Kampf gegen die Hitze

Nochmals 140'000 Franken für Bäume: «Zürich kann und muss sich das leisten»

07.07.2022, 14:36 Uhr
· Online seit 07.07.2022, 07:20 Uhr
Seit Dienstag hängt eine Wolke über dem Turbinenplatz und soll mit feinem Sprühnebel den Platz und die flanierenden Menschen abkühlen. Nicht nur die Bevölkerung steht der Frische-Wolke kritisch gegenüber, sondern auch Mitglieder des Gemeinderats sehen noch Handlungsbedarf.
Anzeige

Die künstliche Nebelwolke «Alto Zürrus» auf dem Turbinenplatz ist seit Dienstag in Betrieb. In fünf Metern Höhe hängen 180 kreisförmig angeordnete Düsen, die bei extremer Hitze für Abkühlung sorgen sollen. Die Meinungen zu dem 140'000 Franken teuren Spass sind gespalten.

Wolke hängt zu hoch

Wie einige Passanten finden, sei es durchaus angenehm, wenn man genau darunter steht. Den ganzen Platz zu kühlen, vermag die Wolke mit Sprühnebel aber nicht. Dies kritisiert auch FDP-Gemeinderätin Elisabeth Schoch. Ihr gefällt die Idee der Nebelwolke, aber findet sie «vielleicht zu schön, um wahr zu sein».

Der Bedarf von 110'000 Litern scheint der FDP-Politikerin unrealistisch, wenn bereits bei 20 Grad gesprüht werde. Dies sei am Mittwochmorgen zum Beispiel der Fall gewesen. Zusätzlich hänge die Wolke viel zu hoch, so dass man bei etwas Aufwind gar nichts mehr von der Erfrischung spüre.

Zürich kann und muss sich das leisten

Für Dominik Waser von den Jungen Grünen ist es wichtig, dass die Stadt Zürich diverse Möglichkeiten der Hitzeminderung teste. «Wir brauchen aber definitiv mehr als ein paar künstliche Wolken», sagt der Politiker und sieht als weitere Massnahmen mehr Bäume, Grünflächen und die massive Entsiegelung.

Das Budget, das für diese Wolke bereitgestellt wurde, lohne sich aus seiner Sicht ganz sicher. Man müsse schliesslich herausfinden, ob dies flächendeckender eingesetzt werden kann. Er sagt aber auch: «Wir müssen gleichzeitig 140’000 Franken (oder noch viel mehr) in Bäume oder andere Massnahmen zur Hitzeminderung investieren. Zürich kann und muss sich dies leisten.»

Quelle: ZüriToday / Robin Luijten / TeleZüri

Turbinenplatz wird zum Versuchslabor

Nicht sinnbringend ist für Elisabeth Schoch ebenfalls, dass die meisten Massnahmen auf dem Turbinenplatz getestet werden. Sie sei zwar nicht gegen die Veränderungen, hadere aber mit der Lieblosigkeit der Veränderungen. «Es scheint mir eher, als wäre der Turbinenplatz zum Versuchslabor degradiert worden», gibt Schoch auf Anfrage zu bedenken.

«Früher war auf dem Turbinenplatz übrigens ein über die ganze Breite laufender Brunnen, den hat man wegen zu viel Arbeit aufgelöst. Ob die Regenwolke mehr Impact hat, bleibt zu bestreiten. Vielleicht ist sie einfach nur spektakulärer», fügt die Gemeinderätin zusätzlich an.

Auch auf Twitter machen sich Userinnen und User vermehrt über die Nebelwolke lustig. «Kunststück, wenn alles zugepflastert wird», schreibt ein Twitterer. Soziologe Marko Kovic kommt in seinem Post mit «Boomer Energy» und argumentiert mit Bäumen und Grünflächen.

Auch auf Facebook ist man der Test-Wolke nicht sonderlich wohlgesonnen: «Wie war das mit Energie sparen?», kommentiert ein User auf der Social-Media-Plattform. Anderen reicht es mit einzelnen Wörtern wie  «ZuReich» oder #bäumepflanze zu kommentieren.

Und wie findest du die «Nebelmaschine»? Schreib es uns per Whatsapp, oder diskutiere in den Kommentaren.

veröffentlicht: 7. Juli 2022 07:20
aktualisiert: 7. Juli 2022 14:36
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch