Der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, Merrick B. Garland, dankte den mexikanischen Behörden in einer Mitteilung des US-Justizministeriums für die Festnahme des 69 Jahre alten Caro Quintero. Man wolle seine sofortige Auslieferung an die USA beantragen, damit er dort vor Gericht gestellt werden könne.
Caro Quintero hatte 1985 den Mord an Enrique «Kiki» Camarena, einem Beamten der US-Anti-Drogen-Polizei DEA, angeordnet. Der Mitgründer des ehemaligen Guadalajara-Kartells, des ersten grossen Drogen-Kartells in Mexiko, war seit 2013 auf der Flucht.
Kopfgeld: 20 Millionen Dollar
Damals war er nach 28 von 40 Jahren Haft wegen angeblicher Verfahrensfehler auf freien Fuss gesetzt worden. Der Oberste Gerichtshof Mexikos hob diese Entscheidung auf, da war Caro Quintero aber bereits untergetaucht. Das Aussenministerium in Washington setzte ein Kopfgeld von 20 Millionen US-Dollar auf ihn aus. «Die Festnahme ist für die Vereinigten Staaten sehr, sehr wichtig, weil Caro Quintero der Drahtzieher hinter dem Mord an unserem Agenten Enrique «Kiki» Camarena war», sagte der ehemalige DEA-Chef für internationale Operationen, Mike Vigil, dem Nachrichtenportal Sin Embargo.
Der Drogenboss wurde in der Ortschaft San Simón in den Bergen des nordwestlichen Bundesstaates Sinaloa am Freitag von der Marine festgenommen. Er soll im Hochsicherheitsgefängnis von Almoloya, 85 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt, untergebracht werden. Zuletzt soll er das kleinere Caborca-Kartell angeführt haben.
Hubschrauberabsturz fordert 14 Todesopfer
Beim Absturz eines Marine-Hubschraubers nach der Festnahme Caro Quinteros ebenfalls in Sinaloa kamen 14 Passagiere ums Leben. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador bedauerte den Verlust und drückte den Familien der Verstorbenen in sozialen Netzwerken sein Beileid aus. Zudem wurde ein Beamter schwer verletzt. Sie alle hätten den Einsatz für die Festnahme unterstützt. Der Absturz habe danach beim Landen in der Ortschaft Los Mochis stattgefunden, die Ursachen würden untersucht.
Verhaftung mit politischer Wirkung
Vor wenigen Tagen war López Obrador bei einem offiziellen Besuch in Washington von seinem US-Kollegen Joe Biden empfangen worden. Die Festnahme des ehemals mächtigsten Drogenbosses Mexikos könnte als Geste des guten Willens von Mexiko gegenüber Washington interpretiert werden, nachdem es zu Spannungen in den Bereichen Sicherheit, Investitionen und Migration gekommen war.
In Mexiko sind nach Angaben der International Crisis Group rund 200 kriminelle Gruppen aktiv. Sie sind unter anderem in den Drogenhandel, Entführung, Erpressung und Benzindiebstahl verwickelt. Manche kämpfen auch um Kontrolle über legale Geschäfte wie den Avocado-Anbau. Seit der nordamerikanische Staat 2006 damit begann, den sogenannten Drogenkrieg militärisch zu führen, hat die Spirale der Gewalt Hunderttausende Menschen das Leben gekostet. Mehr als 100'000 Menschen gelten in Mexiko als verschwunden.
(sda/oeb)