«Kinder erwarten den Samichlaus und nicht die Samichläusin»

Wie sieht der Samichlaus für dich aus? Welches Bild hast du im Kopf?

Ist es ein alter weisser Mann mit rotem Mantel und langem, weissem Bart? In Kinderbüchern und Filmen wird der Samichlaus meistens so dargestellt. Ein alter, weisser Mann, der Kindern am 6. Dezember ein Säckli gefüllt mit Mandarinli, Nüssen und Lebkuchen verteilt.

«Nur Männer sind Samichlaus und Schmutzli»

Samichlaus-Besuche sind im Züribiet nach wie vor sehr beliebt. Viele Familien bestellen Chlaus, Schmutzli und Eseli zu sich nachhause. Kinder sagen ihre schönsten Versli auf. Wie lange das noch so sein wird, steht in den Sternen. Denn: Den Vereinen fehlt der Nachwuchs.

In Zeiten von Gleichberechtigung stellt sich die Frage: Wäre es nicht an der Zeit, dass eine Samichläusin die Kinder besucht und Nüssli und Mandarindli verteilt? Und könnten die Frauen nicht die Nachwuchslücke füllen? ZüriToday hat den Zürcher Samichlaus-Vereinen die Frauenfrage gestellt.

In Winterthur, in Bülach und in der Stadt Zürich stecken keine Frauen unter dem roten Gewand. «In der Winterthurer Samichlausgesellschaft sind nur Männer Samichlaus und Schmutzli», berichtet Präsident Werner Braun. Auch die St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich erklärt, dass ihre Samichläuse und Schmutzlis ausschliessend männlich seien und in Zukunft auch bleiben werden. Warum ist das so?

Kinder wollen den «richtigen» Samichlaus

Der Brauch des Samichlaus geht auf den Bischof von Myra zurück – ein Mann. Der Bischof war ein Barmherziger, der im dritten und vierten Jahrhundert in der heutigen Türkei lebte. Er starb an einem 6. Dezember. Deshalb wird ihm an diesem Tag gedacht. Aufgrund dieser Geschichte müsse der Samichlaus ein Mann sein, erklärt Werner Braun von der Winterthurer Samichlausgesellschaft. Er sei nun mal eine historische Figur.

«Kinder kennen den Samichlaus aus Geschichten und Bilderbüchern – und wenn sie ihn beschreiben oder zeichnen, trägt er einen roten Mantel und besitzt einen grossen Bart», so Braun. Die Kinder sollen die Magie des Samichlaus-Besuches spüren und an den Chlaus glauben. Dieses Erlebnis möchte die Winterthurer Chlausgesellschaft nicht trüben, mit «Unstimmigkeiten, welche Kinder sehr schnell durchschauen.» Unstimmigkeiten, also etwa eine Frau, die sich unter rotem Gewand und langem Bart versteckt. Die Kinder erwarteten, dass sie der «richtige» Samichlaus besuche, erklärt Braun.

Dass die Kinder den Chlaus mit einer männlichen Figur verbinden, betonen auch die St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich und die St. Nikolausgesellschaft Bülach.

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Nur wenige Anfragen – Frauen an den Herd

Es scheint auch kein grosses Bedürfnis von Frauen zu sein, den Samichlaus zu spielen. Die Stadtzürcher St. Nikolausgesellschaft bekommt nur sehr selten Anfragen von Frauen. In Winterthur sind gar keine Anfragen von Frauen bekannt. Nur in Bülach sind weibliche Chläusinnen immer wieder ein Thema – und wurde in den vergangenen Jahren auch getestet, wie Präsident Beat Rumpel sagt. Doch: «Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Kinder den Samichlaus und den Schmutzli erwarten und nicht die Samichläusin und die Schmutzline», so Rumpel.

Frauen könnten in der Zürcher Unterländer Gemeinde jedoch auf andere Weisen mitwirken, erklärt Beat Rumpel. «Zum Beispiel im Vorstand als Personalverantwortliche, Kassiererin oder als Aktuarin, selbst als Präsidentin. Es werden auch immer wieder Hilfen im Hintergrund wie Schminken oder Garderobe, in der Küche oder als Eseli benötigt.»

Frauen dürfen also nicht Samichlaus oder Schmutzli sein. Doch nicht nur Mannsein ist eine Voraussetzung, um Samichlaus zu werden. Was es laut den Samichlaus-Vereinen sonst noch braucht, erfährst du, wenn du einen Blick hinter die Symbole wirfst.