Vegi-Kampagne der Stadt Zürich schmeckt SVP-Brunner nicht
Quelle: TeleZüri
«Klima à la carte: Mehr Zürich – weniger CO₂»: Die Stadt Zürich wirbt mit Plakaten für klimaverträgliche Ernährung. Ein User auf X (ehemals Twitter) fragt sich, ob es Aufgabe der Stadt Zürich sei, Einwohnerinnen und Einwohnern vorzuschreiben, was sie essen sollen. Der Hashtag #TaxMoneyAtWork unter einem viralen Tweet suggeriert, dass Steuergelder anders einzusetzen seien als für die kulinarische Erziehung der Bevölkerung. Der Post polarisiert. Über 42’000 Personen haben ihn gesehen, fast 140 haben darauf reagiert.
Ist es Aufgabe der @stadtzuerich, ihren Einwohnerinnen und Einwohnern zu sagen, was sie essen sollen? #TaxMoneyAtWork pic.twitter.com/HVhymT0T9R
— Peter Hossli (@phossli) September 6, 2023
Heftige Reaktionen auf einen viralen Tweet
Die Mehrheit meint, dass die Regierung durchaus aufzeigen soll, was gesund und nachhaltig ist. Klimaschutz sei eine Aufgabe auf allen Staatsebenen. Andererseits wird angeprangert, dass damit Steuergelder unsinnig verprasst würden: «Steuergeldverschwendung zu Gunsten Ideologie.» Viele fügen an, dass der Bund schliesslich auch die Fleischindustrie mit Zahlungen in Millionenhöhe unterstützt. Und: «Fakten helfen Bürgern bei ihren Entscheidungen.» Schliesslich handle es sich nur um eine Empfehlung, nicht um einen Zwang. Doch andere fühlen sich bevormundet: Aus Trotz gegen «woke-linke Propaganda» will ein User jetzt sogar extra Fleisch kaufen.
«Erwachsene Bürger werden bevormundet»
Auch in der Politik sorgt die Kampagne für Gesprächsstoff. Die Zürcher Kantonsrätin Susanne Brunner stört sich, dass diese mit Klimapolitik nichts zu tun habe: «Es geht um die Bevormundung von erwachsenen Bürgern. Der Staat mischt sich in die private Lebensführung ein.» Die Stadt Zürich teilt diese Meinung nicht.
Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements, stellt fest, dass nach wie vor viel Aufklärungsarbeit zu leisten sei. Denn: In der Gemeindeverordnung ist verankert, dass die Stadt Zürich nachhaltige Ernährung fördern muss. Hauri unterstreicht, dass die Stadt Zürich nicht mit Verboten die Bevölkerung erziehen will.
Redundante 300’000 Franken: Wer für Netto-Null ist, braucht keine Ernährungstipps
Susanne Brunner sieht in der Plakatkampagne nicht nur eine Bevormundung, sondern auch in den Sand gesetzte Steuergelder. Die Kampagne kostet die Stadt Zürich rund 300’000 Franken. «Dass man die gleiche Mehrheit noch einmal mit einer Plakatkampagne überzeugen muss, wie sie zu essen hat, ist eigentlich überflüssig», meint Brunner. Wer im vergangenen Jahr Ja zu Netto-Null bis 2040 gestimmt habe, sei schliesslich schon für das Klima sensibilisiert. Der zuständige Stadtrat für die Kampagne, Andreas Hauri, widerspricht: «Wir stellen fest, dass wir nach wie vor viel Aufklärungsarbeit leisten müssen.» Für die Umsetzung der Klimaziele brauche es viel Unterstützung, die laut Hauri auch stark vom Gesundheits- und Umweltdepartement geleistet werden soll. (haf)