Gemeindefinanzen

Winterthur schreibt ein unverhofftes Plus von 70 Millionen Franken

· Online seit 05.04.2022, 11:25 Uhr
Die Corona-Pandemie hat zumindest finanziell keine Spuren bei der Stadt Winterthur hinterlassen: Die Auswirkungen sind viel kleiner als befürchtet. Die Rechnung 2021 schliesst mit einem unverhofften Plus von 70 Millionen Franken. Die Nettoschuld pro Kopf sinkt von 10'062 auf noch 8429 Franken.
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Budgetiert war eigentlich nur ein Mini-Überschuss von 1,1 Millionen Franken. Die Rechnung schliesst somit 69,3 Millionen Franken besser ab als budgetiert, wie die Stadt am Dienstag mitteilte.

«Das ist natürlich erfreulich und gibt uns einen gewissen Spielraum», sagte Finanzvorsteher Kaspar Bopp (SP). Einer der Hauptgründe für das positive Ergebnis ist, dass die coronabedingte Belastung viel kleiner ausfiel als prognostiziert. Hier halfen auch die Gelder von Kanton und Bund, welche die befürchtete Kostenexplosion im Sozialbereich weitgehend verhinderten.

Gute Lage an den Aktienmärkten

Der städtische Finanzhaushalt profitierte aber auch von den gut laufenden Aktienmärkten: Diese führten dazu, dass die städtische Pensionskasse mittlerweile wieder besser dasteht als in früheren Jahren. Deshalb kann die Stadt die Rückstellungen teilweise auflösen, was zusätzliche 30 Millionen Franken einbrachte.

Verschätzt hat sich der Stadtrat zudem bei der Budgetierung der Steuereinnahmen: Diese sprudelten viel stärker als erwartet, sowohl bei den natürlichen Personen als auch bei den Unternehmen. So flossen weitere nicht budgetierte 24,5 Millionen in die Kasse.

Bei der Ausgabenseite war die Stadt relativ zurückhaltend: Zahlreiche Stellen wurden im vergangenen Jahr nicht besetzt, oft auch, weil kein geeignetes Personal gefunden werden konnte. Zudem wurde weniger investiert als geplant, etwa weil Strassenprojekte durch Einsprachen blockiert sind.

Verschuldung sinkt

Der Überschuss von 70 Millionen Franken fliesst vorerst ins zweckfreie Eigenkapital. Dieses erhöht sich damit auf 278 Millionen Franken. Die Nettoschulden sinken von 1,15 Milliarden auf noch 969 Millionen Franken - erstmals seit langem also unter eine Milliarde. Die Nettoschuld pro Kopf sinkt von 10'062 auf noch 8429 Franken.

Angesichts der positiven Zahlen dürfte bei der kommenden Budgetdebatte so gut wie sicher über eine Steuersenkung diskutiert werden. Für SP-Stadtrat Bopp ist eine Steuersenkung derzeit allerdings nicht angezeigt. Man dürfe jetzt nicht jeden zusätzlichen Franken mit einer Steuersenkung verbrauchen.

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

«Es stellt sich die Frage, ob die gute Entwicklung bei den Steuereinnahmen nachhaltig ist oder ob das ein Einmaleffekt war.» Auch der Ukraine-Krieg dürfte sich gemäss Bopp noch auf die städtischen Finanzen auswirken. Man sehe bei den Energiepreisen und im Sozialbereich bereits heute die ersten Auswirkungen.

veröffentlicht: 5. April 2022 11:25
aktualisiert: 5. April 2022 11:25
Quelle: sda

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