Zürcher Papi serviert Genossenschaftswohnungen auf dem Silbertablett | ZüriToday
Wohnungsnot

Zürcher Papi serviert Genossenschaftswohnungen auf dem Silbertablett

18.07.2023, 07:49 Uhr
· Online seit 18.07.2023, 05:58 Uhr
Im Raum Zürich eine Genossenschaftswohnung zu finden, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Philippe Brenders Angebot «Gnossi ZH» ist deshalb gefragt. Seiner Meinung nach sind Wohnungssuchende manchmal zu sehr auf die Stadt fixiert.
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Herr Brender, wie wohnen Sie?

Ich wohne mit meiner Frau und den beiden Kindern in einer Genossenschaftswohnung in Oerlikon. Wir zogen vor fünf Jahren in diese 4,5-Zimmer-Wohnung, weil unser zweites Kind auf die Welt kam und wir mehr Platz brauchten. Vorher wohnten wir in Seebach in einer 3,5-Zimmer-Wohnung. Das war auch eine Genossenschaftswohnung.

Fanden Sie die Wohnungen schnell?

Ja, da ich ein System programmierte, das mich über alle Inserate von Genossenschaftswohnungen benachrichtigte. Durch meine Arbeit in der Marketingbranche kenne ich mich mit Websitegestaltung aus, sodass es mir leicht fiel, einen solchen Dienst einzurichten. 2017 entstand deshalb die Idee, daraus ein Angebot für Leute zu schaffen, die genug haben von der mühsamen Suche nach einer Genossenschaftswohnung.

Wie funktioniert Gnossi ZH?

Interessierte können den Newsletter abonnieren und erhalten darin einen kurzen Überblick über die Inserate für Genossenschaftswohnungen in der Stadt und im Kanton Zürich. Wenn man ein Abo bezahlt, erhält man den Link zum Originalinserat. Bis vor einem Jahr war das gesamte Angebot gratis. Die Nachfrage wurde aber immer grösser, womit Kosten und Arbeitsaufwand zunahmen. Deshalb entschied ich mich für einen Abo-Preis von 4,50 Franken pro Monat – so viel wie man in Zürich für einen Kaffee bezahlt.

Sie servieren mit Ihrem Angebot die verfügbaren Genossenschaftswohnungen auf dem Silbertablett. Warum kämpfen so viele Wohnungssuchende damit, selbst solche zu finden?

Viele Genossenschaftswohnungen gehen unter der Hand weg. Ich habe das selbst erlebt. Als meine Frau und ich die Genossenschaft wechselten und einen Nachmieter stellen mussten, haben wir jemanden aus unserem Bekanntenkreis gefragt.

Wo gibt es Ihren Erfahrungen nach die meisten Genossenschaftswohnungen?

Ausserhalb der Stadt Zürich ist die Chance grösser, eine Genossenschaftswohnung zu finden. In der Stadt sind es vor allem Randgebiete wie Seebach, Affoltern und Altstetten. Aktuell ist gerade ein 5,5-Zimmer-Haus in Leimbach ausgeschrieben.

Welche Orte sind bei Ihren Abonnentinnen und Abonnenten am gefragtesten?

Ich bekomme viele Zuschriften von Leuten, die eine Genossenschaftswohnung in Zürcher Quartieren wie Albisrieden oder Wiedikon suchen. In diesen beliebten Gegenden gibt es leider nicht so viele Möglichkeiten wie zum Beispiel in Mönchaltorf. Aber das ist noch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

Was raten Sie da?

Manchmal sind Wohnungssuchende zu sehr auf die Stadt Zürich fixiert. Dabei haben Orte ausserhalb der Stadt auch ihre Vorteile. Warum zum Beispiel nicht nach Schwerzenbach statt Wiedikon ziehen? Von dort aus ist man in einer Viertelstunde mit dem Zug im Zentrum von Zürich. Von Wiedikon aus braucht man mit dem Tram mindestens so lange. Ich würde ohnehin raten, bei der Möglichkeit, in eine Genossenschaftswohnung zu ziehen, sich diese sofort zu schnappen. Das kann von Vorteil sein, auch wenn der Ort nicht gerade die erste Priorität war.

Warum?

Ist man einmal in einer Genossenschaft drin, hat man schon viel gewonnen. Gibt es später einen Neubau oder einen Mieterwechsel in der Genossenschaft, hat man grössere Chancen, eine tolle Wohnung an einem tollen Ort zu finden.

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Welchen Mietpreis haben Ihre gesammelten Genossenschaftswohnungen im Schnitt?

Kleinere und ältere Wohnungen kosten maximal rund 1200 Franken, Neubauten 2200 Franken. Bei Neubauten bestehen aber gute Chancen, dass Mieterinnen und Mieter noch eine schöne Überraschung bekommen.

Welche?

Neubauten sind manchmal zu einem höheren Mietpreis ausgeschrieben, als die Miete dann effektiv ist. Wenn nach dem Bauabschluss alle Kosten zusammengerechnet werden, kann der Mietzins sinken, weil der Bau am Ende weniger teuer ausfiel. Einen solchen Fall erlebte ich selber bei unserer ersten Genossenschaftswohnung. Diese war für 2000 Franken ausgeschrieben. Nach dem Bau sank die Miete auf 1500 Franken. Dazu gab es auch noch eine Mietzinsreduktion. Als wir einzogen, mussten wir pro Monat nur noch 1300 Franken Miete bezahlen.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 18. Juli 2023 05:58
aktualisiert: 18. Juli 2023 07:49
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