Quelle: CH Media Video Unit / Ramona Dosch-De Cesaris
Flugi-Fans und Aviatik-Freunde haben einen Shop weniger. Der Aviation Market in Bülach schliesst. Normalerweise wolle er in diesem Kanal die neuesten Modelle vorstellen, die eingetroffen seien, sagt Inhaber This Wolfensberger in einem Youtube-Video seines Accounts Aviation Market am Samstag. «Ich werde mein Geschäft auf den 31. Dezember schliessen», kündigt Wolfensberger an.
Grund dafür ist ein Fehler der Schweizerischen Post. 2021 öffnete er sein Geschäft. Trotz Pandemie habe er sich «duchwursteln» können, indem er seine Produkte etwa direkt ab Tür verkauft habe, berichtet Wolfensberger. Der zweite Lockdown und die extreme Teuerung in China hätten seine Reserven jedoch extrem weggeschmelzt. «Den Genickschuss hat mir tatsächlich die Schweizerische Post gegeben.»
Im Oktober 2023 schloss die Post Wolfensbergers Briefkasten. Hellhörig wurde er im Januar, als er den Jahresabschluss machte. «Ich hatte gewisse Rechnungen nicht erhalten, die ich hätte erhalten müssen.» Versicherungen hätten seine neue Adresse verlangt, da ihnen Rechnungen zurückgeschickt worden seien. «Als ich bei der Post nachfragte, ob es ein Problem mit meiner Anschrift gebe, hiess es, dass mein Briefkasten wegen eines Fehlers seit Ende Oktober gesperrt sei» (siehe Box unten).
Post in Briefkasten täuschte
Wolfensberger gab der Post den Auftrag, seine Adresse sofort wieder zu reaktivieren. In der Folge flatterten «Riesenmengen von Post», letzte Mahnungen, Briefe von Inkassobüros und gestrichene Bestellungen in seinen Briefkasten. Auch vorher war sein Briefkasten nie leer gewesen, weshalb er die Sperrung lange nicht bemerkte. «Ich bekam sonstige Zeitungen und Werbemails – dass nur die Post ‹die Post› nicht verträgt, merkt man leider nicht so schnell.»
Total fuhr der Geschäftsführer wegen des fälschlicherweise deaktivierten Briefkastens eine Umsatzeinbusse von 25'000 Franken ein. Dazu kamen viele «sehr böse E-Mails» von Kunden, die auf ihre Lieferung warteten. Die Post habe ihm eine Entschädigung von 1500 Franken angeboten. «Im Verhältnis zum Schaden, den sie verursacht haben, ist das einfach nur lächerlich.»
Die Schweizerische Post bestätigt den Fehler auf Anfrage. «In unserem System wurde die Adresse des Kunden auf ‹inaktiv› gesetzt», sagt Mediensprecherin Silvana Grellmann. Für den Fehler hätten sie sich beim Kunden entschuldigt. «Und wir bedauern, dass Herr Wolfensberger nun auch sein Geschäft schliessen muss.» Wenn die Post dabei einer von verschiedenen Faktoren sei, der dazu beigetragen habe, dann tue ihnen dies natürlich leid. Die Post könne leider nicht mehr nachvollziehen, wie der Fehler passiert sei.
Jeder Fehler sei einer zu viel
In einem Kommentar auf Social Media schreibt ein Firmeninhaber aus Bülach zum Post-Fail beim Aviation Market: «Genau dasselbe ist uns auch passiert!!! Unsere Firmenadresse wurde aus unbekannten Gründen im Post-System gelöscht und wir haben während mehreren Wochen nichts gemerkt.» Erst als die AHV die Rechnung per E-Mail und mit der Bitte nach der neuen Adresse geschickt habe, hätten sie bemerkt, dass etwas nicht stimme.
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Silvana Grellmann macht darauf aufmerksam, dass die Adressdatenbank der Post rund 12 Millionen Adressen umfasst und rund 12'000 Mitarbeitende in den Zustellungsteams in der ganzen Schweiz diese Datenbank pflegen. Glücklicherweise handle es sich um wenige Fälle pro Jahr, in denen sie Adressen von Kundinnen und Kunden aus Versehen deaktivierten. Jeder Fehler sei auch für die Post einer zu viel. «So nehmen wir bei unseren Schulungen, die wir regelmässig mit den Pöstlerinnen und Pöstler machen, auch das Thema der vereinzelt fehlerhaften Adress-Deaktivierung immer wieder auf und wir wenden in der Praxis konsequent das Vier-Augen-Prinzip an.»
Ausverkauf startet
Hängen liess die Post This Wolfensberger nicht. Neben der Entschädigung von 1500 Franken hätten sie die Kulanz erhöht, sagt Silvana Grellmann. Den genauen Betrag will sie nicht erwähnen. «Aufgrund der eingereichten Belege des Kunden konnten wir etwas näher nachvollziehen, welche Unannehmlichkeiten der Kunde hatte.»
Für den Ladenbesitzer ist dies ein schwacher Trost. Die Redaktion erreichte ihn am Montag nicht. Am Ende des Videos sagt er: «Meine Existenz ist zerstört worden. Ich kann nicht mehr profitabel funktionieren.» Er müsse schauen, wie er seinen Lebensunterhalt jetzt verdiene. Zudem sitzt er seit Juli auf seiner Ware. «Als die Ware eintraf, war der Markt abgedeckt.» Seine Kundinnen und Kunden dürfen sich dafür auf das eine oder andere Schnäppchen freuen: Im Oktober startet der Aviation Market einen Lagerräumungsverkauf.