Keine U-Bahn für die Hochschulen

Die ETH ist mit dem Kanton einverstanden – die Studis dagegen so gar nicht

18.03.2022, 15:53 Uhr
· Online seit 18.03.2022, 15:51 Uhr
Der Zürcher Regierungsrat hält den Bau einer unterirdischen Bahnverbindung zum Hochschulgebiet für viel zu teuer. Diesem Entscheid pflichtet die ETH nun bei. Vollkommen anders sehen das hingegen deren Studierende.
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Eine Verlängerung der Sihltal-Zürich-Üetlibergbahn (SZU) wurde in den letzten Tagen vom Zürcher Regierungsrat diskutiert. Dieser kam schliesslich zum Fazit: Machbar, aber viel zu teuer. Damit scheint das milliardenschwere Projekt, das vor allem das Hochschulgebiet Zürich Zentrum mit der Universität Irchel und der ETH Hönggerberg besser miteinander hätte verbinden sollen, so gut wie vom Tisch.

Auf Nachfrage von ZüriToday haben sowohl die ETH Zürich als auch der Verband der Studierenden an der ETH (VSETH) Stellung bezogen. Mit sehr gegensätzlichen Aussagen. Nils Jensen, Präsident des VSETH, zeigt sich enttäuscht über die Einschätzung des Regierungsrates. «Der VSETH findet es sehr schade, dass der Regierungsrat das Projekt als zu teuer empfindet. Der Standort Hönggerberg wächst sehr stark und wird bis 2040 weiterhin sehr stark wachsen. Leider ist dieser Standort schlecht an das ÖV-Netz angebunden.» So gäbe es keine Tram-Verbindung, lediglich Buslinien und auch keine direkte Verbindung ohne Umsteigen vom HB. «Zu Hauptverkehrszeiten sind die bestehenden Verbindungen ausserdem sehr stark überlastet.» Jensen zufolge hätte das U-Bahn-Projekt geholfen, dieses Problem zu beheben.

«Mit der U-Bahn könnten Studierende eher ausserhalb von Zürich wohnen.»

Dazu komme, dass ETH-Studierende auf den ÖV angewiesen seien, da die meisten kein Auto besässen. «Eine gute Anbindung an den ÖV ist daher besonders wichtig.» Laut Jensen würde eine direkte Verbindung zum HB auch dabei helfen, die Wohnungsnot in Zürich bei Studierenden zu lindern. «Studierende könnten dann unkompliziert ausserhalb von Zürich wohnen und mit der U-Bahn zur ETH fahren.»

Gänzlich andere Töne schlägt die ETH selbst an: Man habe Verständnis für den Entscheid des Regierungsrates, da eine solche U-Bahn-Strecke ausserordentlich kostspielig sei. Die Bedeutung einer solchen Linie sei für die Hochschule eher klein, so Vanessa Bleich, Mediensprecherin der ETH Zürich. «Die vorgeschlagene Verbindung folgt nicht den Hauptverkehrsströmen in Zürich, sondern ist vielmehr auf die Verbindung der Universitätsstandorte ausgerichtet.» Zwar sei die Erschliessung der drei Hochschulstandorte Zentrum, Irchel und Hönggerberg eine grosse Herausforderung, sie lasse sich jedoch mit einem gezielten Ausbau des Tram- und Busnetzes sowie durch die Förderung des Fuss- und Veloverkehrs bewältigen, sagt Bleich.

«Die meisten ETH-Angehörigen würden von der Linie nicht profitieren.»

Auch das Argument von Nils Jensen von der VSETH, mit der neuen Verbindung könne man auch die Wohnsituation in der Stadt tacklen, lässt Bleich nicht gelten: «Die ETH-Angehörigen kommen aus der ganzen Agglomeration und verschiedenen Stadtquartieren. Die meisten würden von dieser Linienführung nicht profitieren.»

Noch ist das Projekt nicht ganz gestorben: Nun muss der Kantonsrat entscheiden, wie es weitergeht. Während der Regierungsrat beantragt hat, das Postulat zum Thema als erledigt abzuschreiben und die Einzelinitiative dazu abzulehnen, träumt der Verband der Studierenden an der ETH noch von einer unerwarteten Wendung. «Wir hoffen sehr, dass der Kantonsrat unsere Punkte erkennt und sich trotzdem für einen Bau der U-Bahn Linie entscheidet», so Nils Jensen abschliessend.

veröffentlicht: 18. März 2022 15:51
aktualisiert: 18. März 2022 15:53
Quelle: ZüriToday

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