Zürich

Publizist Peter Rothenbühler sah im Zoo Zürich kaum Tiere

«Wo sind die Tiere?»

Besucher beklagt sich über Zoo Zürich ohne Tiere

09.05.2024, 21:16 Uhr
· Online seit 09.05.2024, 07:50 Uhr
Kolumnist Peter Rothenbühler war nach seinen Besuchen im Zoo Zürich schockiert. Statt echte Tiere habe er dort mehr Plastiktiere gesehen, behauptet er. Tatsächlich verfolgt das beliebte Ausflugsziel ein anderes Konzept als der typische Zoo.
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Enttäuscht verliess Peter Rothenbühler den Zoo Zürich – bereits zum zweiten Mal. «Wo sind die Tiere?», fragt er. Er habe bis auf die Hyänen, ein paar Äffchen, vier Hühner und ein paar Ziegen keine Tiere gesehen, behauptet er. Sein Leid klagte der Publizist Zoodirektor Severin Dressen kürzlich in seiner «Weltwoche»-Kolumne.

Gesehen habe er stattdessen vor allem Tiere aus Plastik, kreidet Rothenbühler ihm an. «Der Clou Ihres tierlosen Zoos sind die vielen Pinguine gleich beim Eingang: aus Plastik!» Die echten Pinguine habe er auch entdeckt – hinter einem Felsen. Auch erstaunten ihn die «grossen Tierattrappen, zwei gigantische Nashörner, ein Bär und ein exotischer Hirsch».

Den Zoo hatte der 75-Jährige von einer anderen Seite gekannt. Als er in den späten 90er-Jahren mit seinem kleinen Sohn montags manchmal in den Zoo gegangen sei, habe er ein Tier nach dem anderen erblickt. Das sei fantastisch gewesen, schwärmt er gegenüber ZüriToday. «Bei meinen letzten beiden Besuchen war ich hingegen echt schockiert. Da geht man Zäunen mit Sichtschutzen und vielen leeren Gehegen entlang. Irgendwo auf einem Fels weit weg liegt vielleicht noch ein Tiger.»

«Kein Ort für Besuchende»

Die Werbeplakate in der Stadt versprechen laut Rothenbühler etwas anderes. «Auf den wunderschönen Plakaten sind Giraffen, Elefanten und Affen zu sehen, die einen glauben lassen, diese dort auch zu sehen.» Tatsächlich handle es sich beim Zoo aber um einen Ort für Tierforscher und nicht für Besuchende, so Rothenbühlers Fazit.

Das Fass zum Überlaufen brachten für den Besucher die Plastiktiere. «Es ist skandalös, dass man im Zoo gleich von Dutzenden Plastikpinguinen empfangen wird.» Kinder seien darauf herumgeturnt, anstatt richtige Pinguine zu beobachten. «Einmal mehr werden Kinder damit vom Lebendigen abgelenkt.» Diese beschäftigten sich bereits zu viel mit Virtuellem.

Der Publizist hält für möglich, dass er mit mehr Geduld mehr Glück gehabt hätte. «Viele Leute, die ich kenne, haben beim Zoobesuch aber dieselben Erfahrungen gemacht. Deshalb habe ich mit der Kolumne diesen Stein ins Wasser geworfen.»

Geduld sei immer hilfreich

Der Zoo Zürich bestätigt den Eindruck des Kolumnisten. «Gäste, die den Zoo Zürich mit der Erwartungshaltung besuchen, permanent und ständig Tiere auf dem Präsentierteller zu sehen, werden den Zoo tatsächlich enttäuscht verlassen», sagt eine Mediensprecherin. Geduld sei bei einer Tierbeobachtung, ob in der Natur oder im Zoo, immer hilfreich. «Denn das ermöglicht es, die natürlichen Verhaltensweisen von Tieren zu beobachten und das Tier besser kennenzulernen.» Dies gelte insbesondere auch für die komplexen Lebensräume des Zoos Zürich, in denen sich Tiere auch immer wieder zurückziehen könnten.

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Auch weist der Zoo auf die «sehr unterschiedlichen» Aktivitätsmuster von Tieren hin, die von nacht- über dämmerungs- bis zu tagaktiv reichten. Während des Wartens luden Infotafeln und verschiedene Ausstellungen dazu ein, mehr über die Tierwelt, die Artenvielfalt und die Bedrohung dieser zu erfahren.

«Wollen nicht einfach nur Tiere zeigen»

Der Zoo Zürich verfolgt aber auch ein Konzept, das sich vom typischen Zoo unterscheidet. «Dem Zoo Zürich ist es ein Anliegen, nicht einfach nur Tiere zu zeigen», sagt die Mediensprecherin. Als Naturschutzzentrum wollten sie den Gästen vielmehr ein vollumfängliches Bild eines Lebensraums vermitteln, in dem das Tier ein Teil davon sei. «So kann es beispielsweise vorkommen, dass Sie unseren Masoala Regenwald besuchen und vielleicht kein einziges Tier sofort entdecken.» Dafür spürten und erlebten die Gäste mit allen Sinnen, was es heisse, im Regenwald zu sein. «Es riecht anders, es ist warm, feucht und Sie sind umgeben von sehr viel Grün. Sie hören die Tiere und wenn Sie sich Zeit nehmen, werden Sie sie auch sehen.»

Die Mediensprecherin bestätigt die erwähnten Pinguine im Eingangsbereich. Es handle sich um 19 Pinguinplastiken aus Bronze, die seit 2013 dort stünden. «Neben einem beliebten Spielort für Kinder sind sie auch Teil unseres Edukationsprogramms.» Über die Wintermonate seien zudem im unteren Zooteil verschiedene eiszeitliche Tiere Teil einer temporären Ausstellung gewesen. «Diese fand bei unseren Gästen grossen Anklang und hat das für den Zoo Zürich sehr wichtige Thema Artenschutz aus einem ganz neuen Blickwinkel beleuchtet.»

veröffentlicht: 9. Mai 2024 07:50
aktualisiert: 9. Mai 2024 21:16
Quelle: ZüriToday

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