FDP fordert Stadtrat-Antwort

Diskussion um Abo-Rückgang und Diversität beim Schauspielhaus geht weiter

· Online seit 12.10.2022, 18:28 Uhr
Die Abo-Zahlen gehen zurück, dies wird mit dem Diversitätsprogramm in Verbindung gebracht. Das Theater selbst wehrt sich gegen die Vorwürfe und jetzt geht in die nächste Runde. In die Debatte ums Schauspielhaus Zürich ist nun auch der Stadtrat involviert.

Quelle: TeleZüri

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Die Zahlen des Zürcher Schauspielhauses gehen zurück. Für die laufende Spielzeit wurden nur 72 Prozent der Abonnemente erneuert, während die Zahl in den vorangehenden Jahren konstant über 95 Prozent lag. Andere Schweizer Städte zeigen keine solche Entwicklung.

«Beim Rückgang der Abo-Erneuerungen handelt es sich um einen Trend, der seit Jahren bei vielen Theaterhäusern wahrnehmbar ist und den die Pandemie verstärkt hat», sagte Schauspielhaus-Sprecherin Seta Thakur zuletzt zu ZüriToday

Gleichzeitig richtet sich am Zürcher Theater so ziemlich alles nach Diversität. Auch eine «Agentin für Diversität» ist angestellt. Doch wie die «NZZ am Sonntag» berichtet hatte, stören sich ehemalige Besuchende ob dieser Umstellung. Das Schauspielhaus reagierte auf Twitter und bezeichnete es als «undifferenziert und polemisch» und dass das Diversitätsprogramm am Rückgang der Abos schuld trägt.

Nun ist der Stadtrat gefragt

Die Stadt Zürich ist die grösste Geldgeberin des Schauspielhauses. Ohne ihre Unterstützung wäre das Theater überlebenslos. Der Stadtrat muss sich nun auch mit der Entwicklung des Schauspielhauses befassen. Denn Yasmine Bourgeois und Flurin Capaul, beide von der FDP, haben eine Anfrage eingereicht. Dabei geht es um den Verkauf der Eintritte im laufenden und in den vergangenen fünf Jahren, aber auch um die finanzielle Unterstützung der Stadt und die Diversität. So wollen Yasmine Bourgeois und Flurin Capaul unter anderem folgende Fragen vom Stadtrat beantwortet haben:

  • Wie stellt der Stadtrat sicher, ohne dabei in die künstlerische und operative Freiheit des Schauspielhauses einzugreifen, dass Diversität auch im Bezug zur gesellschaftlichen Realität in der Schweiz und insbesondere in Zürich verstanden wird?
  • Die Beiträge der Stadt für das Schauspielhaus belaufen sich aktuell auf ca. 40 Millionen Franken. Wie schätzt der Stadtrat das finanzielle Risiko ein, wenn aktuell bereits bekannt ist, dass lediglich 72 Prozent der Abos erneuert wurden? Gibt es Anzeichen dafür, dass die Beiträge erhöht werden müssen?

«Woke Einheitsbrei»

«Das Schauspielhaus muss ein Programm anbieten, das ein breites Publikum anspricht und so auch Geld einbringt», sagt Bourgeois gegenüber der «NZZ». Das sei aktuell nicht der Fall. Das Schauspielhaus müsse nicht jeden Klassiker umschreiben. «Das Theater will divers sein, doch es spricht nur eine bestimmte Sparte an. Der woke Einheitsbrei vergrault die Zuschauer.»

Sprecherin Seta Thakur sagte bereits zu ZüriToday: «Dem Schauspielhaus liegt viel daran, seine treuen, meist langjährigen Abonnentinnen und Abonnenten mit seinem Theaterprogramm anzusprechen und zu halten.»

Der offene, integrative und progressive Ansatz finde sowohl bei einem neugierig gebliebenen, als auch bei einem neuen, jüngeren Publikum durchaus Anklang, sagt Thakur nun zur «NZZ». Das wird dann wohl in der Antwort des Stadtrats mit den Zahlen bewiesen oder widerlegt.

(hap)

veröffentlicht: 12. Oktober 2022 18:28
aktualisiert: 12. Oktober 2022 18:28
Quelle: ZüriToday

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