Camping-Boom

«Es ist schwierig, neue Terrains für Campingplätze zu finden»

· Online seit 16.06.2023, 13:01 Uhr
Spontanes Camping an schönen Wochenenden ist mittlerweile kaum mehr möglich. An beliebten Orten muss teils weit im Voraus gebucht werden. Trotz der enormen Nachfrage nimmt jedoch die Zahl der Campingplätze ab.
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Die Corona-Pandemie hat viele Betriebe vor existenzielle Herausforderungen gestellt – mit Ausnahme der Campingplätze. Während Hotels und Kollektivunterkünfte wie Alphütten oder ­Ferien­lagerhäuser grosse Einbussen verkraften mussten, geschah beim Camping das Gegenteil.

Der grösste Campinganbieter der Schweiz, Touring Club Schweiz (TCS), rechnet für 2023 mit einer grossen Auslastung der Campingplätze. Wie «Tamedia» berichtete, legte das Camping schon seit 2016 stärker zu als die Hotellerie und der Trend sei durch die Pandemie noch verstärkt worden.

Tessin mit Abstand am beliebtesten

Auf hiesigen Campingplätzen machten Schweizerinnen und Schweizer 68 Prozent der Gäste aus. Jedoch schrumpfte das Angebot an Plätzen, erklärte Oliver Grützner, Leiter Tourismus und Freizeit beim TCS, gegenüber Tamedia. Auflagen rund um Naturschutzgebiete und geschützte Biotope spielen laut Grützner dabei eine grosse Rolle.

Mit Abstand am beliebtesten ist bei Camperinnen und Campern das Tessin. Die dortigen Betriebe haben im vergangenen Jahr mehr als 1 Million Übernachtungen verbucht.

Verhältnismässig am meisten zugelegt hat die Tourismusregion Aargau. Sie kann sich über satte 221 Prozent mehr Übernachtungen freuen als noch vor 15 Jahren.

Campings können nicht überall installiert werden

Trotz steigender Nachfrage nimmt die Zahl der Betriebe sowie der Dauermieter- und Passantenplätze ab. In fast allen Tourismusregionen stagniert die Entwicklung, oder sie ist gar rückläufig.

Nur der Kanton Aargau bildet mit einer Zunahme der verfügbaren Stellplätze um 39 Prozent die Ausnahme. Zum einen werden kaum neue Campingplätze gebaut, zum anderen gehen immer wieder bestehende zu.

«Es ist sehr schwierig, neue Terrains zu finden, auf denen Campings installiert werden können», sagt Oliver Grützner zu Tamedia. Es müssten genügend grosse Flächen an guten Standorten sein, die gewisse Bedingungen erfüllen. So dürfen Campingplätze etwa nicht in Gebieten gebaut werden, die durch Hochwasser, Erdrutsche oder Felsstürze gefährdet sind.

Mehr Angebote abseits der Campingplätze

Im Zuge des Camping-Booms sind neben der traditionellen Campingplätze neue Angebote entstanden. Auf diversen Onlineplattformen können Übernachtungen auf Bauernhöfen, im Wald oder in einem Tiny House gebucht werden.

Individuelle Campingerlebnisse sind im Trend. Viele wollen mit ihrem Wohnmobil, Wohnwagen, Zelt oder umgebauten Van etwas Spezielles und Einzigartiges erleben.

Laut dem TCS können solche alternativen Übernachtungsmöglichkeiten die hohe Nachfrage aber nicht auffangen. «Aber jedes neue Angebot hilft dem Tourismusland Schweiz», sagt Grützner gegenüber Tamedia.

Denn er rechnet damit, dass der Campingboom anhält: «Die Leute wollen wieder vermehrt in der Natur und in der Schweiz Ferien machen, anstatt um den ganzen Globus zu jetten.»

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veröffentlicht: 16. Juni 2023 13:01
aktualisiert: 16. Juni 2023 13:01
Quelle: Today-Zentralredaktion

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