Songmapp

Mit einer Landkarte aus Geschichten und Songs kannst du Zürich neu erleben

· Online seit 11.04.2022, 10:04 Uhr
Mit «Songmapp» hat der Künstler Markus Schönholzer eine App geschaffen, die bestimmte Orte mit Liedern und Texten verbindet. So lernt man Gegenden auf neue Art und Weise kennen, wie ein Spaziergang durch Zürich zeigt.
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In der Bahnhofstrasse war an diesem Sonntag Hochbetrieb, als seien die Läden geöffnet und die Preise im Keller. Durch die Kopfhörer singt eine samtige Stimme mit Gitarrenbegleitung übers Vergessen: Vergessen, was man sich vorgenommen hat, vergessen, was man vergessen hat, vergessen, was einen beschäftigt – einfach nur den Moment geniessen. In der Bahnhofstrasse fühlt man sich fast schon wie ein stiller Beobachter, der von aussen das gehetzte Treiben verfolgt.

Das Lied ist Teil der App «Songmapp», die am Sonntag veröffentlicht wurde. Am Sonntag stellten die Verantwortlichen ihre App bei einem Medienrundgang vor. Die "Limmattaler Zeitung" berichtet darüber.

«Man macht sich seinen eigenen Videoclip»

«Songmapp» beschreibt sich als «digitale Freiluftbühne» und versteht sich als Alternative zum Angebot gängiger Streamingdienste. Die App verbindet verschiedene Orte mit Songs und Geschichten, die eigens für diese Orte geschaffen wurden. Die Umgebung wird Teil des Hörerlebnisses. «Man macht sich seinen eigenen Videoclip», kommentierte ein Beteiligter am Sonntag treffend sein Erlebnis mit der App.

Die verschiedenen Songs und Geschichten lassen sich allerdings erst hören, wenn man mit dem Handy vor Ort ist. Man muss sie also zuerst freischalten. Anschliessend lassen sie sich dann auch von zu Hause aus geniessen. Bislang sind elf Songs und elf Geschichten in der App abrufbar. Weitere sollen folgen.

Der gut eineinhalbstündige Spaziergang umfasste insgesamt fünf dieser Stationen und führte von der Bahnhofstrasse über den Treffpunkt in der Bahnhofshalle und über den Negrellisteg bis zum Friedhof Sihlfeld. Jedem Song war die direkte Verbundenheit mit seinem Ort erkennbar: Am HB etwa sang der Musiker Markus Schönholzer vom Zu-spät- und Zu-früh-Kommen, auf dem Negrellisteg – beim Blick die Gleise entlang – ging es um den Perspektivenwechsel von einem Pessimisten zum Optimisten.

Von der Geburtsstation bis zum Friedhof

Neben Schönholzers Werken sind – auf einer separaten Route – in der App auch Geschichten des Autors und Kabarettisten Ralf Schlatter zu hören. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, «eine Lebensgeschichte in Stationen zu erzählen», wie er beim Rundgang erklärte. Seine Route startet passend bei der Geburtsstation des Triemli-Spitals und endet beim Friedhof Sihlfeld.

Hinter «Songmapp» steckt der Musiker und Songwriter Markus Schönholzer, der sonst eigentlich nur in Musicals und Theater aktiv war. Entstanden sei es während der Pandemie. Während eines Spazierganges mit seiner Frau habe er sich gefragt, was die Toten wohl so zu erzählen hätten, wenn sie denn reden könnten. So sei die Idee gekommen, Orte zu vertonen.

«Bin froh, ist diese strenge Zeit vorbei»

Mit dem Projekt wollte er zudem Künstlerinnen und Künstlern trotz geschlossener Konzertlokale eine Möglichkeit bieten, aufzutreten, heisst es in einer Medienmitteilung. Die App passe aber auch heute nach Aufhebung aller Massnahmen noch. Denn:

Aus der rund vierköpfigen Entwicklergruppe, welche die App realisiert hat, ist inzwischen der Verein «Songmapp» entstanden. Dieser ist gemäss Website als «Non-Profit-Unter­fangen» organisiert. Unterstützung erhält sie von der Stadt und dem Kanton Zürich sowie von verschiedenen Stiftungen. Zudem gibt es über die App die Möglichkeit, Geld zu spenden. Die Beträge würden gleich auf alle Beteiligten aufgeteilt, so Schönholzer.

Für den Initiator waren die vergangenen eineinhalb Jahre seit dem Start der Entwicklerarbeiten streng, wie er sagt. «Ich bin froh, ist diese nun vorbei.» Nun hofft Schönholzer, dass die App gut anläuft. Einfach werde es wohl nicht. «Natürlich ist es immer schwierig, etwas zu vermarkten, das es noch nicht gibt.»

Jeder Musikstil ist willkommen

Egal ob Chanson, Ländler, Rap oder andere Musikrichtungen: Er hofft darauf, dass sich viele Künstlerinnen und Künstler beim Verein melden und ihre Werke zur Verfügung stellen wollen. Ganz so einfach geht die Veröffentlichung der Songs allerdings nicht: Der Verein prüft sie vorab.

«Songmapp» ist gratis im Appstore sowie auf Google Play erhältlich. Bislang sind nur zwei Routen in Zürich verfügbar. Noch vor dem Sommer ist mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern auch eine Ausdehnung auf weitere Städte geplant. «Wir wollen die Applikation ­beleben», sagte Schönholzer. «Ziel ist es, Landschaften zu schaffen, wo Künstlerinnen und Künstler ihre Gedanken und Lieder publizieren können.»

Die App ist für iPhones und ­Android-Smartphones im App-Store respektive im Google Play Store für die ganze Schweiz und Liechtenstein verfügbar. Sie ist kostenlos.

(Sven Hoti/Limmattaler Zeitung)

veröffentlicht: 11. April 2022 10:04
aktualisiert: 11. April 2022 10:04
Quelle: Limmattaler Zeitung

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