischfreie Schweiz 2050» des Arbeitspapiers. Die schaffe Planungssicherheit und ermögliche Investitionen in die Zukunft.
Mit der industriellen Fleischproduktion seien die selbstgesteckten Klimaziele nicht zu erreichen, so die Forschenden.
Dieser Meinung ist auch Christine Schäfer, Trendforscherin mit Schwerpunkt Food und Konsum am Gottlieb-Duttweiler-Institut. «Anstatt die konventionelle Fleischproduktion zu subventionieren, sollte das Geld viel eher in die Suche alternativer Ernährungsformen investiert werden», so Schäfer. «Man muss dies viel eher als Chance sehen und gezielt Forschung fördern. Dann kann die Schweiz auch hier eine Führungsrolle einnehmen.»
«Bei diesem Fleischkonsum erreichen wir die Klimaziele nicht»
Laut Schäfer, die auch für das kürzlich veröffentlichte Arbeitspapier forschte, ist eine fleischfreie Schweiz bis zum Jahre 2050 kein unwahrscheinliches Szenario. «Unseren heutigen Fleischkonsum können wir uns eigentlich schon lange nicht mehr leisten. Schon gar nicht, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen.»
Die Frage sei deshalb nicht, ob man künftig auf Fleisch verzichte, sondern vielmehr wann. Bei der Forschung nach den Ursachen für die menschgemachte Klimakrise, habe sich das Forschungsteam gerade deshalb auf Ernährung fokussiert, da diese für gut ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich gemacht wird.
«Zudem ist die Ernährung etwas, was uns alle betrifft. Jeder und jede kann da seinen Beitrag leisten und schon heute anfangen, weniger tierische Produkte zu konsumieren», so Schäfer weiter. Den Forschenden ginge es dabei nicht um ein Verbot von Fleisch, sondern vielmehr um einen bewussten Konsum.
Die steigende Weltbevölkerung benötige alternative Proteinquellen zu tierischem Fleisch.
«Unrealistisches kann ganz schnell Realität werden»
Die Prognose einer fleischfreien Schweiz bis zur Hälfte des Jahrhunderts halten Schäfer und ihre Kolleginnen und Kollegen für alles andere als unrealistisch. «Wenn uns die Pandemie etwas gezeigt hat, dann das unrealistische Prognosen in kurzer Zeit zu Realität werden können. Ausserdem bleibt uns eigentlich gar keine andere Wahl.» Wenn man die knapp zehn Milliarden Menschen, welche um das Jahr 2050 voraussichtlich auf dem Planeten leben werden, ernähren möchte, dann sei dies mit konventioneller Fleischproduktion nicht mehr möglich. «Dann brauchen wir neue Ressourcen für Protein. Und das so schnell wie möglich.»