Gesundheitswesen

Spital Affoltern vor Schliessung - Bedenkzeit für Spital Uster

· Online seit 15.03.2022, 11:55 Uhr
In der Zürcher Gesundheitsversorgung soll eine weitere Konzentration erfolgen: Bei den Akutspitälern droht dem kleinen Spital Affoltern das Aus, während das zu teure Spital Uster eine Chance erhält, sich neu zu positionieren. Die Gesundheitsdirektion hat die provisorischen Spitallisten 2023 vorgestellt.
Anzeige

Die Zürcher Gesundheitsversorgung soll mit den aktualisierten Spitallisten für Akutsomatik, Psychiatrie und Rehabilitation für die nächsten zehn Jahre so ausgerichtet werden, dass «die richtige Leistung am richtigen Ort zur höchsten Qualität» erbracht werden könne, sagte Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) am Dienstag.

Spital Uster muss sich neu erfinden

Die Spitalplanung 2023 und der damit verbundene 200-seitige Strukturbericht setzen insbesondere auf Konzentration: So erhält das Akutspital Uster, das mit knapp 1300 Mitarbeitenden im Jahr unter anderem rund 10'000 Patientinnen und Patienten stationär behandelt, nur einen provisorischen Leistungsauftrag bis Ende 2025.

Das Spital verzeichnet gemäss Jörg Gruber, dem stellvertretenden Leiter des kantonalen Gesundheitsamtes, überdurchschnittlich hohe und tendenziell steigende Fallkosten. Mit dem Spital in Wetzikon bestehe zudem in unmittelbarer Nähe ein zweites Akutspital. Aus dem Bewerbungsdossier gehe nicht hervor, wie sich das Spital anders positionieren wolle, um die Wirtschaftlichkeit und Effizienz erhöhen.

«Zwei nahe Spitäler mit praktisch dem selbem Angebot haben keine Zukunft», hielt Rickli fest. Das Spital Uster soll bis Ende 2025 «in einem umfassenden Konzept aufzeigen, wie die Versorgungsstrukturen nachhaltig und wirtschaftlich gestaltet werden können».

Frühere Versuche brachten keinen Erfolg; eine Fusion mit Wetzikon scheiterte 2020, und danach angekündigte enge Kooperationen wurden gemäss Strukturbericht «nur zu einem sehr kleinen Teil umgesetzt».

Affoltern und Dielsdorf streichen

Das Spital Affoltern mit rund 550 Mitarbeitenden ist das kleinste Akutspital im Kanton Zürich, das sich für die Spitallisten 2023 beworben hat. Dessen Fallzahlen würden aber zeigen, dass es aktuell «keinen relevanten Anteil des Versorgungsbedarfs der Zürcher Bevölkerung abdeckt», sagte Gruber vor den Medien.

Es bestehe langfristig keine solide Grundlage für einen wirtschaftlichen Betrieb. Im Bereich der Akutsomatik soll das Spital Affoltern nur bis Ende 2025 befristete, nicht verlängerbare Leistungsaufträge erhalten. So bleibe dem Spital und den Trägergemeinden im Knonaueramt Zeit, um sich umzuorientieren.

Keine Übergangsfrist will die Gesundheitsdirektion der Adus Medica AG einräumen. Die private Klinik, die mit rund 40 Mitarbeitenden in früheren Räumen des 1999 geschlossenen Spitals Dielsdorf tätig ist, erreiche aufgrund der geringen Fallzahlen keine versorgungsrelevante Rolle. Sie soll die Leistungsaufträge per Ende 2022 verlieren.

Auf der provisorischen Spitalliste stehen im Bereich Akutsomatik, welche die Spitalleistungen in den Bereichen Medizin, Chirurgie und Gynäkologie umfassen, nun insgesamt 24 Standorte. Neu darauf figuriert das Geburtshaus Winterthur.

Reha in der Nähe und mehr Psychiatrieplätze

Bei der Rehabilitation will der Kanton Zürich vermehrt auf Kliniken setzen, die näher an den Akutspitälern oder am Wohnort der Patientinnen und Patienten liegen. Dies angesichts steigender Fallzahlen als Ergänzung, nicht als Ersatz von bewährten Kliniken.

Die Nähe ermögliche einen einfachen Übergang vom Spital in die Rehabilitation. Davon würden gerade die wachsende Zahl von hochbetagten, oft an mehreren Krankheiten leidenden Patientinnen und Patienten profitieren, hiess es an der Medienkonferenz.

In der Psychiatrie soll die Behandlungsqualität durch umfassendere Anforderungen an die Listenspitäler und durch die Konzentration von spezialisierten Leistungen erhöht werden.

Die provisorischen Spitallisten und der damit verbundene Strukturbericht hat der Regierungsrat am Dienstag in die Vernehmlassung geschickt. Diese dauert bis 14. Mai. Im August will der Regierungsrat die Spitallisten 2023 definitiv festsetzen.

veröffentlicht: 15. März 2022 11:55
aktualisiert: 15. März 2022 11:55
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch