Delegiertenversammlung

Streit bei Gastro Zürich eskaliert: «Alle haben geraucht und getrunken»

24.04.2023, 17:22 Uhr
· Online seit 24.04.2023, 10:48 Uhr
Dr. Karl E. Schroeder wird beschuldigt, bei Gastro Zürich im grossen Stil auf Geschäftskosten privat eingekauft zu haben. An der Delegiertenversammlung äussert sich der ehemalige Geschäftsleiter zu den Vorwürfen. Er erntet Pfiffe und verlässt zum Schluss wütend die Versammlung.

Quelle: ZüriToday / Linus Bauer, Video vom 24. April 2023

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Ein brisanter Untersuchungsbericht über angebliche Unregelmässigkeiten in der Geschäftsführung des kantonalen Wirteverbands sind am Montag an der Delegiertenversammlung von Gastro Zürich Thema. Dieser wurde vom aktuellen Vorstand von Gastro Zürich in Auftrag gegeben, dem Präsident Urs Pfäffli vorsteht.

Bei der Kontrolle der Buchhaltung wurde ein Betrag von rund 443’000 Franken ermittelt, bei dem eine Revisionsfirma von nicht geschäftsrelevanten Ausgaben ausgehen. Gastro Zürich sei dadurch «ein grosser finanzieller Schaden entstanden», heisst es in einem Bericht des «Tages-Anzeigers».

Strafanzeige gegen drei Kaderleute

Geprüft wurden die Jahre 2021 und 2020 auf den Verdacht der ungetreuen Geschäftsführung durch drei Personen: Den ehemaligen Geschäftsleiter Karl E. Schroeder und zwei Kader-Mitarbeiterinnen. Der Vorstand werde nun eine Strafanzeige einreichen, wie Pfäffli gegenüber der Zeitung bestätigt: «Wir hatten auf einen Vergleich gehofft, aber dazu kam es nicht.»

Teilweise waren offensichtlich private Ausgaben zahlreich als geschäftlicher Aufwand oder Spesen verbucht worden. Dazu zählten Designerkleider, teure Weine für rund 96'500 Franken und Zigarren. Auch für Duftkerzen, Raumdüfte und Parfüms wurden ohne nachvollziehbaren Grund fast 50’000 Franken ausgegeben.

58'800 Franken für Smartphones und iPads

Die Güter wurden teils im Inventar gar nicht aufgelistet oder, wie eingekaufte Elektrogeräte, waren schlicht nicht mehr auffindbar. Die insgesamt 58'800 Franken teuren Smartphones, Notebooks, iPads und Airpods sollen gemäss der Aussage vom ehemaligen Geschäftsleiter Karl E. Schröder zur Kompensation für Überstunden im Büro gewesen sein.

Designerkleider, Brautmode und Babyutensilien sollen gemäss Buchungstexten für die beiden Kadermitarbeiterinnen gewesen sein – auch hier angeblich als Kompensation gedacht. An Veranstaltungen hätten beide Frauen oft Abend- und Wochenendarbeit geleistet, die ihnen nie privat vergütet wurde, so Schroeder.

Ehemaliger Geschäftsleiter weist Vorwürfe zurück

Karl E. Schroeder, der den Gastro-Verband 26 Jahre lang geführt hatte, weist die Vorwürfe in einem Brief an die Delegierten von Gastro Zürich zurück. Er glaubt an einen Rachefeldzug einzelner Vorstandsmitglieder gegen ihn und sagt dazu: «Für das Geld, das der neue Vorstand für den Rachefeldzug gegen den alten Vorstand ausgibt, hätte bei Gastro Zürich noch manche Zigarre geraucht und manche Flasche Wein getrunken werden können».

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(nib)

veröffentlicht: 24. April 2023 10:48
aktualisiert: 24. April 2023 17:22
Quelle: ZüriToday

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