Strassenmusiker muss für Bewilligung erst bei Polizei vorspielen
Im Jahr 2022 rasselten bei der Ombudsstelle Winterthur so viele Fälle rein, wie schon lange nicht mehr. Einige der Fälle könnte man durchaus als seltsam bezeichnen. Zum Beispiel der, dass die Polizei Strassenmusikantinnen und Strassenmusikanten zum Vorspielen aufbietet.
Diesen Umstand schildert die Ombudsstelle zumindest in ihrem Jahresbericht 2022, wie der «Landbote» schreibt. Jeweils samstags spiele er in der Winterthurer Altstadt Gitarre, erzählte ein Musiker. Dafür muss er sich jedes Mal eine Bewilligung auf dem Polizeiposten abholen. Pünktlich um 13.30 Uhr.
Bewilligung nur gegen Probe-Spielen
Eines Tages habe ihn der Polizist am Schalter aufgefordert, seine Gitarre aus dem Auto zu holen und etwas vorzuspielen. Wenn er nicht vorspiele, kriege er die Bewilligung nicht, habe es geheissen. Sein Auftritt bei den Beamten sei anscheinend gut angekommen. Er erhielt die Bewilligung, um auf den Strassen der Altstadt zu musizieren.
Stutzig gemacht hat ihn das Casting bei den Beamten aber doch und aus diesem Grund meldete er sich bei der Ombudsstelle. Auf dem Merkblatt für Strassenmusiker stand nichts davon, dass man zum Probespielen antreten müsse.
Unbekannte Gesichter müssen sich beweisen
Die Winterthurer Stadtpolizei erklärte das ungewöhnliche Casting damit, dass Leute reklamiert hätten weil, «das Talent einiger Strassenmusiker zu wünschen übrig liess», schreibt der «Landbote». Das sei der Grund gewesen, dass man die Regel des Vorspielens eingeführt habe, wenn die Polizistinnen und Polizisten die Musikerin oder den Musiker nicht kennen.
Die Ombudsstelle zeigte sich nicht glücklich über diese Regel. Das öffne Willkür Tür und Tor, hiess es. «Eine polizeiliche Anordnung, die nur darauf beruht, ob sich der betreffende Polizist an den Musiker erinnern mag, ist nicht haltbar», schreibt sie. Als Reaktion darauf zog die Stadtpolizei diese Anweisung wieder zurück.
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(roa)