Mediterrane Nächte in Zürich

«Besser in der Beiz sitzen als auf der Strasse sein»

23.02.2022, 17:28 Uhr
· Online seit 23.02.2022, 17:05 Uhr
Die Stadt Zürich will das ins Stocken geratene Gastro-Experiment «mediterrane Nächte» erneut anreissen. Restaurantterrassen sollen in den Sommermonaten bis um zwei Uhr morgens geöffnet haben. Gastronomen freuts, Quartiervereine sind kritisch.

Quelle: ZüriToday / Eduard Brand - Baba Godil freut sich, dass fast alle Corona-Massnahmen fallen. 17.02.2022

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Für Grillmeister Baba Godil vom Restaurant Pumpstation in Zürich ist klar: «Ich finde es mega schön, wenn wir bis zwei Uhr morgens offen haben könnten, weil die letzten zwei Jahre schwierig waren. Wir konnten es nicht geniessen. Jetzt müssen wir nachholen, also let's go!»

«Die Zürcher hätten bestimmt Freude»

Baba liebt und lebt seinen Beruf leidenschaftlich. Wenn das Gastro-Experiment «mediterrane Nächte» des Zürcher Gemeinderats dieses mal durchkommt, fände er das auch für die Gäste schön. «Es ist doch besser friedlich und gemütlich an einem Sommerabend in einer Beiz zu sitzen als auf der Strasse», meint der Grillmeister.

Es geht Baba nicht um den Umsatz, sondern um die Freude, dass alle länger geniessen können. Er sei sich sicher, dass die Zürcher die neuen Öffnungszeiten begrüssen würden. Bereits bei der Aufhebung fast aller Corona-Massnahmen meldeten sich viele Gäste bei Baba und kündigten an, dass sie bis zum Schluss bleiben werden - im Restaurant Pumpstation ist das zur Zeit bis ein Uhr morgens möglich.

Gut für den Wirt, leidig für die Mitarbeiter?

Nina (Name geändert) arbeitet schon einige Jahre in einem Zürcher Restaurant mit Terrasse. Sie fände das Arbeiten bis zwei Uhr morgens halb so schlimm. «Wenn es ein geiler Sommerabend ist, dann ist es doch besser draussen zu bedienen, als drinnen in einem Loch», so die 25-Jährige. Oft bleibe sie nach der Arbeit um Mitternacht sowieso noch länger, da komme es auf die zwei Stunden auch nicht mehr an.

Die Mitarbeiter vom Restaurant Pumpstation seien auch bereit, länger zu arbeiten, so Baba. «Die freuen sich nach den letzten zwei Jahren, dass sie Überstunden machen können. Den besten Umsatz machen wir immer von 20.00 Uhr bis Mitternacht.» Das einzige Problem seien die Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel. «Wir haben ein paar Mitarbeitende, die nicht in Zürich wohnen, aber da schauen wir alle immer gemeinsam, dass die auf den letzten Zug können», sagt der Gastronom.

Ungewisse Zukunft für Gastro-Projekt 2022

Widerstand  gibt es von Seiten der Gruppe Innenstadt als Wohnquartier. «Mit den «mediterranen Nächten» würde sich die Lärmbelastung für Anwohnerinnen und Anwohner in den Quartieren in den Sommermonaten weiter verschärfen», warnt Sprecher Felix Stocker gegenüber dem Tages-Anzeiger. «Dies wäre ein Schritt in die falsche Richtung.» Stocker und seine Mitstreiter prüfen rechtliche Schritte, um das Projekt zu Fall zu bringen, oder zumindest erneut so zu verzögern, dass die lauen Nächte bereits vorbei sind – so, wie es ihnen 2020 schon gelang.

veröffentlicht: 23. Februar 2022 17:05
aktualisiert: 23. Februar 2022 17:28
Quelle: ZüriToday

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