Markierung in Eigenregie

Schwebende Zebrastreifen – Dübendorf verstösst erneut gegen Gesetz

01.04.2023, 11:59 Uhr
· Online seit 30.03.2023, 16:48 Uhr
Die Stadt Dübendorf hat aus einem Fussgängerstreifen eine optische Täuschung gebastelt. Zahlreiche Stimmen befürchten, dass Autofahrer deshalb eine Vollbremsung einlegen. Tatsächlich ging die Stadt in ihrer Kreativität einen Schritt zu weit.

Quelle: ZüriToday / Olivia Eberhardt

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Die Stadt Dübendorf beweist erneut, dass sie im Strassenverkehr ein Herz für Kreativität hat. Nach den Herzli-Ampeln im Stadtzentrum sorgen auf der Leepüntstrasse schwebende Fussgängerstreifen für Aufsehen. Die Strasse zieren sieben gelb-orange Streifen. Da diese eine dreidimensionale Gestalt haben, sieht es zumindest auf den ersten Blick aus, als würden echte Balken leicht über dem Boden schwebend die Strasse blockieren. Auf Social Media hat der spezielle Fussgängerstreifen eine hitzige Diskussion ausgelöst.

Einige Userinnen und User loben die Streifen als tolle Idee. Viele betrachten diese aber auch als gefährlich. Etwa befürchten sie, dass Autofahrerinnen und -fahrer deshalb eine Vollbremsung einlegen. «Sieht geil aus, aber wie viele machen eine Gefahrenbremse, weil sie denken, da liegt was?», fragt ein User. Ein anderer macht sich Gedanken darüber, wozu eine Notbremse «für nichts und nochmals nichts» sinnvoll sein solle.

Eine Fahrschule fordert: «Im Strassenverkehr sollte keine Kunst zugelassen werden, sondern strikte Verkehrsregeln! Diese Willkür sollte verboten sein.»

«Können Verkehrsteilnehmer verwirren»

Bei der Kantonspolizei Zürich fällt die Kreation gleich durch. Laut Mediensprecher Ralph Hirt verfügte die Kapo für die betroffene Stelle einen Fussgängerstreifen. «Allerdings nach der geltenden Norm und nicht als farbgestalterische Strassenoberfläche», betont Hirt. Die Streifen seien nicht erlaubt, da die Markierung nach der Norm des Schweizerischen Verbands der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) erfolgen müsse. Diese habe gesetzlichen Charakter.

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«Ablenkende, nicht den Normen entsprechende Markierungen, können die Verkehrsteilnehmer verwirren, falsche Reaktionen und gefährliche Situationen hervorrufen», sagt Hirt. Die Streifen würden auf Anordnung der Kapo entfernt.

Kunst auf öffentlichen Strassen anzubringen, ist laut der Kantonspolizei nicht erlaubt. Ausnahmen bilden bewilligte Veranstaltungen, bei denen die Strassen gesperrt sind.

Dübendorf fällt immer wieder auf mit kreativen Markierungen

Am Donnerstag entfernte die Stadt die Zusätze zum Zebrastreifen, wie Raymond König, Leiter Tiefbauamt von Dübendorf, auf Anfrage bestätigt. Das Tiefbauamt habe die offiziellen Fussgängerstreifen mit orangen, weissen und schwarzen Klebebändern versehen, was die optische Täuschung ausgelöst habe.

«Damit wollten wir versuchsweise die Aufmerksamkeit beim neuen Fussgängerübergang erhöhen und die Fahrgeschwindigkeit reduzieren», sagt König. Grund dafür seien Meldungen aus der Bevölkerung gewesen, wonach an der Leepüntstrasse, wo ein wichtiger Schulweg bestehe, zu schnell gefahren werde. Doch die Verwirrung sei zu gross gewesen. «Kreativ ja, funktional nein», lautet Königs Fazit deshalb.

Mit dem schwebenden Zebrastreifen hat die Stadt Dübendorf zum dritten Mal zu einer unerlaubten Markierung im Strassenverkehr gegriffen. Im Dezember 2022 versah das Tiefbauamt mehrere Ampeln in Dübendorf mit Herz-Maquetten. Als die Polizei Wind davon bekam, musste die Stadt die Markierungen entfernen. Kurze Zeit später machte Dübendorf Schlagzeilen mit einem selbst kreierten «Schulweg»-Schild. Auch dieses war laut Polizei nicht erlaubt. «Wir arbeiten mit der Kantonspolizei zurzeit an einem guten Ersatz für dieses Schild», sagt Raymond König.

veröffentlicht: 30. März 2023 16:48
aktualisiert: 1. April 2023 11:59
Quelle: ZüriToday

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