Zürcher Velofahrer nerven sich über Hindernisse für Autos
Fahrverbote für Cars und Lastwagen, ein angehobener Mittelstreifen und neu programmierte Lichtsignale sollen das Leben von Velölern und Anwohnenden In Züri-West angenehmer machen. Das Sofortmassnahmenpaket des Tiefbauamts Zürich wurde schnell umgesetzt, die Velowege verbreitert sowie Abstellplätze für die Zweiräder bereitgestellt.
Der Grund für diese Massnahmen ist der Geräuschpegel an der Hardturmstrasse, schreibt der «Tagesanzeiger». Unzählige Autolenkende nutzen die Strasse dazu, um auf die Autobahn zu gelangen, wobei dies gar nie so geplant gewesen sei. Ausserdem sind viele deutlich schneller als mit den erlaubten 30 Stundenkilometern unterwegs.
Kann mir das jemand erklären? Früher gab es an der Hardturmstrasse in der @stadtzuerich auf jeder Spur einen funktionierenden Velostreifen. Jetzt hat man dort ein Hindernis hingebaut, sodass Fahrzeuge auf den Velostreifen ausweichen müssen. Warum? 🧐 pic.twitter.com/bPTqIp4kdQ
— Pascal Ritter (@typeritter) August 8, 2022
Breite Velowege sind toll aber ....
Über die zu Gunsten der Velos angepassten Lichtsignale und den breiteren Veloweg mögen sich die Zürcherinnen und Zürcher im ersten Moment wohl noch gefreut haben. Neuerdings stehen aber auch Hindernisse auf beiden Fahrstreifen, um die Autos auszubremsen. Und genau das funktioniert aus Sicht der Velofahrenden nicht.
Diese lassen auf Twitter ihrer Kritik freien Lauf. Wenn sich jetzt nämlich Autos auf der Fahrbahn kreuzen, müssen sie auf die verbreiterten Velowege ausweichen. Dieses Manöver stellt ein grosses Risiko für die Velogemeinde dar, schreiben die Twitter-User. Die Empörung ist gross. So schreibt ein User: «Velofahrende werden dabei nicht tangiert, da sie ausserhalb der Engstelle ungehindert weiterfahren können. Dadurch, dass man Wunschdenken aufschreibt, wird es leider nicht wahr.»
Ein anderer wirft den Verkehrsplanern gar Inkompetenz vor: «Inkompetente und vielleicht bekiffte Verkehrsplaner, die den Job wegen des roten oder grünen Parteibüchleins erhalten haben, was sonst?»
Velostreifen sollten nicht die Koexistenz stärken, sondern genau abgetrennte Räume schaffen. Velostreifen sollten im Normalfall nicht von Autos befahren werden müssen.
— Thomas Hug (@tho__hug) August 8, 2022
Entspricht diese Antwort der gängigen Praxis im Tiefbauamt - oder ist da ein Fehler passiert?
Menschliches Schutzschild
Einige gehen so weit und bezeichnen die Velofahrenden als menschliche Schutzschilde für Tempo 30 oder sogar als «Fleischbremse». Das Tiefbauamt sieht das nicht so. Die sogenannten Kernfahrbahnen hätten sich durchaus bewährt. Um eine Zwischenbilanz zu ziehen, sei es auch noch zu früh, sagt Evelyn Richiger, Mediensprecherin des Tiefbauamts.
Kann auch an der Freilagerstrasee nicht wirklich als Velofreundlich bezeichnet werden. Meist stehen die Autos komplett auf dem Velostreifen. pic.twitter.com/Hj2N3hTxOL
— Pascal Mages (@FreeMindedCH) August 9, 2022
Pilotprojekt generiert Unfälle
An einem anderen Ort in Zürich gibt es diese Kernfahrbahn und die Stopper für die Autos schon länger. In Altstetten kam es an der Freilagerstrasse im vergangenen Jahr, seit Einführung der Hindernisse auf der Fahrbahn, zu insgesamt acht Unfällen. In den zehn Jahren vor dem Umbau lediglich zu zwei. Das Problem dort sei auf den zu schmalen Veloweg zurückzuführen. Dieser soll nun verbreitert und so die Sicherheit erhöht werden.
(roa)