Bührle-Sammlung

Zürcher Stadtrat will Zwangsarbeits-Verdacht genau prüfen

· Online seit 24.02.2022, 15:24 Uhr
Die Bührle-Sammlung im Kunsthaus wird die Zürcher Politik weiterhin beschäftigen. Der Stadtrat will zum Thema Zwangsarbeit für Emil Bührle eine Studie in Auftrag geben.
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Konkret will der Zürcher Stadtrat historisch aufarbeiten lassen, ob und wie die Zürcher Fürsorgebehörde ab den 1930er-Jahren in die Ausbeutung von Menschen durch Zwangsarbeit verwickelt war. Dies geht aus einer Antwort des Stadtrats auf einen Vorstoss im Stadtparlament hervor.

Die Motion von Christine Seidler (SP) und 30 Mitunterzeichnenden erwähnt explizit auch den Waffenhändler und Kunstsammler Emil Bührle. Wie der «Beobachter» im vergangenen Jahr berichtete, liess dieser in einer ihm gehörenden Spinnerei in Dietfurt SG ab 1941 im «Marienheim» internierte minderjährige Mädchen zu Hungerlöhnen arbeiten.

Aufarbeitung betrifft nicht nur Mädchenheime

Fürsorgebehörden aus der ganzen Deutschschweiz hätten dort mindestens 300 Mädchen gegen ihren Willen untergebracht. Die Arbeit in der Spinnerei soll faktisch Zwangsarbeit gewesen sein - obwohl diese in der Schweiz damals bereits verboten war.

Die historische Aufarbeitung, welche der Zürcher Stadtrat anstrebt, geht jedoch über die Mädchenheime hinaus und soll verschiedene Bereiche fürsorgerischer Zwangsmassnahmen umfassen. In einem ersten Schritt soll abgeklärt werden, wo die grössten Lücken bestehen in der bisherigen Aufarbeitung.

Ebenfalls im Zürcher Gemeinderat hängig sind vier weitere Vorstösse rund um die Kunstsammlung von Emil Bührle. Gefordert wird unter anderem eine Neugestaltung der Ausstellung mit Bührles Bildern im Kunsthaus-Erweiterungsbau, unter Einbezug neuer historischer Erkenntnisse. Ein anderer Vorstoss fordert, dass die Bührle-Stiftung die Werke der Stadt schenken soll.

(sda/mhe)

veröffentlicht: 24. Februar 2022 15:24
aktualisiert: 24. Februar 2022 15:24
Quelle: sda

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