Kein Wagen für Lesbenorganisation

Zurich Pride steht schon wieder in der Kritik

27.04.2022, 18:21 Uhr
· Online seit 27.04.2022, 17:26 Uhr
Die Organisatorinnen und Organisatoren der Zurich Pride stossen mit ihren Entscheidungen schon wieder auf Widerstand. Nachdem das ursprüngliche Motto für Unmut gesorgt hatte, ist es jetzt die Verteilung der Wagen, die auf Unverständnis stösst.
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Im Januar noch zog man nach heftigem Widerstand das erste Motto «trans*normal – Mensch bleibt Mensch» zugunsten des neue Motto Mottos «trans – Vielfalt leben» zurück. Jetzt ernten die Veranstalterinnen und Veranstalter erneut Kritik. Der Grund: Die Lesbenorganisation Schweiz LOS erhält für die diesjährige Pride keinen Wagen an der Demonstration.

Vergabe nach Punktesystem

Was ist passiert? Wie die Veranstalterinnen und Veranstalter auf Instagram mitteilen, habe man für den Umzug von der Stadt die Bewilligung für 17 Wagen erhalten. Um diese Plätze unter den verschiedenen Organisationen zu verteilen, habe man mit einem Punktesystem gearbeitet.

Durch das Raster gefallen ist dabei die LOS. Bei der Zurich Pride begründet man den Entscheid damit, dass die LOS bereits 2021 mitgefahren sei und den Wagen alleine betreiben wolle. Deshalb wolle man einer anderen Organisation die Chance geben, mit einem Wagen an der Demo teilzunehmen.

Unnachvollziehbarer Entscheid

Auf Instagram erntet die Pride für ihr Vorgehen Kritik. Insbesondere die Tatsache, dass vier gewinnorientierte Unternehmen einen Wagen erhalten, während die LOS leer ausgeht, sorgt bei der Community für Unmut. So fordern die Userinnen und User in der Kommentarspalte, dass man die Liste mit den Wagen veröffentlichen soll.

Auf Anfrage von ZüriToday teilen die Organisatorinnen und Organisatoren mit, man habe sich entschieden, die Liste zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu veröffentlichen. Man sei in Kontakt mit den Organisationen und möchte diese Gespräche nicht in die Öffentlichkeit verlagern.

LOS verfasst offenen Brief

Auch bei der LOS reagiert man auf den Entscheid der Zurich Pride. Am gestrigen «Lesbian Visibility Day», also dem Tag der lesbischen Sichtbarkeit, veröffentlichte die Organisation einen offenen Brief an die Veranstalterinnen und Veranstalter.

«Mit den Ausschlüssen, für die ihr euch entschieden habt, stellt ihr diese Solidarität in Frage», schreiben der Vorstand und die Geschäftsstelle der LOS darin. Unterzeichnet wurde er bisher von rund 1300 Personen. «Die Unterstützung ist riesig», bestätigt Alessandra Widmer, Co-Geschäftsleiterin der LOS gegenüber ZüriToday.

Bei der LOS stört man sich insbesondere daran, dass man seitens der Pride nicht berücksichtige, wie wichtig Sichtbarkeit für Lesben ist.

Trotzdem: Sei es mit oder ohne Wagen, den Event zu boykottieren kommt laut Widmer für die LOS nicht in Frage. «Die Pride ist einer der wenigen Momente, an denen unsere Community sichtbar sein kann. Das möchten wir ihnen nicht nehmen.»

(oeb)

veröffentlicht: 27. April 2022 17:26
aktualisiert: 27. April 2022 18:21
Quelle: ZüriToday

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