Rote Karte für Zürcher Schulkinder: «So etwas habe ich noch nie erlebt»
Weil es in der Pause unschöne Szenen gab, haben zwei Zürcher Schulhäuser das Fussballspiel zwischen den Lektionen verboten. Aggressives Verhalten, Hooligan-Attitüden und Schlachtgesänge hatten die verantwortliche Schule Am Üetliberg zu dieser ungewöhnlichen Massregelung bewogen. «Unser Mai ist fussballfrei», hiess es in einer E-Mail an die Eltern.
Eine einmalige Massnahme
Für Willy Scramoncini, dem Leiter der Abteilung Spielbetrieb beim Fussballverband Region Zürich, kommt der Vorfall höchst überraschend. «So etwas haben wir im Schulfussball noch nie erlebt», sagt er auf Anfrage von ZüriToday. Die Massnahme sei eine absolute Ausnahme.
An eine Überreaktion glaubt Scramoncini nicht. Er kenne die Leiter der betroffenen Schule, pfeife regelmässig an den dortigen Schüler-gegen-Lehrer-Matches. «Da ist etwas rechtes vorgefallen, dass die Verantwortlichen so eine Massnahme ergreifen mussten.» Sie zeigen damit unmissverständlich: So nicht!
Fankultur als Inspiration?
Vom Vorfall an der Schule Am Üetliberg könne man aber nicht auf ein generelles Problem auf den Zürcher Pausenplätzen schliessen. Auseinandersetzungen gebe es immer, diese liessen sich aber auch stets lösen.
Es sei auch nicht ganz zu vermeiden, dass sich Teile der Fankultur aus dem Profifussball im Breiten- und sogar Schulfussball niederschlagen, sagt Scramoncini. «Man sollte aber nicht zu viel in diesen Vorfall hineininterpretieren.»
Willy Scramoncini, Leiter der Abteilung Spielbetrieb beim Fussballverband Region Zürich.
Konflikte lassen sich meistens friedlich lösen
Dazu kommt: Fussball ist an den Zürcher Schulen aktuell höchst populär. Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler sieht man, laut Scramoncini, etwa an den Hunderten von Anmeldungen für den CS-Cup. Die von der Credit Suisse gesponserte Meisterschaft ist die offizielle Schweizer Schulfussball-Meisterschaft. Und die überwiegende Mehrzahl der Spiele läuft im friedlichen Wettstreit ab.
Willy Scramoncini zweifelt deshalb auch nicht daran, dass die Schule Am Üetliberg die Ereignisse auf dem Pausenplatz nach der einmonatigen Strafpause in den Griff bekommen wird. «Die Schule wird Gespräche mit den Kindern und ihren Eltern führen und so die Probleme lösen können, davon bin ich überzeugt.»
(osc)