Wenn es um Schmuggel geht, sind Gefangene innovativ, das zeigte Andreas Naegeli, Direktor der Justizvollzugsanstalt Pöschwies am Mittwoch an einem Mediengespräch in Zürich. Da werden etwa Drogen in Mayonnaise-Verpackungen versteckt oder Mobiltelefone in Haushaltsgeräten, die im Gefängnis repariert werden.
Hinzu kamen 2022 zwei spektakuläre Fälle in der Pöschwies und im Bezirksgefängnis Zürich. Beim Vorfall in der Pöschwies war mutmasslich auch ein Mitarbeiter involviert. Es gilt die Unschuldsvermutung. Bei all diesen spektakulären Fällen, betonte Mirjam Schlup, Amtsleiterin Justizvollzug und Wiedereingliederung, dass es sich um Einzelfälle handle. Im Gefängnis Pöschwies stellten die Beamten 2021 knapp 300 Gramm Cannabis und 36 Handys sicher.
Auch Spürhunde brauchen Pause
Bei Befragungen gaben unter zehn Prozent der Schweizer Gefangenen an, hinter Gittern Cannabis geraucht zu haben, wie Jérôme Endrass, Leiter Forschung & Entwicklung im Amt für Justizvollzug und Wiedereingliederung sagte. Je älter sie waren, desto weniger kamen die Gefangenen mit Drogen in Berührung. Ein Spiegelbild der Gesellschaft: «Junge Männer werden am häufigsten kriminell», sagte Endrass.
Um den Schmuggel einzudämmen, setzen die Zürcher Behörden nicht auf reine Härte. «Wir können nicht jeden der jährlich 275'000 Ein-und Austritte aufs Äusserste kontrollieren», sagte Naegeli. Zu diesen zählen neben Mitarbeitern und Gefangenen auf Urlaub auch Besucherinnen, Handwerker oder Lieferanten.
Bodyscanner seien in den Zürcher Gefängnissen keine Option. Diese seien zu teuer und potenziell schädlich, sagte Naegeli. Auch Drogenspürhunde könnten nicht 24 Stunden am Tag eingesetzt werden. Wer schmuggeln wolle, finde zudem auch dann einen Weg, wenn an den Eingängen knallhart kontrolliert werde.
Aussenseiter gefragt
Um zu verhindern, dass Angestellte auf den falschen Weg geraten, setzen die Verantwortlichen der Zürcher Gefängnisse auf Vertrauen und Teamgeist. Gefangene würden nämlich häufig Mitarbeitende ansprechen, die sich als Aussenseiter fühlten oder Geldprobleme hätten, sagte Naegeli.
Doch auch die Rekrutierung habe sich geändert. Mittels Online-Auswertung würden bereits gewisse Kandidierende ausgeschieden. Ein kleinerer Faktor ist gemäss den Experten der Lohn. In einer Studie in den USA stellte sich heraus, dass besser bezahlte Gefängniswärter weniger anfällig für Anfrage der Insassen seien. Jedoch seien die Löhne dort deutlich schlechter als in der Schweiz.
(oeb/sda)