Keine Kinder, keine WG

«Wollen Konflikte vermeiden» – Inserat für Zürcher Wohnung gibt zu reden

· Online seit 22.11.2022, 09:23 Uhr
Weil sich eine Mietwohnung in einem ringhörigen Haus befindet, möchte der Vermieter keine Familien mit Kindern und keine WGs dort drin haben. Auf Twitter hatte das Inserat für Diskussionen gesorgt. Der Hauseigentümerverband beschwichtigt – man wolle niemanden benachteiligen.
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Ein Inserat auf der Immobilien-Website homegate.ch hatte auf Twitter kürzlich zu Reden gegeben. Eine 5-Zimmer-Wohnung in der Stadt Zürich wurde dort für rund 3000 Franken Monatsmiete angeboten. Da das Inserat kurz darauf nicht mehr einsehbar war, ist der Standort der Wohnung der Redaktion nicht bekannt.

So weit, so gut. Für Zürcher Verhältnisse ist der Preis gerechtfertigt. Der Haken aber – und folglich der Anlass zu den Diskussionen im Netz: Das Mietobjekt ist «nicht geeignet für Familien mit Kindern oder Studenten-Wohngemeinschaften». So stand es im Inserat. Zudem seien keine Haustiere erlaubt.

«Ist in Ordnung, dass sie auch mal lauter sind»

«Warum genau?», fragte eine Twitter-Userin. «Die könnten ja drin... leben 🤢 Geht gar nicht», antwortet eine zweite. «Für wen ist denn so eine Wohnung geeignet?», fragt eine dritte. «Wir brauchen Antworten.» Ein vierter User vermutet: «Eventuell eine Frage des Lärms.»

ZüriToday hat beim Zürcher Hauseigentümerverband (HEV) nachgehakt – und siehe da, die Lärm-Vermutung wurde bestätigt. «Das Haus, in dem sich die Wohnung befindet, ist sehr ringhörig», teilt Mediensprecher Luca Roncoroni mit.

Weil Kinder und Studierende, die zusammen eine Wohngemeinschaft gründen, tendenziell eher mal lauter sind – «was ja auch völlig verständlich und in Ordnung ist», so Roncoroni – habe der Eigentümer der Wohnung den HEV angewiesen, sie im Inserat auszuklammern.

Gutes Mietverhältnis ist ihnen wichtig

«Damit haben wir absolut keine Benachteiligung beabsichtigt», betont der HEV-Mediensprecher. «Wir beziehungsweise der Eigentümer wollte damit bloss verhindern, dass früher oder später Konflikte entstehen würden.» Davon habe man nun mal ausgehen müssen.

Viele Eigentümer würden selbst in einem der angrenzenden Wohnungen leben – ihnen sei ein gutes Mietverhältnis sehr wichtig. «Wenn sie also wünschen, ein Inserat entsprechend zu verfassen, dann setzen wir als Verwalter dies so um.»

In Zukunft ist nichts ausgeschlossen

Jungen Leuten und Familien mit Kindern habe man zudem den Aufwand einer Bewerbung und Wohnungsbesichtigung ersparen wollen, sagt Roncoroni: «Eine direkte Kommunikation von Beginn weg war uns wichtig. So musste niemand vergebens frei nehmen oder Zeit investieren.»

Dass gewisse Interessenten keine Freude an diesem Inserat gehabt haben, kann er nachvollziehen. Und so lässt Roncoroni auch durchblicken: «Wenn das Mietobjekt in Zukunft wieder mal auf den Markt kommt, wohnen vielleicht viel mehr junge Leute im Haus. Dann kann das Ganze plötzlich wieder anders aussehen.»

veröffentlicht: 22. November 2022 09:23
aktualisiert: 22. November 2022 09:23
Quelle: ZüriToday

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