«Sorry, Corine Mauch, aber diese Drohung ist unerhört»
Quelle: ZüriToday / Eduard Brand
Corine Mauch (SP) setzte sich vehement für eine Totalsanierung des Pfauen ein. «Im Theatersaal sind grosse Teile der Bühne fürs Publikum nicht einsehbar. Die Akustik ist eingeschränkt», so die Stadtpräsidentin. Zudem habe es aktuell zu wenig Platz für grosse Theaterproduktionen.
«Das ist eine Frechheit»
Mauch geht sogar soweit: «In Zukunft wäre nur noch eine Form von Kleinst-Repertoire möglich. Das könnte sich negativ auf den Bestand und das Theaterensemble auswirken.» Diese Aussage stösst Mauchs Parteikollege Mark Richli (SP) sauer auf. «Die Drohung, das Schauspielhaus werde auf Kleinst-Repertoire beschnitten und sei in seiner Existenz bedroht, ist – sorry, Corine Mauch – unerhört. Das ist eine Frechheit. Das grenzt an Arbeitsverweigerung des Stadtrats.»
«Arbeitsverweigerung ist kreuzfalsch»
Stadtpräsidentin Corine Mauch lässt den Vorwurf ihres Parteikollegen nicht gelten. Auf Nachfrage bezeichnet sie Richlis Tonfall als «nicht sehr anständig». Und kontert seine Aussage: «Arbeitsverweigerung ist sicher der kreuzfalsche Begriff.»
Jetzt kommt «sanfte Sanierung»
Eine Mehrheit des Zürcher Stadtparlaments liess sich von Corine Mauchs Aussagen ebenfalls nicht überzeugen. Die Totalsanierung des Pfauen ist vom Tisch. Nun kommt eine Variante zum Zug, die «sanfte Eingriffe» vorsieht – etwa bei Akustik, Sicht und Brandschutz.
Der Stadtrat wird die entsprechende Vorlage ausarbeiten. In einigen Jahren soll das Stimmvolk diesen Umbau dann noch bewilligen.
Angedacht ist dabei, dass das angrenzende Restaurant, in dem aktuell ein Bindella-Betrieb ansässig ist, zur Schauspielhausfläche dazugeschlagen wird. Statt Pizza gäbe es künftig also Cüpli in einem neuen Foyer, das auch ein Gastroangebot beinhalten soll.
Pfauensaal komplett herausreissen
Der Totalumbau, den Stadtrat und Theaterführung gefordert hatten, hätte dazu geführt, dass der historische Pfauensaal und die Bühne komplett herausgerissen worden wären. Dabei wäre der Saal um eine Etage angehoben worden, um mehr Fläche zu schaffen. Lediglich bei der Fassade wäre alles beim Alten geblieben.
Gegen das Vorhaben hatte sich aber von Anfang an Widerstand formiert. Eine Allianz von Kulturschaffenden und Heimatschützern setzte sich für den Erhalt des geschichtsträchtigen Saals ein.
Das Schauspielhaus mit dem Pfauensaal aus dem Jahr 1926 war während der Nazizeit die einzige noch freie deutschsprachige Bühne und gilt deshalb als Erinnerungsort der Theatergeschichte.
Schauspielhaus-Leitung ist enttäuscht
Der Verwaltungsrat der Schauspielhaus AG schreibt in einer Mitteilung, dass die gewählte Variante mit der leichten Sanierung dazu führen würde, dass das Publikum auch in Zukunft unbefriedigende Akustik- und Sichtverhältnisse in Kauf nehmen müsse.
Den Entscheid gelte es aber zu respektieren. «Damit ist der erste Vorhang gefallen», schreibt der Verwaltungsrat. Selbstverständlich sei es das Ziel, auch unter schlechteren Bedingungen das weiterhin bestmögliche Theater auf die Bühne zu bringen.
Es werde sich aber zeigen, ob die Stimmbevölkerung gleicher Meinung sei wie das Parlament und «einem Sanierungskredit von weit über 100 Millionen zustimmt, der die aktuellen Probleme der Theaterschaffenden nicht löst, sondern noch verschärft».
(jos/sda)