Neue Migros-Rabatte

«Top-Aktionen aus aller Welt» bringen Juckerfarm-Besitzer in Rage

04.01.2023, 13:47 Uhr
· Online seit 29.12.2022, 09:45 Uhr
Die Migros bietet Früchte aus dem Ausland zu Spottpreisen an. Martin Jucker von der Jucker Farm wirft der Grossverteilerin vor, das eigene Nachhaltigkeitsprogramm zu zerstören. Diese will ihren Kunden nicht vorschreiben, was auf den Teller kommt.
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Mit kleinem Budget können sich Kundinnen und Kunden bei Migros einen fruchtigen Neujahrsschmaus zusammenkaufen. Für 2,50 Franken statt 3,30 Franken gibt es bis Anfang Januar 250 Gramm Heidelbeeren, das Kilo Birnen kostet nur noch 4,30 Franken statt 5,40 und der Preis pro Avocado ist von 1,95 Franken auf 1,50 Franken gesunken.

Doch die günstigen Angebote haben einen weiten Weg hinter sich, wie ein zweiter Blick auf die Aktionen zeigt: Die Heidelbeeren stammen aus Peru, Chile und Südafrika, die Birnen aus Italien und die Avocado aus Spanien. Die Aktionen in der neusten Ausgabe des Migros-Magazins bringen Martin Jucker, Unternehmer und Mitgründer der Jucker Farm in Seegräben, in Rage.

«Ihr müsst widerstehen»

«Top Aktionen aus aller Welt. Wie wenn es keine Früchte mehr aus der Nähe gäbe!», kritisiert er in einem Post auf dem Business-Netzwerk Linkedin. Dabei nimmt er den Anbieter in die Pflicht und wirft der Migros vor, ihr eigenes Nachhaltigkeitsprogramm, Generation M. zu zerstören. Weiter ruft er auf: «Liebe Migros Kunden, ihr müsst jetzt stark sein, ihr müsst widerstehen und erkennen, dass ihr von eurer Lieblingsmarke verar... werdet.»

Sein Post hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst. «Sehe ich genau so! Also liebe Migros-KundenInnen, schaut beim Einkauf auf regionale Lebensmittel – es gibt genügend davon :)», schreibt eine Userin. Eine weitere postete eine Aktions-Übersicht von Coop und schreibt: «Ist bei der Konkurrenz (leider) auch nicht besser. Greenwashing scheint Usus zu sein.» Ein User schätzt sich glücklich, in Montenegro Avocados aus dem eigenen Garten geniessen zu können. «Doch zu sehen, dass Heidelbeeren und Birnen in die Schweiz importiert werden, macht mich nachdenklich.»

Ein Kommentierender nimmt die Kundschaft in die Pflicht. Sie müsse ihr (Kauf-)-Verhalten ändern, dann ändere das Sortiment in den Grossverteilern wieder. Ein User entgegnet, dass er im Dezember noch nie habe Erdbeeren kaufen wollen, geschweige denn, sich an einem Infostand beschwert habe, weil es keine Erdbeeren gegeben habe.

Heidelbeeren aus Südamerika brauche niemand

Für Martin Jucker bedeutet Verantwortung, sich regional zu ernähren. Was die Migros betreibe, sei Greenwashing auf höchstem Niveau. «Mich regt auf, dass die Migros in ihrer Aktionsübersicht null Schweizer Früchte anpreist und sich gleichzeitig Nachhaltigkeit auf die Fahne schreibt», sagt er zu ZüriToday. Heidelbeeren aus Südamerika brauche jetzt nun wirklich niemand. «Heidelbeeren kann man in der Schweiz anbauen oder wenn es unbedingt sein muss, aus Spanien importieren.» Auch sei es ein Unsinn, Birnen aus Italien anzupreisen, während diese in der Schweiz gerade Saison hätten.

«Würden wir auf dem Juckerhof Früchte und Gemüse aus dem Ausland zu Spottpreisen anbieten, müssten wir alle anderen Preise auch um fünf bis zehn Prozent erhöhen», so der Farmbesitzer. Richtig wäre laut Jucker, wenn der Grossverteiler auf Rabatt-Produkte ausländischer Herkunft verzichten und stattdessen regionale Produkte zu moderaten Preisen anbieten würde. Im Herbst hatte der Juckerhof dazu aufgerufen, keine Gala-Äpfel mehr zu kaufen.

Migros hält am Angebot fest

Die Kritik gibt der Migros keinen Anlass, das Angebot zu überdenken. «Nun, die Schweizer Landwirtschaft kann die Bevölkerung nur zu rund 60 Prozent mit eigenen Erzeugnissen versorgen, der Rest muss importiert werden», sagt Macrel Schlatter, Leiter der Migros-Medienstelle. Dennoch stammten in der Migros 70 Prozent der Lebensmittel aus der Schweiz.

Auch Beeren aus aller Welt werden die Kundinnen und Kunden im Grossverteiler weiterhin jederzeit kaufen können. «Selbstverständlich soll, wer will, auch im Winter gesunde Beeren (aus dem Ausland) geniessen dürfen. Wir schreiben unseren Kundinnen und Kunden nicht vor, was bei ihnen zu Hause auf den Teller kommt», erklärt Schlatter.

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veröffentlicht: 29. Dezember 2022 09:45
aktualisiert: 4. Januar 2023 13:47
Quelle: ZüriToday

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