Zürich

Universität Zürich: Zürcher Kantonsrat stimmt gegen Veloparkplätze für Studierende

Stadt Zürich

Studierende kritisieren fehlende Veloplätze bei neuem Uni-Mega-Bau

05.04.2023, 09:22 Uhr
· Online seit 05.04.2023, 05:48 Uhr
100'000 Franken hätten die Veloparkplätze für Studierende den Kanton Zürich gekostet – zusätzlich zu den 600 Millionen Franken, die das neue Forum UZH kostet. Das zusätzliche Geld will der Kantonsrat jedoch nicht ausgeben. Das sorgt für Diskussion.
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Es ist mit 597 Millionen Franken das teuerste Gebäude, das der Kanton Zürich je gebaut hat. Doch weitere 100'000 Franken sind dem Zürcher Kantonsrat zu viel: Im neuen Forum UZH wird es deshalb nur Veloabstellplätze für Mitarbeitende geben – nicht aber für Studierende.

Der Kantonsrat lehnte den GLP-Antrag ab

Die GLP beantragte im Kantonsrat, zusätzliche Veloparkplätze für Studierende zu bauen. «Die Anzahl Veloabstellplätze, die bereits eingeplant waren, wurden aus Platzgründen lediglich für die Mitarbeitenden gerechnet», erklärte Monica Sanesi Muri von der GLP Zürich in einer kürzlichen Kantonsratssitzung. Andrew Katumba (SP Zürich), Präsident der Kommission für Planung und Bau, sagte: «Da auf dem Gelände des Forums keine weiteren Flächen vorhanden sind, sollen die Veloabstellplätze nun an geeigneter Stelle und in unmittelbarer Umgebung gebaut werden.»

So weit wird es nicht kommen: Der Kantonsrat lehnte den Vorschlag knapp ab, mit 86 zu 83 Stimmen. Müssen Studentinnen und Studenten nun mit dem Auto zur Uni fahren?

Ablehnung stösst auf Unverständnis

«Ich verstehe nicht, wieso man die 100'000 Franken nicht locker machen konnte – das ist ja kein Betrag», sagt Thomas Hug, Verkehrsplaner und GLP-Politiker, im Gespräch mit ZüriToday. Es werde mehr Velos auf den Strassen geben, «ob man will oder nicht».

«Bei der ETH und der UZH ist schon heute alles vollgestopft und Studierende müssen nach Veloplätzen suchen. Die vorgesehenen Abstellplätze sind laut Studierenden ein Witz», erklärt Hug. «Wenn man bedenkt, dass das neue Gebäude noch mehr Verkehr bringt, wird die Situation bei den jetzigen Abstellplätzen nur schlimmer.» Doch wieso war der Kantonsrat gegen die Abstellplätze?

Deshalb wollten die Gegnerinnen und Gegner keine Veloabstellplätze

Walter Honegger (SVP Wald) erklärte während der Kantonsratssitzung: «Die Planer hielten sich an die Vorgaben und es besteht kein Grund, diese Vorgaben umzustossen.» Auch Marzena Kopp (Mitte Meilen) ist der Meinung, der Beitrag müsse nicht um 100'000 Franken für Velo-Abstellplätze erhöht werden. Denn: «Es sind genug Abstellplätze für Mitarbeitende eingeplant und das Hochschulquartier ist gut mit dem ÖV erschlossen.»

Sind Mitarbeitende wichtiger als Studierende?

Thomas Hug findet es «interessant», dass man bei den Velo-Abstellplätzen nur die Mitarbeitenden berücksichtigt hat. «Es wird mehr Studierende als Angestellte geben», sagt er. Es sei eine Frage von Prioritäten: «Mitarbeitende scheinen wichtiger zu sein als Studierende.» Man blende damit eine grosse Zielgruppe einfach aus. Dabei sollte das neue Gebäude ein Forum – also ein Ort des Austauschs sein. Hug fügt jedoch an: «Ob die Parkplätze wirklich nur von Angestellten genutzt werden, sei dahingestellt.»

Das sagt der Studierenden-Verband

Luzian Franzini, Co-Generalsekretär des Verbands der Schweizerischen Studierendenschaften VSS, bedauert es, dass sich der Kanton Zürich gegen zusätzliche Veloabstellplätze entschieden hat. «Es ist im Interesse der Politik und der Studierenden, ökologisch unterwegs zu sein. Dazu gehört auch das Velo», sagt er im Gespräch mit ZüriToday. Deshalb sei es auch «unverständlich, dass man den Studierenden keine guten und bedeckten Veloabstellplätze zur Verfügung stellen kann.»

Mehr Velo-Verkehr sei auch wegen der Inflation und der gestiegenen Mobilität wichtig, führt Franzini aus. Der VSS fordert deshalb eine bezahlbare Mobilität. Dazu gehören unter anderem ÖV-Gutscheine für Studierende. Das Velo sei jedoch gegenüber dem ÖV im Vorteil. «Es ist ökologischer und billiger», so Franzini.

Der Verband der Studierenden der Universität Zürich, kurz VSUZH, äussert sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht zur Thematik, wie er auf Anfrage mitteilt.

Ein paar Velofahrende nehmen die Sache mit Humor. Einen Parkplatz zu finden, sei mit dem Velo sowieso nie ein Problem, findet dieser Twitter-Nutzer.

Velos führen auch an anderen Orten zu Problemen

Die Situation an der Europaalle und auf der Polyterrasse bietet laut Thomas Hug einen Vorgeschmack auf das, was beim neuen Forum UZH passieren könnte. Auch beim Bau der Europaallee hätten die Verantwortlichen zu wenige Veloparkplätze eingeplant. «Heute regen sich aber alle über die Velos auf, die im Weg stehen», sagt der GLP-Politiker. Auf der Polyterrasse müsse man mittlerweile sogar Schilder aufstellen, die darauf hinweisen, dass es verboten sei, Velos abzustellen. «Das ist doch ein Zeichen, dass man es mit den Veloabstellplätzen nicht wirklich im Griff hat», sagt Hug.

«Was am Anfang gespart wird, zahlt man am Ende vielfach mehr»

Für Hug ist klar: «Stadt und Kanton müssen sich auf die Finger klopfen.» Der Raumplaner wagt eine Prognose: «Was man am Anfang spart, zahlt man am Ende vielfach mehr.» Ob das auch beim Forum UZH so sein wird, wird sich spätestens in fünf Jahren zeigen. Baustart des neuen Universitätsgebäudes wird voraussichtlich 2024 sein und ab 2028 sollen Studierende und Angestellte im Forum UZH studieren und arbeiten können – falls sie einen Veloparkplatz finden.

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veröffentlicht: 5. April 2023 05:48
aktualisiert: 5. April 2023 09:22
Quelle: ZüriToday

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