Erwartungen und Überraschungen

Die Analyse zum grossen Zürcher Wahltag

13.02.2023, 07:36 Uhr
· Online seit 13.02.2023, 07:20 Uhr
Die grosse Wahlsause ist vorbei und nun stellt sich die Frage: Was hat das alles zu bedeuten? Was kam überraschend und wer zählt zu den grossen Gewinnern? Die Analyse.

Quelle: Politexperte bei Kantonsratswahlen in Zürich über mögliche Auswirkungen auf die Wahlen im Oktober. CH Media Video Unit / Linus Bauer

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Zitterkandidatin Silvia Steiner verteidigt ihren Sitz im Regierungsrat und alle übrigen Rätinnen und Räte sind ebenfalls wiedergewählt. Der Kantonsrat bleibt ebenfalls stabil, was etwas überraschender kommt. SVP, SP und GLP gewinnen je einen Sitz – EVP, AL und EDU müssen je einen abgeben. Die Grünen fahren den grössten Verlust ein: Sie müssen drei Sitze abgeben.

Die Klimaallianz kann die Mehrheit knapp verteidigen, die grosse Gewinnerin ist die Mitte mit drei zusätzlichen Sitzen. Und ein neuer Akteur tritt auf die Bühne: Aufrecht/Freie Liste ergattert 2,15 Prozent Wähleranteil. Warum war die Mitte so erfolgreich? Inwiefern stellen diese Wahlen ein Vorzeichen für die nationalen im Herbst? Und was hat der Aufschwung der Massnahmenkritiker zu bedeuten? Die Analyse zu den Wahlen.

Der Name, der Präsident und die Regierungsrätin

Ende gut, alles gut. In etwa so. Denn Silvia Steiner musste um ihren Sitz bangen, doch nicht nur ist die Mitte-Regierungsrätin am Ende die Gewinnerin, weil sie ihren Platz gegenüber SP-Kandidatin Priska Seiler Graf verteidigen konnte, sondern auch, weil die Mitte drei Sitze im Kantonsrat gewonnen hat.

«Die Partei hat profitiert, dass Mitte-Regierungsrätin Silvia Steiner unter Druck kam», erklärt Politexperte Hannes Britschgi. Die SVP, welche eine linke Mehrheit in der Regierung verhindern wollte, habe deshalb eng mit der Kampagne der Mitte zusammengearbeitet.

Zudem mache Gerhard Pfister als Mitte-Präsident der Schweiz einen sehr guten Job. «Sei dies beim Ukraine-Krieg, bei Waffenlieferungen oder bei den Prämienverbilligungen – er hat nicht immer gewonnen, macht aber mit seinen Interventionen in der Öffentlichkeit, die oft provokativ sind, Wind und das gefällt Vielen. »

Und als weiteren Grund nennt Britschgi den Namen. «Jetzt heissen sie die Mitte.» Die Partei selbst sage, dass dies ihnen helfe.

«Das Protestpotenzial hat eine gewisse Kraft»

2,15 Prozent. Das ist der Wähleranteil, den die Massnahmenkritiker unter der Gruppierung «Aufrecht» erreicht haben. «Sie sind am untersten Rand, aber ihr Protestpotenzial hat sich gezeigt», erklärt Hannes Britschgi. Dieses Protestpotenzial habe zwar eine gewisse Kraft, sei aber limitiert – wenn man vom Wähleranteil schaue.

Für einen Sitz im Kantonsrat hats aber nicht ganz gereicht. Die Aufrechten selbst sehen sich aber schon im Nationalrat. So sagt Regierungsratskandidat Patrick Jetzer gegenüber der «NZZ»: «Mit diesem Resultat hätten wir es in den Nationalrat geschafft.»

Indiz für Schweizer Parlamentswahlen?

Zürich ist der bevölkerungsstärkste Kanton, die Wahlen in Zürich sagen ein bisschen voraus, wie nationale Wahlen ausgehen können. Eine saloppe Aussage, die stimmt und auch nicht stimmt. «Alle schauen nach Zürich, diese Wahrnehmung hat einen gewissen Effekt», sagt Politexperte Britschgi.

Ein Gradmesser seien die Zürcher Wahlen schon. Aber Achtung, zu viel soll man auch nicht in die Ergebnisse interpretieren. «Es geht noch lange bis zum Herbst. Da kann bei allen noch viel passieren. Das ist ein gewisser Einfluss, es ist aber ein neues Rennen im Herbst», so Britschgi.

veröffentlicht: 13. Februar 2023 07:20
aktualisiert: 13. Februar 2023 07:36
Quelle: ZüriToday

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