Obwohl Lego traditionell ein Produkt für Kinder ist, interessieren sich immer mehr Erwachsene für die Plastiksteine. Ein Publikum, das dabei besonders ins Auge sticht, sind AFOL (Adult Fan of Lego). Wie die Bezeichnung vermuten lässt, handelt es sich bei AFOL um erwachsene Lego-Fans, die frenetisch sammeln, bauen und vor allem auch Lego kaufen. Das ist dem dänischen Unternehmen nicht entgangen, weshalb es in den letzten Jahren vermehrt auch Produkte für Erwachsene anbot.
Eine Strategie, die sich scheinbar lohnt für die Plastikbaustein-Firma. Gemäss eigenen Angaben schafften es gleich zwei Themengebiete, die primär für Erwachsene gedacht sind, unter die fünf beliebtesten des Jahres 2021.
Betrachtet man diesen Erfolg, erstaunt es nicht, dass Lego den Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzen möchte. 2022 wird fast monatlich ein neues, grosses Set vorgestellt, mit einer Altersempfehlung von +18 Jahren. Unter den Sets finden sich allerlei Architektur (Freiheitsstatue, Kolosseum, Sportstadion), Nostalgie aus Film und Fernsehen (Ghostbusters, Seinfeld, Friends) oder auch Dekorationen fürs Zuhause (Blumenstrauss und Bonsai).
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Ein äusserst beliebtes Lego-Set für Erwachsene ist zum Beispiel das «Taj Mahal», ein 2008 erschienenes Set, das den bekannten indischen Palast zeigt. Der Prachtbau besteht aus 6’000 Legosteinen und gehört zu den grössten Sets aller Zeiten. Aktuell liegt der Preis zwischen 800 bis 900 Franken. Auffallend ist jedoch, dass man das Lego-«Taj Mahal» im Frühjahr 2021 für deutlich weniger kaufen konnte. Damals ging es noch für knapp 350 Franken über den Tresen. Wie konnte der Wert innerhalb nur eines Jahres um stolze 247 Prozent steigen?
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Der Grund ist schnell gefunden. Rosalie Wissler, Mediensprecherin von Manor, erklärt: «Lego-Sets gewinnen tatsächlich an Wert, insbesondere diejenigen, die als «seltene Sets» bezeichnet werden. Diese sind nicht überall erhältlich und darum besonders begehrenswert sobald sie nicht mehr produziert werden.» Viele Lego-Sets sind also limitiert und schnell vergriffen. Je seltener ein Set, desto begehrter wird es für viele Lego-Fans. Das Phänomen ist den meisten Shops bekannt, interessant wird es aber erst richtig auf dem Sekundärmarkt, wo mit bereits vergriffenen Sets gehandelt wird.
Sekundärmarkt boomt
Seit Oktober 2017 kann man auf Galaxus gekaufte Produkte am selben Ort weiterverkaufen. Der Second-Hand-Markt hat sich schnell auch unter Lego-Fans herumgesprochen, die hier Sets kaufen und verkaufen, die es nicht mehr auf dem Markt gibt. Viele seien sogar bereit, ein Vielfaches des ursprünglichen Verkaufspreises zu zahlen, erklärt Alex Hämmerli, Mediensprecher von Galaxus: «Manche Galaxus-Kundinnen und Kunden erzielen bei uns mit dem Wiederverkauf ihrer Lego-Sets einen Gewinn von 200 Prozent oder mehr.»
Dank dieser hohen Preissteigerung treten Lego-Sets aktuell auch als attraktive Investition in Erscheinung. Die Wissenschaftlerin Victoria Dobrynskaya der Moscow School of Economics (HSE) untersuchte in ihrer Studie «Lego - The Toy of Smart Investors» alternative Anlagemöglichkeiten. Für ihre Analyse wurden Preise von mehr als 2000 Lego-Sets beobachtet, die zwischen 1987 und 2015 produziert wurden. Das überraschende Ergebnis: Lego-Sets erzielten teilweise sogar höhere Renditen als herkömmliche Anlageformen wie Gold, Aktien oder Anleihen. Im Schnitt lag die die jährliche Wertsteigerung bei 22 Prozent.
Lego erzielt teilweise höhere Renditen als Gold
Andreas Kunz, Präsident des Vereins Swiss Lug, kennt den Trend gut. Ihm zu Folge ist das lukrative Geschäft unter Lego-Fans schon lange bekannt. Auch Mitglieder seines Vereins, der von Lego offiziell anerkannt wird, handeln mit den Plastiksteinen. «In den letzten Jahren ist auf Bricklink und ähnlichen Plattformen die Anzahl Verkäufer in die Höhe gesprungen», erklärt Kunz. Auf Bricklink, dem grössten Sekundärmarkt für Lego, sind derzeit über 10'000 Verkäufer aus 70 Ländern registriert.
Auch der Vereinspräsident von Swiss Lug (Lug steht übrigens für Lego User Group) lässt sich das Geschäft nicht entgehen und hat 100 bis 200 Sets gelagert, die auf einen Verkauf warten. Man müsse aber nicht gleich jedes Set horten, führt der Sammler aus. «Es gibt Themenbereiche, die den Markt regelrecht überschwemmen.» Lego Friends sei zum Beispiel ein besonders unrentabler Themenbereich, führt Kunz aus. Da die Preise der «Mädchen-Sets» stagnieren, müsse man fünf bis zehn Jahre auf einen Verkauf warten, erklärt der passionierte Lego-Kenner.
«Man muss schon ahnen können, welche Sets im Wert steigen und welche nicht»
Neben Sets sind vor allem auch Figuren begehrt. Die kürzlich eingestellte Lego-Serie «Vidiyo» hat beispielsweise ein ausserordentlich begehrtes Figürchen in ihren Reihen. Die Serie, die stark an den Tik-Tok-Trend angelehnt ist, sei von Anfang an verpönt gewesen unter Kennern, erzählt Kunz. Nun gibt es jedoch ein Set, das besonders attraktiv scheint, da es eine sehr seltene Figur beinhaltet. Ein anderes Beispiel zeigt die Figur «Mr. Gold», das wohl seltenste Männchen im Lego-Universum. 2013 kam die goldschimmernde Figur mit Zylinderhut auf den Markt und kostete 4.95 Franken. Heute wird «Mr. Gold» auf Bricklink für 5’300 Franken angeboten. 1000 mal mehr als der Ursprungspreis.
Der Erfahrungswert bei Lego-Investments sei also extrem wichtig, führt Kunz aus: «Man muss schon ahnen können, welche Sets im Wert steigen und welche nicht.» Seinen grössten Gewinn konnte Kunz übrigens mit dem Verkauf des «Marina Sands Bay» erzielen. Das exklusive Set stammt aus der Reihe «Lego Architecture», war auf 10’000 Stück limitiert und zeigt ein berühmtes Hotel in Singapur. Erhalten konnte man den Bausatz nur im singapurischen Hotel selbst oder in ausgewählten Shops in Südostchina. Kunz, der einen guten Riecher hatte, kaufte sich das Set für den Normalpreis von rund 80 Franken. Nach zweijähriger Lagerung war der Moment gekommen. Der gewiefte Lego-Fan verkaufte sein Lego-Hotel für 700 Franken weiter- einer Wertsteigerung von +875 Prozent.
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