Abbau von Parkplätzen

SP-Gemeinderat: «Da ist man vielleicht übers Ziel hinausgeschossen»

09.02.2022, 17:06 Uhr
· Online seit 09.02.2022, 16:32 Uhr
Parkplätze in Zürich — ein brisantes Thema, das für hitzige Gemüter sorgt. Eine neue Umfrage zeigt, dass sich ein Grossteil gegen den Abbau von Parkplätzen ausspricht. Sogar in links-grünen Kreisen herrscht Uneinigkeit. SP-Gemeinderat Marco Denoth hat Mühe, eine Erklärung zu finden.
Anzeige

Rund 33’000 Blaue-Zone-Parkplätze gibt es in der Stadt Zürich. Erst letztes Jahr wurde an der Urne über den Verkehrsrichtplan abgestimmt. Dazumal wurde er mit  57.4 Prozent Ja-Anteil deutlich angenommen. Seitdem werden Parkplätze in Zürich langsam aber stetig abgebaut. Eine von Tamedia beauftragte Umfrage zeigt nun, dass 56 Prozent der Befragten Zürcherinnen und Zürcher aber eigentlich gegen den Abbau sind. Ein Zwiespalt, der sich vor allem in der SP-Wählerschaft breitmacht. Marco Denoth, Gemeinderat der SP, versucht dies zu erklären.

Herr Denoth, eine Mehrheit der Befragten spricht sich gegen einen Abbau von Blaue-Zone-Parkplätzen aus. Wie können Sie sich das erklären?
«Eine Erklärung ist schwierig. Ich vermute, dass ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen worden ist. Es sind sehr grossen Strassenabschnitte, die von Parkplätzen befreit werden. Das hat medial sicher etwas ausgelöst.»

Ende 2020 wurde die Velorouten-Initiative mit überwältigenden 70 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Die Tamedia-Umfrage zeigt nun aber, dass Zürcherinnen und Zürcher ihre Parkplätze behalten wollen. Bedeutet ein Ja fürs Velo also nicht gleich ein Nein fürs Auto?
«Es handelt sich hier ja um Parkplätze, nicht um Autos. Erst kürzlich hatten wir einen interessanten Vortrag von einem holländischen Velospezialisten. Dieser sagt, dass das Velo und Parkplätze nebeneinander durchkommen könnten. Dafür braucht es aber eine klare Markierung und Führung. Nach wie vor glaube ich, dass der Veloverkehr in der Stadt Zürich gefördert werden soll. Dafür steht die SP ein.»

Dass sich die SP für Veloverkehr einsetzt, ist klar. Und doch fordern gemäss Umfrage fast 40 Prozent ihrer Wähler, dass die Blaue-Zonen-Parkplätze nicht abgebaut werden. Ein überraschend hoher Anteil.
«Das ist tatsächlich überraschend. Da ist man vielleicht übers Ziel hinausgeschossen».

Oder politisiert die SP etwa an ihrer eigenen Basis vorbei?
«Nein, ich sage lieber übers Ziel hinausgeschossen.»

Erst letztes Jahr wurde der Verkehrsrichtplan mit 57 Prozent angenommen. Die neue Umfrage wirft jetzt aber Fragen auf. Wussten SP-Wählerinnen und Wähler möglicherweise gar nicht, dass auch Parkplätze vom Richtplan betroffen sind?
«Nein, das glaube ich nicht. Der Parkplatzabbau wurde medial ausgeschlachtet und wurde auch von der SP klar thematisiert. Von dem her denke ich nicht, dass es eine Fehlleitung der Wählerschaft war.»

Aber kann davon ausgegangen werden, dass die SP-Wählerschaft in Zukunft kritischer gegenüber Parkplatzabbau stehen wird?
«Ja, ich vermute, dass dieses Thema kritischer betrachtet wird. Betreffend der Blauen Zone haben Pascal Lamprecht (Gemeinderat, SP) und ich kürzlich zwei Vorstösse eingereicht. Wir wollen schon, dass der Umbau des öffentlichen Raums zu privaten Parkhäusern führt. Wenn es draussen weniger Parkplätze hat, ist der Raumgewinn erheblich. Zudem ist es ohne Parkplätze auch komfortabler und schöner.

Und wie wollen sie da in Zukunft besser vorgehen?
«Wohl etwas subtiler als bisher. Man muss vielleicht nicht gleich ganze Strassenabschnitte von Parkplätzen lösen. Das gibt negative Schlagzeilen und das ist uns auch bewusst. Hier müsste man also ganz klar zusammen mit den Anwohnerinnen und Anwohnern arbeiten.»

veröffentlicht: 9. Februar 2022 16:32
aktualisiert: 9. Februar 2022 17:06
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch