Osterevent

Bindella-Lokal hat mit Berner Eiertütschern Knatsch

09.04.2023, 13:38 Uhr
· Online seit 09.04.2023, 12:50 Uhr
Die traditionelle «Eiertütschete» vom Ostersonntag fand in Bern ein jähes Ende. Der Betreiber des Bindella-Restaurants im Kornhaus duldete das Treiben vor seinem Lokal nicht – und holte die Polizei. Die Enttäuschung bei den Anwesenden ist riesig.

Quelle: CH Media Video Unit / Silja Hänggi

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Im Juni 2020 eröffnete das Zürcher Gastrounternehmen Bindella das Restaurant «Più» im Kornhaus. «Etwas Zürich tut Bern zweifellos gut», proklamierte damals noch die «NZZ». An gewissen Berner Traditionen scheint sich das Restaurant nun aber zu stören.

Seit über Hundert Jahren wird das traditionelle «Eiertütschen» am Ostersonntag beim Kornhaus durchgeführt. Um 10 Uhr treffen sich zahlreiche Bernerinnen und Berner, um das stärkste Ei zu finden. Doch nicht dieses Jahr: Da das Restaurant um 11 Uhr öffnet, holte der Wirt des Restaurants die Staatsgewalt zu Hilfe, um die Menschen von der Kornhaus-Laube zu vertreiben.

 ‹Eiertütschen› unter Polizeischutz

«Schon letztes Jahr hatten wir Probleme mit der Beiz», sagt eine Anwesende. «Es ist schade, dass heute die Polizei kommen musste.» Die Frau kann es nicht verstehen, dass man keinen Kompromiss machen konnte. «Klar wollen sie ihre Tische, aber warum machen sie nicht erst am Mittag auf, wenn das ‹Eiertütschen› durch ist?» Sie stört sich daran, dass es keinen Zusammenhalt mehr gebe, wenn sich die Leute vor dem Kornhaus verstreuen. «Das gab es noch nie, dass man mit Polizeischutz ‹eiertütschen› musste. Unglaublich!» Mit dieser Frau scheint das Restaurant zumindest eine potenzielle Kundin verloren zu haben: «Wir werden uns hüten, je im Leben in diesem Restaurant ein Kafi zu nehmen.»

«Dänu», der seit vielen Jahren mit seiner Familie am Anlass teilnimmt, kann die Reaktion des Wirts nicht verstehen: «Wir kommen seit circa 15 Jahren zum Kornhaus. Das ist eine Tradition, die es über 100 Jahre gibt. Kaum waren wir hier, kamen die ersten Polizisten mit der Bitte, wir sollen die Plätze vor der Laube verlassen. Das geht nicht, dass man eine 100-jährige Tradition mit den Füssen tritt.»

Das «Eiertütschen» als «ungeschriebenes Gesetz»

Dass man sich hier am Ostersonntag zum gemeinsamen «Eiertütschen» treffe, sei ein «ungeschriebenes Gesetz». Bereits letztes Jahr sei die Polizei vor Ort gewesen, doch dieses Jahr sei es noch extremer gewesen, sagt «Dänu» gegenüber BärnToday: «Schlussendlich waren sechs Polizisten da.» Trotzdem will er am Anlass festhalten: «Das ist eine Tradition, die ich meinen Kindern weitergeben will und auch meine Kinder an ihre Kinder weitergeben sollen.»

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Der Familienvater konnte ein Gespräch mit dem Wirt führen. «Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass man die Tradition weiterführen möchte und angeboten, gemeinsam Lösungen zu finden. Ich werde sicher nochmal mit ihm zusammensitzen.» So hofft «Dänu», dass man am nächsten Ostersonntag wieder ein gemütliches Zusammensein feiern kann – traditionellerweise wieder am gewohnten Ort.

Der Wirt scheint vom traditionellen «Eiertütschen» nichts gewusst zu haben und sei letztes Jahr zudem dort noch gar nicht tätig gewesen. Vor der Kamera wollten sich die Verantwortlichen des Restaurants nicht dazu äussern.

veröffentlicht: 9. April 2023 12:50
aktualisiert: 9. April 2023 13:38
Quelle: BärnToday

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