Fussball-Skandal

Trainer belästigt Spielerinnen – Frauenmannschaft des FC Affoltern a. A. tritt geschlossen zurück

18.02.2022, 09:20 Uhr
· Online seit 17.02.2022, 15:13 Uhr
Der Trainer der Frauenmannschaft des FC Affoltern am Albis soll Spielerinnen sexuell belästigt haben. Das Team ist zurückgetreten und erhebt schwere Vorwürfe gegen den Vorstand.
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«Mit grossem Bedauern muss der Vorstand des FC Affoltern a/A mitteilen, dass ein Grossteil des Frauen Fanionteams ihren sofortigen Rücktritt aus der 1. Liga Mannschaft und dem Verein gegeben haben aufgrund unüberbrückbarer Differenzen», heisst es in der ersten Mitteilung des FC Affoltern am Albis, die am Dienstag auf der Website veröffentlicht wurde. Der Grund für den geschlossenen Rücktritt der Frauenmannschaft sind fehlender Rückhalt und Unterstützung des Vorstandes. Wie eine betroffene Spielerin sowie der Co-Trainer gegenüber ZüriToday sagen, habe der Trainer die Frauen sexuell belästigt.

«Er schrieb anzügliche Nachrichten oder lud eine Spielerin zu einer Reise nach Las Vegas ein. Einziger Haken – sie müsse das Zimmer mit ihm teilen.» Die Spielerin habe sich damit an den Co-Trainer und an ihre Mitspielerinnen gewandt.

Trainer: «Das ist halt mein Naturell»

Auch die Spielerin, die mit ZüriToday gesprochen hat, bekam anzügliche Nachrichten von ihrem Trainer per SMS. Sie vertraute sich zum damaligen Zeitpunkt nicht dem Vorstand an, weil sie keine Unruhe in die Mannschaft bringen wollte und der Trainer noch neu im Team war. «Ausserdem standen wir kurz vor dem Aufstieg», wie die betroffene Frau sagt.

Und genau dies macht ihr und der ganzen Mannschaft der Vorstand zum Vorwurf. «Frühere Vorfälle wurden dem Vorstand nicht gemeldet, weshalb der Vorstand darauf nicht reagieren konnte», schreibt der Fussballclub in einer aktuellen Meldung auf seiner Homepage.

Der Trainer äussert sich gegenüber ZüriToday: «Ich habe meinen Rücktritt freiwillig eingereicht.» Auch die Nachrichten bestreitet der 65-Jährige nicht. «Es ist mein Naturell. Ich sehe da nichts Anrüchiges», sagt er weiter. «Es war ja schliesslich ohne Hintergedanken. Ich wollte nur ein Kompliment machen und habe das den Spielerinnen auch mitgeteilt», führt er aus. Er sei sich hier keiner Schuld bewusst.

Nach dem Rücktritt des Trainers suchte der Vorstand des Fussballvereins das Gespräch – allerdings nicht mit allen Beteiligten und Betroffenen, wie der Co-Trainer erklärt. Es wurden einzelne Gespräche gesucht, der Vorfall um die Belästigung aber nicht genug ernst genommen. Statt die Frauen zu unterstützen, gab es Vorwürfe wegen fehlender Kommunikation, zeigen Chatnachrichten die Züritoday vorliegen. Der zuständige Vorstand wirft darin den Frauen vor, sich nicht zuerst mit ihm abgesprochen, sondern untereinander die Anschuldigungen öffentlich gemacht zu haben. «Die jeweiligen Gespräche waren sehr aufgeladen und dabei fiel eben auch der Satz, die Frauen reagieren zu emotional, was soll man dazu noch sagen», bemerkt der Co-Trainer.

«Frauen waren geduldet, nicht gewollt»

Die Spielerinnen suchten geschlossen nochmals das Gespräch, allerdings wurde der Vorschlag von Seiten des Vorstandes abgelehnt, wie die Spielerin sagt. Der Vorstand wiederum schreibt in seiner Mitteilung, dass «das Angebot des Vorstands an das Frauen-Team für ein Treffen abgelehnt wurde. Aufgrund dessen hat der Vorstand die gleichentags eingegangenen Vereinsaustritte akzeptiert.»

Was bleibt: «Die Frauenmannschaft des FC Affoltern am Albis gibt es nicht mehr. Aber wir hatten immer den Eindruck, dass die Frauen nur geduldet, aber nicht gewollt waren», so die Spielerin abschliessend.

(sib)

veröffentlicht: 17. Februar 2022 15:13
aktualisiert: 18. Februar 2022 09:20
Quelle: ZüriToday

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