Zürich

Die Fabrikzeitung der Roten Fabrik macht im Jubiläumsjahr dicht

17.02.2024, 09:10 Uhr
· Online seit 17.02.2024, 08:37 Uhr
Die Rote Fabrik steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Jetzt kommt das Aus für die Fabrikzeitung, das Magazin des alternativen Kulturzentrums.
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«Hier präsentieren wir euch die Ausgabe, die nie erschienen ist, und zeichnen nach, wie die Rote Fabrik heimlich ihre eigene Zeitung abschafft», heisst es in einem Instagram-Post der Fabrikzeitung. Das Magazin wird seit 1984 von der IG Rote Fabrik (IGRF) herausgegeben und erscheint zehnmal jährlich. Nebst kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Themen informiert die Fabrikzeitung über die Veranstaltungen in der Roten Fabrik. Nun ist bald Schluss damit.

Finanzielle Schwierigkeiten

Der Grund für das Aus: Der Betrieb müsse in naher Zukunft über eine halbe Million Franken weniger ausgeben als eingeplant. Nach der Pandemie sei es zu hohen finanziellen Einbussen gekommen. Alle Bereiche hätten ihr Programm gestrichen und ihre «Stellenprozente gestrichen, wo sie nur konnten», heisst es im von der Fabrikzeitung publizierten Artikel mit dem Titel «Eine kollektive Tragikomödie in vier Akten».

Zuerst wurden Produktionsgelder gekürzt und statt der gedruckten Zeitung auf digitalen Journalismus aus der Kernredaktion gesetzt. Den Mitarbeitenden der Zeitung sei von Kolleginnen und Kollegen des Kulturzentrums geraten worden, nun ordentlich in «Lobbyarbeit» für ihren Bereich zu investieren. «Denn wer sich in der IGRF nicht wichtig macht, wer zu wenig Verbündete im Betrieb oder auf politischer Ebene hat, läuft Gefahr, gefressen zu werden», heisst es in der Erklärung.

Neues Team nach weniger als einem Jahr wieder entlassen

Dazu blieb offenbar gar keine Zeit. Denn es folgte der «Supergau». Via Mail und Zoom wurde den Mitarbeitenden der Fabrikzeitung mitgeteilt, dass der Betrieb in einer doppelt so grossen finanziellen Misere stecke, als bisher angenommen. Der Vorstand müsse deshalb selbstständig Massnahmen beschliessen und das bedeutete die komplette Streichung der Fabrikzeitung.

Um die Liquidität des Betriebes zu sichern, sollten neben der Fabrikzeitung auch das Konzeptbüro sowie die Kleinbereiche Dock18 und Fabrikvideo sistiert werden. Das Tragische am Ganzen: Einerseits wurde das Zeitungsteam erst dreiviertel Jahr zuvor komplett neu besetzt. Dazu hätte die Fabrikzeitung dieses Jahr ihr vierzigjähriges Bestehen gefeiert.

Rote Fabrik ist von der Stadt Zürich subventioniert

Obwohl sich die Redaktion gegen den Entscheid wehrte, einen Gegenvorschlag ausarbeitete und Ende Januar einen Fusionsvorschlag zu einem neuen Bereich präsentierte, gab es kein Vorbeikommen am Ende der Fabrikzeitung. Die Kündigungen wurden Anfang Februar verschickt, die Anstellungen bei der Fabrikzeitung laufen Ende April aus.

Die IG Rote Fabrik ist von der Stadt Zürich subventioniert und erhält 2,5 Millionen Franken jährlich. Ausserdem muss sie die Mietkosten nicht bezahlen. Die Stadt Zürich äusserte sich im Dezember gegenüber dem «Tages-Anzeiger», als die Zeitung über die finanziellen Probleme der Roten Fabrik berichtete. Die Situation sei angespannt, auch weil im Vorjahr ein Defizit resultiert habe. Es hiess aber auch: «Die Stadt geht davon aus, dass die IG Rote Fabrik die angespannte finanzielle Situation mit dem bestehenden städtischen Betriebsbeitrag bewältigt.»

veröffentlicht: 17. Februar 2024 08:37
aktualisiert: 17. Februar 2024 09:10
Quelle: ZüriToday

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